Fussball-Legende Xavi Hernandez hat erneut die umstrittene Sportnation Katar verteidigt und glaubt, dass das Emirat ein «grossartiger Austragungsort für die Weltmeisterschaft 2022» sein wird.
«Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen», sagte Franz Beckenbauer 2013, als er zu den Bedingungen auf den Baustellen im ölreichen Wüstenstaat angesprochen wurde.
Als spanisches Pendant zum Deutschen kann Xavi bezeichnet werden. Der 40-Jährige hielt letztes Jahr fest: «Ich lebe nicht in einem demokratischen Land, aber ich glaube, dass das System hier besser funktioniert als in Spanien.»
Der ehemalige Captain von Barcelona ist aktuell Trainer beim katarischen Klub Al Sadd. Kürzlich hat der Verein sogar Santi Cazorla verpflichtet. Nach seinem Abschied bei Barça 2015 hatte Xavi dort vier Jahre später auch seine Spielerkarriere beendet. Die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft sei in jeder Hinsicht – Infrastruktur, Hotels und Stadien – gewaltig, so Xavi in einem Interview mit «Marca».
«Das Land hat sich sehr verändert: Strassen, Restaurants ... Katar wächst mit grosser Geschwindigkeit. Sogar der Verkehr hat sich verbessert. Die Menschen werden erstaunt sein, was das Land ausmacht. Generell gibt es viele Vorurteile und unbegründete Kritik. Katar hat alles – es ist ein kleines, gastfreundliches und grosszügiges Land», meint Xavi. Sein Fazit: «Es wird eine historische WM werden.»
Die Schmeichelei für sein Gastland kommt nicht von ungefähr: 2017 schnappte sich der EM- und WM-Sieger stolze 227'000 Euro, nachdem er den Lotto-Jackpot der Doha-Bank geknackt hatte. Der Gewinn sei eine unerwartete, aber willkommene Überraschung gewesen, zitierte ihn die Doha Bank auf ihrer Website.
Dabei gibt es in der Tat viele Gründe, wieso man dem Sportswashing aus Katar kritisch gegenüber sein darf. Abgesehen von der fehlenden Infrastruktur, der Grösse und der mangelnden Fussballbegeisterung des Landes gibt es – harmlos ausgedrückt – zahlreiche Bedenken hinsichtlich der (traurigen) Menschenrechtsbilanz. Zudem findet aufgrund der klimatischen Bedingungen das Turnier nicht im Sommer, sondern in den Wintermonaten statt.
Der 133-malige Nationalspieler befindet sich seit einigen Tagen in häusliche Quarantäne, weil er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Es gehe ihm glücklicherweise gut, er weise auch keine Krankheitssymptome auf, hielt der Al-Sadd-Coach fest.
Der einstige «Passkönig» strebt trotz aller Liebe zu Katar eine Rückkehr nach Katalonien an: «Ich habe immer gesagt, dass mein Hauptziel Barça ist. Das ist meine Heimat und es wäre ein Traum.» Allerdings will Blaugranas Rekordspieler (767 Einsätze) den aktuellen Barca-Coach Quique Setien nicht schwächen: «Wir müssen Quique Setien respektieren – ich wünsche der Mannschaft alles Gute. Wenn Barca kommt, kurz- oder langfristig, dann wird es passieren», so Xavi vielsagend.