Italiens EM-Held Gianluigi Donnarumma wird während des Nations-League-Halbfinals gegen Spanien von den eigenen Fans gnadenlos ausgepfiffen – zum Ärger von Trainer Roberto Mancini.
Als einer der Schlüsselspieler in der Mannschaft des Europameisters lässt Gianluigi Donnarumma im abgelaufenen Sommer ganz Italien jubeln. Spätestens im entscheidenden Penaltyschiessen im Endspiel gegen England avanciert der 22-Jährige zum Helden der «Squadra Azzurra». Im Nachgang wird er zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet. Am Mittwoch aber wird klar: Legenden-Status hat Donnarumma in seinem Heimatland deshalb noch lange nicht – zumindest nicht in Mailand.
Während des Nations-League-Halbfinals wird der Torhüter ausgerechnet im San Siro, bis zum Ende der letzten Saison noch sein Heimstadion, bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen. Grund dafür ist nicht etwa die gezeigte Leistung im Tor der Nationalmannschaft, sondern der ablösefreie Abgang bei der AC Milan in Richtung Paris Saint-Germain. Erst nach monatelangem Hin und Her entscheidet sich Donnarumma im Juli für einen Wechsel – zum Unverständnis zahlreicher Anhänger der Rossoneri.
Mancini: «Heute Abend spielte Italien»
Dieses bekommt Donnarumma bei seiner Rückkehr ins San Siro zu spüren, obwohl er für ein Länderspiel auf dem Platz steht. Neben den Pfiffen und Buhrufen sind rund ums Stadion auch entsprechende Plakate und Transparente zu sehen. Nicht auszudenken, was im rund 75'000 fassenden Stadion los ist, wenn «Gigio» mit seinem neuen Klub einst bei seinem Stammverein gastiert.
Für Trainerlegende Fabio Capello ist der kühle Empfang allerdings verständlich: «Donnarumma war undankbar gegenüber Milan, als er zu PSG ging. Für alles, was der Verein für ihn und seine Familie getan hat, als er noch ein Kind war, hätte er sich anders verhalten müssen», wird der 75-Jährige vom Onlineportal «90min» zitiert.
Ganz anders äussert sich Italiens Nationalcoach Roberto Mancini. «Ich habe das bedauert», betont er an der Pressekonferenz und spricht vom falschen Moment für solche Szenen: «Heute Abend spielte Italien, kein Klub. Man hätte diese Thematik einen Abend lang beiseitelegen und bei einem möglichen Spiel zwischen Milan und PSG pfeifen können. Aber Italien ist Italien und wichtiger als alles andere.» Den Gefallen aber machen die Milan-Anhänger dem Torwart und seinem Coach nicht. Ob die erste Niederlage nach 37 Spielen damit zusammenhängt?