Ottmar Hitzfeld «Nach so einem Vorsprung muss Favre eigentlich Meister werden»

lbe

3.5.2019

Ottmar Hitzfeld (rechts) nimmt Stellung zum spannenden Meisterrennen in der Bundesliga.
Ottmar Hitzfeld (rechts) nimmt Stellung zum spannenden Meisterrennen in der Bundesliga.
Bild: Keystone

Am Samstag geht das Titelrennen der Bundesliga zwischen Bayern und Dortmund in die nächste Runde. Laut Ottmar Hitzfeld spricht das Momentum nach der grossen Aufholjagd für die Münchner. 

Nach der Derby-Niederlage am letzten Samstag zuhause gegen Schalke 04 scheint der Meistertraum für Borussia Dortmund bereits ausgeträumt. Der zwischenzeitlich komfortable Vorsprung von neun Zählern auf die Bayern droht sich in einen Rückstand von vier Punkten zu verwandeln. Weil tagsdarauf aber auch die Bayern patzen und in Nürnberg nur einen Punkt ergattern, ist das Titelrennen in der Bundesliga auch vor dem drittletzten Spieltag völlig offen. Der Titelverteidiger aus München hat aktuell zwei Punkte Vorsprung auf Schwarzgelb.

In einem Interview mit «Blick» spricht Ottmar Hitzfeld über die entstandene Polemik um Lucien Favre und erklärt, wieso der Punkt in Nürnberg für den FC Bayern trotzdem von entscheidender Bedeutung sein kann.


Ottmar Hitzfeld über…

…die Titelchancen im Meisterrennen

Das Momentum spricht für Bayern, aufgrund der letzten 10 Spiele. Sie haben einen riesen Rückstand aufgeholt und haben es nun in der eigenen Hand. Dortmund ist den Beweis schuldig geblieben, Big Points machen zu können. Ob in der Champions League gegen Tottenham, im DFB-Pokal gegen Bremen, beim 0:5 in München oder zuletzt im Derby.

…die schwächelnden Bayern in Nürnberg

Das war schon überraschend. Aber der Punkt ist wie ein Sieg, sehr wertvoll. Weil die Bayern das bessere Torverhältnis haben als Dortmund und nun zwei Punkte Vorsprung. Sie können sich nun ein Unentschieden erlauben und sind immer noch vorne.

… die Aussage von Favre nach der Derbyniederlage, der Titel sei verspielt

Ich kann es nachvollziehen, das ist die erste Enttäuschung nach dem Spiel. Da kann man in der Hektik und Nervosität auch auf dem falschen Fuss erwischt werden. Da konnte man auch nicht davon ausgehen, dass Bayern in Nürnberg patzt.



… die Tatsache, dass Watzke und Zorc dem Schweizer wiedersprachen

Es ist eine ganz schwierige Situation, die er durchläuft. Alle sind ein wenig frustriert. In einer solchen Situation musst du dich schütteln, den Stahlhelm aufsetzen und durchmarschieren.

…die daraus entstandene Polemik um Lucien Favre

Mir ist alles ein bisschen zu krass. Das Problem in der Wahrnehmung ist einfach, dass man überraschenderweise neun Punkte Vorsprung hatte – und diesen nun preisgegeben hat. Das ist fatal. Mit einem so grossen Vorsprung musst Du eigentlich auch Meister werden.

Die Forderung von Bild-Kolumnist Alfred Draxler, Favre müsse entlassen werden, wenn er den Titel nicht holt, ist aber total überzogen. Favre wird in Dortmund geschätzt, seine Arbeit auch. Er hat den Rückhalt vom Klub, baut gerade eine jungen Mannschaft auf.

… die Fehler von Dortmund im Meisterrennen

Für mich ist es aber so, dass Dortmund zu spät entgegen gesteuert hat. Die Bosse und auch Favre hätten sich früher klar positionieren sollen. Ja, wir wollen Meister werden. Bei neun Punkten Vorsprung immer jener Frage auszuweichen, fand ich falsch. Die Aussendarstellung war nicht optimal. Und jetzt macht mir Dortmund einen sehr nervösen Eindruck. Aber gerade in den letzten drei Spielen kommt es auf die Nervenstärke an.

… die Zukunft von Favre in Dortmund

Dortmund wird ihn sicher nicht entlassen. Dazu gibts nicht den geringsten Grund. Er hat nun den Grundstein gelegt. Dortmunds Problem in dieser heissen Phase ist die Erfahrung. Der BVB hat viele junge Spieler. Wenns läuft, ist das nie ein Problem. Aber bei Rückschlägen ist es dann schwierig. Darum glaube ich, dass Bayern Meister wird.

… die Zukunft von Niko Kovac in München

Ich wünsche mir, dass er Trainer bleibt. Bayern hat eine gute Saison gespielt. In der Champions League ist man gegen Liverpool ausgeschieden, das 500 Millionen mehr investiert. Da kann man verlieren. Aber klar, die Meisterschaft ist Pflicht.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 2005: Kroatien-Trainer Niko Kovac trifft in einem Freundschaftsspiel auf Schweiz-Trainer Ottmar Hitzfeld.
Eine Aufnahme aus dem Jahr 2005: Kroatien-Trainer Niko Kovac trifft in einem Freundschaftsspiel auf Schweiz-Trainer Ottmar Hitzfeld.
Bild: Getty

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