Dass Mesut Özil den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan als Trauzeugen auswählte, stösst in seiner Deutschen Heimat vielen sauer auf. Nach dieser Vorgeschichte ist das auch nur wenig verwunderlich. Ein Blick in den Blätterwald.
Welt.de
«Einem Autokraten zu huldigen und damit die Werte zu verraten, für die das Land seiner Geburt steht – das geht zu weit (…) Özil hat sich von Erdogan instrumentalisieren lassen, er ist ein nützlicher Idiot für den Präsidenten, der vor der Bürgermeisterwahl in Istanbul gute PR-Bilder gebrauchen kann. Da hilft auch nicht als Entschuldigung, dass Özil am Ende nur ein Fussballer ist, der möglicherweise auf dem Platz schneller kombiniert als ausserhalb. Mit Prominenz geht Verantwortung einher – das will Özil offenbar nicht wahrhaben.»
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RP Online
«Das Problem an Özils Sympathie für Erdogan ist nicht die Verbindung an sich, es sind die mehr als 24 Millionen Follower, die er allein auf Twitter hat. Es sind die Kinder und Jugendlichen, die Özil cool finden und in der Konsequenz auch alles toll finden, was ihr Star so tut – etwa Staatschefs hofieren, die Journalisten einsperren und verlorene Wahlen annullieren lassen.»
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Augsburger Allgemeine
«Nach seinem bitteren Abschied aus Deutschland bekennt sich Özil demonstrativ zur Heimat seiner Eltern, wo er mit Genugtuung willkommen geheissen wird. Viele Türken können Özils Gefühle gut verstehen. Der einzige Freund des Türken ist der Türke, heisst ein alter Spruch – das Scheitern der Integration eines jungen Mannes, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, bestätigt diese Weltsicht nun.»
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Zeit.de
«Özil mag nicht mehr so wichtig sein, nach seinem Rücktritt spielt er nicht mehr für die Nationalelf. Seine Leistungen bei Arsenal sind bescheiden, aus seinem riesigen Talent holt er einfach nicht das Maximum heraus. Doch sein Hochzeitsgast mahnt an eine traurige Entwicklung: Auf deutschen Fussballplätzen scheitert Integration.»
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