Der frischgebackene Ligue-1-Meister Paris Saint-Germain darf diese Saison nicht mehr zu Hause spielen. Falls die K.-o.-Phase in der Champions League weitergeht, muss man auf eine andere Heimstätte ausweichen. Vielleicht bis nach Katar.
Als erste europäische Top-Liga brach die Ligue 1 am Donnerstag die Saison wegen der Corona-Krise ab. Die Tabelle nach der 28. von geplanten 38 Runden wurde gewertet. Der souveräne Leader Paris Saint-Germain wurde zum Meister erklärt, Amiens und Toulouse steigen ab.
Der Entscheid kam nicht überraschend, da die französische Regierung ein Verbot für alle Sportveranstaltungen im ganzen Land bis Ende August verhängt hatte. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi will aber für die Königsklasse, wo sein Team sich für die Viertelfinals qualifizierte, nicht kampflos aufgeben: «Wir planen für die Champions League, wann immer und wo immer sie auch gespielt wird. Wenn es nicht möglich ist, in Frankreich zu spielen, dann werden wir im Ausland spielen.»
Einen möglichen Ausweg ist im Regelwerk der Champions League festgehalten: «Ausnahmsweise kann die UEFA-Administration einen Spielort auf dem Gebiet eines anderen UEFA-Mitgliedsverbands akzeptieren, falls auf dem eigenen Gebiet kein geeigneter Spielort verfügbar ist.»
Heimspiele in Katar als Wunschszenario
Naheliegend wäre für Al-Khelaifi, dass seine Startruppe ihre Heimspiele in seiner katarischen Heimat austrägt. Der Golfstaat ist Gastgeber der WM 2022 und würde sich sicher über zusätzliche Aufmerksamkeit freuen. Der PSG-Boss steht zudem gleichzeitig der katarischen Sendergruppe beIN vor. Erste Pläne für eine Verlegung sollen schon in Arbeit sein. Ob die UEFA, wo er Mitglied im Exekutivkomitee ist, bei seinem Wunschszenario mitmacht, ist aber fraglich.
Immerhin kann sich Al-Khelaifi über den neunten Meisterschaftstitel der Klubgeschichte freuen. Auch die Social-Media-Verantwortlichen des Nobelklubs jubelten und kreierten den Slogan #CHAMPI9NSATHOME. Viele User empfanden die Freude bei PSG über den «Abbruch-Titel» geschmacklos.
Lyon in Not
Denn bei diesem historischen Entscheid gibt es natürlich auch viele Verlierer. Amiens und Toulouse werden zwangsrelegiert, ein juristisches Nachspiel droht.
Auch der frühere Serienmeister Lyon prüft einen Einspruch gegen den Abbruch. Zudem behalte sich der Verein vor, Schadenersatz für erwartete Verluste in Höhe von «mehreren zehn Millionen Euro» zu fordern, teilte Lyon mit.
Lyon ist als Tabellensiebter einer der grossen Verlierer des Saisonabbruchs und wäre erstmals seit über 20 Jahren nicht im Europacup vertreten. Die damit verbundenen finanziellen Einbussen will der Klub nicht hinnehmen und verwies auf «fehlende Chancengleichheit».
Einige Spieler von Lyon sollen zudem Ausstiegsklauseln haben, falls man sich nicht für die Champions League qualifiziert, was die Not beim Klub der drittgrössten Stadt Frankreichs noch vergrössern würde. Mit Moussa Dembélé (40 Millionen Euro Marktwert), Houssem Aouar (49, 5 Mio.), Rayan Cherki (18 Mio.) und Memphis Depay (44 Mio.) haben sie einiges Tafelsilber in ihren Reihen.