«Robbery» Das Ende einer Ära: «Was bleibt, ist die Weltklasse»

lbe

6.5.2019

Nach neun gemeinsamen Jahren endet die Zeit in München für Franck Ribéry (links) und Arjen Robben.
Nach neun gemeinsamen Jahren endet die Zeit in München für Franck Ribéry (links) und Arjen Robben.
Bild: Getty

Über Jahre bilden Franck Ribéry und Arjen Robben bei Bayern München die gefürchtetste Flügelzange der Bundesliga. Nach neun gemeinsamen Saisons und viele Höhepunkten fällt der Abschied umso schwerer.

Es sind Szenen, die man in München vermissen wird: Am vergangenen Samstag sichert der eingewechselte Franck Ribéry dem FC Bayern gegen Hannover in der 84. Minute mit seinem ersten Bundesliga-Tor in diesem Jahr den wichtigen Sieg im Titelkampf. Nur drei Minuten später kommt Arjen Robben – wohl auch dank dem Treffer seines langjährigen Partners – zu seinem ersten Einsatz nach fünfmonatiger Verletzungspause. Mit Standing Ovations und frenetischem Applaus wird der Holländer vom Bayern-Anhang in der Allianz Arena empfangen.

Zum 182. und vielleicht letzten Mal stehen Robben und Ribéry an diesem Nachmittag gemeinsam für Bayern auf dem Rasen. Dank 134 Siegen erringen sie in dieser Zeit ganze 17 Titel – und Kult-Status bei Verein und Fans. Das zeigt sich gegen Hannover eindrücklich.

Bereits die Präsentation der Mannschaftsaufstellung sorgt für Jubel, weil Arjen Robben erstmals wieder auf der Ersatzbank Platz nimmt. Als Publikumsliebling Ribéry eine Viertelstunde vor Schluss das Feld betritt, singen die Fans minutenlang «Oh, Franck Ribéry…» in der Melodie von «Aux Champs-Elysées…». Und wie die Zuschauer Arjen Robben empfangen, beeindruckt selbst Teamkollege Joshua Kimmich: «Das war extrem. Die Fans haben dann nur noch Arjen-Robben-Lieder gesungen.»

Gegenseitige Dankbarkeit

Der 35-jährige Holländer verpasste aufgrund hartnäckiger muskulärer Probleme einen Grossteil seiner letzten Saison in München und blickt auf eine harte Zeit zurück: «Ich will diese fünf Monate nicht nochmal erleben». Umso mehr bedeutet ihm die Rückkehr auf den Rasen. «Es war Wahnsinn. Ich bin einfach nur dankbar, dass ich so empfangen wurde. Das geniesst du natürlich. Das Spiel hätte gerne noch eine halbe Stunde länger dauern können – leider waren es nur ein paar Minuten.»

Dankbarkeit verspürt auch Ribéry. Dass der deutsche Rekordmeister ihn sportlich und privat nie fallengelassen habe, werde er nie vergessen. «Der Abschied wird nicht leicht werden. Aber wir dürfen nie vergessen, was wir zusammen erreicht haben.» Mit der Flügelzange «Robbery» gewinnt Bayern sieben deutsche Meisterschaften, holt viermal den Pokal und schafft 2013 dank dem Triumph in der Champions League das Triple.

«Badman und Robben» – Ribéry und Robben haben in München mittlerweile Kult-Status.
«Badman und Robben» – Ribéry und Robben haben in München mittlerweile Kult-Status.
Bild: Keystone

Trotzdem: vor allem Arjen Robben ist beim Münchner Anhang nicht immer unumstritten. In der Saison 2011/12 scheitert der Holländer im vorentscheidenden Spitzenkampf in der Bundesliga gegen Dortmund und nur Wochen später auch im Champions-League-Final gegen Chelsea zweimal vom Punkt. Bayern verliert beide Spiele und verpasst beide Titel. Arjen Robben ist der grosse Buhmann.

«Robbery» hinterlässt grosse Fussspuren

Zeiten, die längst vergessen sind. Robben gibt daraufhin nicht auf, übernimmt weiter Verantwortung und spielt sich so wieder in die Herzen der Fans. In der folgenden Spielzeit wird er im rein deutschen Finale der Champions League gegen Borussia Dortmund dank seinem Siegtreffer kurz vor Schluss zum umjubelten Helden – und ab sofort «Mr. Wembley» genannt.

Nun bleiben «Robbery» noch drei Pflichtspiele im Trikot des FC Bayern München. Ob die so lange so gefürchtete Flügelzange von Niko Kovac nochmals eingesetzt wird, ist allerdings ungewiss. Unabhängig davon bringt es Mehmet Scholl gegenüber «Bild» auf den Punkt: «Beide müssen verstehen, dass sie eine grandiose Karriere hatten und grosse Fussspuren hinterlassen. Was bleibt, ist Weltklasse.»

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