Die Liga startet am Freitag in den zweiten Spieltag ohne Zuschauer nach der Corona-Pause. Nach dem geglückten Neustart muss die Branche die Vorgaben noch konsequenter umsetzen, wie ein weiterer Corona-Fall zeigt.
Mit Trauerflor, einer lückenlosen TV-Präsenz und dem festen Willen zum gebremsten Torjubel setzt der deutsche Profifussball den Notbetrieb in der 1. und 2. Bundesliga fort. «Wenn die Spieler es ernst nehmen und diszipliniert sind, haben wir eine Chance, die Saison zu beenden», appellierte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge noch einmal eindringlich an alle Profis.
Gleich zum Auftakt des 27. Spieltages steht die Branche beim Hauptstadt-Derby zwischen Hertha BSC und Aufsteiger 1. FC Union Berlin (ab 20:30 Uhr auf Teleclub Sport) unter besonderer Jubel-Beobachtung. Auch wenn Emotionen sehr wichtig seien, müssten die Spieler «ein Stück vorsichtiger sein und ein bisschen auf Abstände achten», sagte Hertha-Trainer Bruno Labbadia vor der Partie an diesem Freitag. «Das ist das, was wir mit der Mannschaft besprochen haben.»
Fr 22.05. 20:15 - 23:30 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Hertha Berlin - 1. FC Union Berlin
Event ist beendet
Beim jüngsten 3:0-Sieg in Hoffenheim hatten sich seine Schützlinge nicht an die Empfehlung der Deutschen Fussball Liga zum zurückhaltenden Abstandsjubel gehalten und nach jedem Treffer so innig geherzt, als würde es die Coronavirus-Pandemie nicht geben. Dies hatte zu öffentlicher Kritik auch aus Politik-Kreisen geführt. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder monierte im «Doppelpass» bei Sport1: «Ich fand es nicht gut. Die Liga muss ein Vorbild sein, und alle müssen sich an die Regeln halten. Die ganze Welt schaut auf uns.»
Weiterhin ein schmaler Grat
Wie schmal der Grat weiterhin ist, verdeutlicht der nächste positive Corona-Fall beim Zweitligisten Dynamo Dresden. Der betroffene Spieler bleibt nun weitere 14 Tage in häuslicher Quarantäne, aus der seine Teamkollegen am Samstag ins Mannschaftstraining zurückkehren dürfen. Am kommenden Montag begeben sich die Sachsen dann in ein Quarantäne-Hotel, um als letztes Profi-Team den Spielbetrieb am 31. Mai gegen den VfB Stuttgart fortsetzen zu können.
In der Bundesliga rückt neben der Einhaltung der Corona-Regeln vor allem der Titelkampf in den Fokus. Tabellenführer Bayern München empfängt am Samstag (18.30 Uhr) Eintracht Frankfurt und will dabei nicht nur die Verfolger auf Distanz halten, sondern auch Revanche für die bittere 1:5-Pleite im Hinspiel nehmen. Diese hatte Trainer Niko Kovac im Herbst 2019 den Job gekostet.
Ein erneuter Ausrutscher der Bayern würde die Hoffnungen der Konkurrenz beflügeln. «Wenn du nicht weit vom Ersten entfernt bist, musst du natürlich versuchen, mit aller Macht noch vorbeizukommen», richtete Nationalspieler Julian Brandt vom Tabellenzweiten Borussia Dortmund eine Kampfansage an den Branchenprimus. Vier Punkte beträgt der Rückstand des BVB, der am Samstag beim VfL Wolfsburg gastiert und die Bayern drei Tage später zum deutschen Clasico empfängt.
Tausenden «Pappkameraden» im Borussia-Park
Spannung garantiert ist auch im direkten Verfolgerduell zwischen dem Tabellendritten Borussia Mönchengladbach und dem Fünften Bayer Leverkusen. «Wir wollen versuchen, Leverkusen auf Distanz zu halten und unsere herausragende Ausgangsposition für die internationalen Wettbewerbe zu wahren», sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag.
Unterstützt wird die «Fohlen»-Elf von tausenden «Pappkameraden» auf den Tribünen des Borussia-Parks. Trainer Marco Rose findet die Idee «sehr cool und witzig», auch wenn sich alle viel wohler fühlen würden, «wenn unsere Fans dabei sind - das ist doch klar.»
Die echten Anhänger können zumindest vor dem Fernseher die Daumen drücken, denn der Pay-TV-Sender Sky überträgt die Konferenz der Samstagnachmittagspiele – wie schon zum Neustart vor einer Woche - letztmals im Free-TV.
Bei den Partien der nächsten beiden Spieltage will die Liga zudem ein besonderes Zeichen in der Corona-Krise setzen. Alle Teams werden mit einer Schweigeminute der Opfer der Pandemie gedenken und mit Trauerflor spielen. Damit wolle der Profifussball «geschlossen seine Anteilnahme zum Ausdruck bringen», sagte DFL-Boss Christian Seifert.