«Ich habe noch nicht genug» Yann Sommers fünfte Kampagne als Stammgoalie

sda

22.3.2023 - 04:31

Seit dem letzten Einsatz mit dem Nationalteam hat sich für Yann Sommer vieles verändert. Der neue Bayern-Torhüter blickt auf eine intensive Zeit zurück.

Keystone-SDA, sda

Die Fans horchten auf, als Yann Sommer beim SRF-Interview nach dem Aus im WM-Achtelfinal in Katar auf seine Zukunft in der Nationalmannschaft angesprochen wurde. Er habe sich noch keine Gedanken gemacht, meinte der sichtlich enttäuschte Torhüter nach dem 1:6 gegen Portugal. Darüber wolle er in Ruhe nachdenken.

105 Tage später steht Sommer wieder wie selbstverständlich im Kreis des Nationalteams. «Ich habe noch nicht genug», sagte der 34-Jährige nach dem Training am Dienstag. «Ich will meinen Teil zur hoffentlich erfolgreichen Qualifikation für die EM in Deutschland beitragen.»

Es ist bereits die fünfte Kampagne, die Sommer als Stammgoalie des Nationalteams bestreitet. Unmittelbar nach der WM 2014 hatte er den Posten von Diego Benaglio übernommen und ist seither unbestritten. Den vor ihm 41 Jahre lang gültigen Torhüter-Rekord von 64 Partien hat Sommer (derzeit 80 Einsätze) längst übertroffen. In vielen Spielen war er die Schlüsselfigur. Es überraschte daher nicht, dass der grosse FC Bayern München ihn ins Visier nahm, als Stammgoalie Manuel Neuer verletzt ausfiel.

Weniger zu halten, mehr Aufmerksamkeit

Am 18. Januar haben sich die Münchner nach langen Verhandlungen mit Borussia Mönchengladbach geeinigt. Nach achteinhalb Jahren im Westen Nordrhein-Westfalens durfte Sommer zum Ligakrösus wechseln. Zwei Tage später stand der 34-jährige Schweizer bereits ein erstes Mal für die Münchner im Einsatz. Seither hatte er kaum eine ruhige Minute. Innert neun Wochen bestritt Sommer 13 Spiele, darunter auch die beiden Champions-League-Partien gegen Paris Saint-Germain, in denen er ohne Gegentor blieb.

«Es ist alles etwas grösser geworden», sagte Sommer zu seinem neuen Arbeitsort. Das Stadion sowie das Selbstverständnis des Klubs, aber auch der Druck und die Beobachtung von aussen. Fehler werden nicht mehr so schnell verziehen. Doch letztlich gehöre das einfach zum Fussballerleben, so Sommer, damit müsse man umgehen können.

Yann Sommer steht beim grossen Bayern München zwischen den Pfosten. 
Yann Sommer steht beim grossen Bayern München zwischen den Pfosten. 
Imago

Auf dem Platz bleiben Sommers Aufgaben die gleichen – jedoch mit Anpassungen. Bei den oft dominant aufspielenden Bayern hat der Schlussmann nicht mehr so viel zu tun als noch bei Mönchengladbach. «Es werden definitiv weniger Schüsse auf mein Tor abgegeben. Umso wichtiger ist es, die Konzentration hochzuhalten und trotzdem stets bereit zu sein.»

Das gelang Sommer bisher mehrheitlich. Unvergessen bleibt jedoch sein verunglücktes Dribbling gegen PSG, das ohne Folgen blieb. Die Verantwortlichen scheint er jedenfalls von sich überzeugt zu haben. Zuletzt meinte Vorstandsmitglied Hasan Salihamidzic, Sommer spiele bei Bayern, «als wäre er fünf Jahre bei uns».

Nationalteam als Abwechslung

Nach dem Einsatz mit der Nationalmannschaft geht es für Sommer und Bayern München so intensiv weiter wie bisher. Es stehen unter anderem das Liga-Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund sowie die Viertelfinals im Cup (gegen Freiburg) und in der Champions League (gegen Manchester City) auf dem Programm.

Dennoch habe er nicht ansatzweise daran gedacht, zum Auftakt der EM-Qualifikation mal eine Nationalmannschaftspause einzulegen, erklärte Sommer. «Die Abwechslung tut mir gut. Ich geniesse es, die Nati-Kollegen zu sehen und gemeinsam eine neue Herausforderung anzugehen.»

Anders als bei früheren Kampagnen muss das Nationalteam nicht über sich hinauswachsen, sondern bloss seiner Favoritenrolle gerecht werden. Mit Israel, Rumänien, Kosovo, Belarus und Andorra als Gegner wird von der Schweiz der Gruppensieg erwartet. «Zentral wird sein, sich auf jeden Gegner gut vorzubereiten. Es ist immer schön, mit einem neuen Ziel in eine neue Kampagne zu starten.» Ob es dieses Mal seine letzte sein wird, lässt Sommer wie gewohnt offen. «Vielleicht merke ich irgendwann, dass es genug ist. Im Moment bin ich topmotiviert.»