Für den ehemaligen deutschen Nationalspieler und dreifachen englischen Meister Robert Huth hat der Stellenwert des Fussballs nach seiner Karriere rapide abgenommen.
Er merke erst jetzt, wie unwichtig der Fussball eigentlich sei, sagte der 35-Jährige dem «Tagesspiegel». «Ich gucke kaum noch Fussball», sagte Huth, der im Januar 2019 seine Karriere für beendet erklärt hatte, aber bereits ein halbes Jahr vorher schon ohne Verein gewesen war.
Huth, der in England «Sporting Directorship» studiert, ging es während seiner aktiven Zeit irgendwann «auf den Sack, nur noch auf den Job als Fussballer reduziert zu werden». Er hatte am Ende der Karriere «einfach die Schnauze voll» vom Fussball. Huth war mit 16 Jahren 2002 von Union Berlin zum FC Chelsea gewechselt und gewann 2016 mit Aussenseiter Leicester City sensationell die Meisterschaft in der Premier League. Auch mit Chelsea wurde er zwei Mal Meister (2005, 2006), dort gehörte er allerdings noch nicht zum Stammpersonal.
«Nicht ohne Ausbildung, nicht ohne Hilfe»
Trotz einer funktionierenden Karriere würde Huth heute diesen Schritt nicht mehr so vollziehen. «Nicht ohne Ausbildung, nicht ohne Hilfe», sagte der ehemalige Verteidiger, der in England den Spitznamen «The Berlin Wall» bekommen hatte. Von all den Jugendspielern in den grossen Akademien könne letztendlich ein Prozent vom Profifussball leben. «Das erzählt dir natürlich niemand», sagte Huth.
Dass er selbst zum 19-maligen Nationalspieler reifte, verdankt Huth Jürgen Klinsmann. Der Ex-Trainer von Hertha BSC beorderte in seinem ersten Spiel als Bundestrainer den damals in Deutschland fast unbekannten Huth in die Auswahl. So könnte sich Huth auch vorstellen, im Rahmen eines Studiums «für eine Art Praktikum» nach Berlin zu Union oder Hertha zu kommen. Als Huth das sagte, wusste er noch nicht, dass Klinsmann zurücktreten würde.
Als TV-Experte – wie viele seiner ehemaligen Kollegen – sieht sich Huth dagegen nicht. «Lieber nicht. Ich habe das zweimal gemacht. So viel Spass macht das wirklich nicht. Es gibt bessere Dinge im Leben.»
So ganz ohne Fussball scheint es aber doch nicht zu gehen, wie man seinem Twitter-Account entnehmen kann.