Von Klubpräsident angegriffen Schiedsrichter meldet sich aus Spitalbett: «Er sagte mir: ‹Ich werde dich töten›»
Nach einem gewaltsamen Übergriff auf einen Schiedsrichter in der türkischen Süper Lig wirft der verhaftete Klubpräsident dem Unparteiischen Schauspielerei vor. Videobilder bestätigen das Gegenteil.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Bei einem gewaltsamen Zwischenfall in der türkischen Süper Lig schlug Ankaragücü-Präsident Faruk Koca den Unparteiischen Halil Umut Meler nieder.
- Koca unterstellt dem Schiedsrichter nach der hässlichen Aktion Schauspielerei. Videobilder bestätigen dies in keiner Form.
- Der türkische Verband hat heftige Strafen angekündigt. Koca befindet sich aktuell in Gewahrsam. Die türkische Liga hat ihren Betrieb auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
- FIFA-Präsident Gianni Infantino verurteilt die Aktion scharf. Auf Instagram schreibt er: «Im Fussball ist absolut kein Platz für Gewalt.»
Nach dem gewaltsamen Angriff auf Schiedsrichter Halil Umut Meler beim Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor hat der türkische Fussball-Verband «härteste» Strafen angekündigt und Spiele in allen Ligen auf unbestimmte Zeit verschoben.
Mittlerweile haben sich sowohl der Schiedsrichter als auch der Prügel-Präsident zu den Vorfällen geäussert. «Faruk Koca hat mir einen Schlag unter das linke Auge versetzt, woraufhin ich zu Boden gefallen bin. Während ich am Boden lag, traten Personen mehrmals auf mein Gesicht ein», schildert der Unparteiische die Geschehnisse.
Zudem soll Meler von Koca bedroht worden sein. «Er sagte zu mir und meinen Schiedsrichterkollegen: ‹Ich werde dich fertig machen. Ich werde dich töten!›» In den sozialen Medien kursiert ein Video, das den Schiedsrichter in einem Spitalbett zeigt. Er erhielt einen Anruf und aufmunternde Worte vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
«Wollte ihm ins Gesicht spucken»
Koca selbst nannte laut Medienberichten vor einem Gericht «falsche Entscheidungen» und «provokatives Verhalten» seitens des Schiedsrichters als Grund für sein Handeln. Er habe Meler beschimpfen und ins Gesicht spucken wollen. «Ich habe ihn dann im Gesicht getroffen.»
Der Schlag hätte keine Brüche verursacht, versucht Koca zu beschwichtigen und behauptet: «Nach meiner Ohrfeige blieb der Schiedsrichter etwa fünf bis zehn Sekunden stehen. Dann warf er sich auf den Boden.» Die Videobilder widersprechen diesen Aussagen.
Der türkische Fussball-Verband kündigte an: «In Abstimmung mit unserem Staat wurden alle Strafverfahren, die sie verdienen, gegen die Verantwortlichen und Anstifter dieses unmenschlichen Angriffs eingeleitet. Der verantwortliche Klub, der Klubpräsident, seine Manager und alle Schuldigen, die Halil Umut Meler angegriffen haben, werden auf das Härteste bestraft.»
Infantino: «Kein Platz für Gewalt im Fussball»
Auch FIFA-Präsident Gianni Infantino hat den gewaltsamen Angriff auf Schiedsrichter Halil Umut Meler verurteilt. «Im Fussball ist absolut kein Platz für Gewalt, weder auf noch neben dem Spielfeld. Die Ereignisse nach dem Spiel der türkischen Süper Lig zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz», schrieb Infantino auf Instagram.
Am Montagabend war es nach dem Spiel zu wüsten Szenen gekommen. Der Referee wurde von mehreren Personen attackiert, darunter auch von Ankaragücü-Präsident Faruk Koca. Auf Bildern ist zu sehen, wie Koca den Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht schlägt. Meler sank zu Boden, während weitere Beteiligte auf ihn eintraten. Rizespor hatte in der siebten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt. Meler hatte zuvor gegen beide Teams je eine Rote Karte ausgesprochen.
Gegen Koca und zwei weitere Verdächtige ist am Dienstag Haftbefehl erlassen worden. Meisterschaftsspiele sind in der Türkei vorerst ausgesetzt worden.
«Ohne Spieloffizielle gibt es keinen Fussball. Schiedsrichter, Spieler, Fans und Mitarbeiter müssen sicher sein, um Freude am Spiel zu haben, und ich fordere die zuständigen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass dies auf allen Ebenen strikt umgesetzt und respektiert wird», so Infantino.