Zum 13. Mal in Folge schafft es Cristiano Ronaldo ins Team des Jahres der UEFA. Dabei hatte der Portugiese dafür eigentlich zu wenig Stimmen gekriegt. N'Golo Kanté muss Platz machen, weil CR7 ein Magnet der Aufmerksamkeit bleibt. Ein Kommentar.
Wie jedes Jahr durften Fussball-Fans abstimmen, welche elf Spieler ins Team des Jahres 2019 der UEFA schaffen. Dabei kam eine echte Traum-Elf heraus:
Alisson;
Alexander-Arnold, van Dijk, de Ligt, Robertson;
Kanté, de Jong, de Bruyne;
Messi, Lewandowski, Mané
Elf Spieler, die sich ihren Platz in der Top-Elf redlich verdient haben. Doch ein grosser Name fehlt doch da noch? Was ist mit Cristiano Ronaldo, der es in den letzten zwölf Jahren immer ins Team des Jahres der UEFA geschafft hatte? Das dürfte sich der europäische Fussballverband wohl selbst gefragt haben – und sich dann gedacht haben, dass das so nicht geht.
Obwohl Ronaldo zu wenig Stimmen erhalten hat, setzt ihn die UEFA «in letzter Minute», wie die «Daily Mail» schreibt, noch in die Elf des Jahres. Leidtragender ist N'Golo Kanté, der kurzerhand seinen eigentlich verdienten Platz wieder verliert. Aus der 4-3-3-Formation der letzten Jahre macht die UEFA für Ronaldo einfach ein 4-2-4 – weil sie wohl weiss, dass es an Messi, Lewandowski und Mané im Sturm 2019 einfach kein Vorbeikommen gab.
Der schüchterne Kanté hat mit einer Degradierung wohl am wenigsten aller Nominierten ein Problem. Er hätte sich vielleicht sogar dafür geschämt. Das dürfte auch der UEFA klar gewesen sein, also schmeisst sie den Chelsea-Profi, der die Europa League gewann, raus. Und nimmt stattdessen Ronaldo rein, der in der Champions League mit Juve bereits im Viertelfinal gescheitert war.
Warum macht die UEFA sowas? Sie begründet den Entscheid damit, dass man unbedingt noch einen Nations-League-Sieger im Team haben wollte. «Die Aufstellung fürs diesjährige Team des Jahres wurde gewählt, um die Stimmen der Fans parallel zu den Erfolgen der Spieler bei UEFA-Wettbewerben widerzuspiegeln», zitiert die «Daily Mail» einen Sprecher des europäischen Fussballverbandes. Der «Testspiel-Wettbewerb» Nations League scheint der UEFA also wichtiger zu sein als die Europa League. Denn Kanté ist beziehungsweise war der einzige Europa-League-Sieger in der gewählten Top-Elf.
Wenn ein Portugiese, dann Bernardo Silva
Ein anderer Fakt macht das Ganze noch kurioser: Denn hätte die UEFA tatsächlich unbedingt einen Portugiesen im Team haben wollen, hätte sie auf Bernardo Silva zurückgreifen müssen. Der ManCity-Profi landete nämlich in der Wahl auf Platz 12, verpasste einen Platz in der Elf des Jahres also nur hauchdünn.
Silva hatte auch einen viel grösseren Anteil am Erfolg der Portugiesen in der Nations League als Ronaldo. Er kam in fünf der sechs Spiele über 90 Minuten zum Einsatz und war mit einem Tor und drei Assists der beste Skorer Portugals. CR7 kam nur in den beiden Endrunden-Spielen zum Einsatz und glänzte alleine mit seinem Hattrick im Halbfinal gegen die Schweiz. Mit Silva hätte die UEFA auch nicht auf die 4-Stürmer-Attacke setzen müssen, sondern hätte beim 4-3-3 bleiben können.
Ronaldo ist das wichtigste Marketinggesicht der UEFA
Es ist also offensichtlich, dass die UEFA auf keinen Fall auf Ronaldo im Team des Jahres verzichten wollte. Der Grund liegt auf der Hand: Kein anderer Europäer hat den Fussball in den letzten Jahren so sehr geprägt wie der Rekord-Torschütze der Champions League (128 Tore). Gemeinsam mit Lionel Messi ist Ronaldo sowas wie das Gesicht des Fussballs. Einer, der die Massen anzieht und die Aufmerksamkeit in den Nationen-Wettbewerben der UEFA durch die Absenz von Messi komplett auf sich zieht.
Mit keinem anderen Spieler lässt sich eine Nations League – geschweige denn die EM – besser vermarkten als mit dem fünfmaligen Weltfussballer. Kein Wunder also, will die UEFA ihr Magnet der Aufmerksamkeit so gut es nur geht ins Rampenlicht stellen, solange sie noch kann – Ronaldo wird Anfang Februar 35 Jahre alt. Da reicht ein CR7-Hattrick in einem für viele Fans ziemlich unbedeutenden Wettbewerb aus, um die Fans in der Elf-des-Jahres-Wahl kurzerhand zu überstimmen.