Am Mittwochabend kam es in der Champions League zu einigen heiklen Entscheidungen des Video-Assistant-Referees (VAR). Teleclub-Experte und Ex-Profi-Schiedsrichter Urs Meier war mit der gestrigen Leistung der Unparteiischen überhaupt nicht zufrieden. Seinem Ärger machte er im Teleclub-Studio Luft.
Seit Beginn der diesjährigen KO-Phase ist der Video-Assistant-Referee (kurz «VAR») auch in der Champions League im Einsatz. Der gestrige Abend zeigt aber deutlich: Selbst mit dem «VAR» sind Diskussionen über Schiedsrichter-Entscheide noch lange nicht vom Tisch.
Bei der Partie Atlético Madrid gegen Juventus Turin ist noch keine Minute gespielt, da geht das Drama auch schon los. Nach einem Einwurf trifft Blaise Matuidi Antoine Griezmann mit gestrecktem Bein am Fuss. Der Juve-Akteur kommt bei der Atkion innerhalb des Strafraums deutlich zu spät, die Pfeife des Unparteiischen bleibt aber stumm. Für Teleclub-Experte Urs Meier völlig unverständlich: «Das sind genau die gefährlichen Attacken, das lernt man in der Schiedsrichter-Ausbildung. Für mich ein klarer Elfmeter.»
Schiedsrichter nehmen VAR gar nicht in Anspruch
Noch merkwürdiger als die Entscheidung des Schiedsrichters ist allerdings, dass der VAR in dieser Szene gar nicht zum Zug kommt. Dabei ist die Regel eindeutig: Bei Penalty-Situationen greift der Video-Schiedsrichter ein. Weshalb sich der deutsche Offizielle, Felix Zwayer gegen eine Konsultation des Videos entscheidet, ist höchst fragwürdig. «Da mache ich ein grosses Fragezeichen darüber», so Meier im Teleclub-Studio.
Damit ist die Sache aber noch lange nicht gegessen. In der zweiten Partie des Abends zwischen Schalke 04 und Manchester City greift der VAR bereits in der ersten Halbzeit zweimal ein. Beide Male entscheidet der Referee anschliessend auf Elfmeter für Schalke. Und jetzt gehen die Diskussionen erst richtig los.
Beim ersten Penalty wird von Schiedsrichter Carlos del Cerro auf Handspiel entschieden. Ob richtig oder falsch, Ex-Schiedsrichter Meier versteht nicht, weshalb sich der spanische Unparteiische die Szene nicht am VAR-Bildschirm am Spielfeldrand anschaut. Del Cerro vertraut bei seiner Entscheidung nur auf die über Funk zu ihm durchgegebenen Informationen. «Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank», wettert nun auch Fussball-Kommentator Marcel Reif.
Auch beim zweiten Elfmeter greift der Video-Schiedsrichter ein. Nach einem Freistoss begeht City-Akteur Fernandinho ein klares Foul innerhalb des Strafraums. Alles richtig entschieden würde man meinen. Aber die Wiederholung zeigt: Der gefoulte Salif Sané steht bei Ballabgabe mit dem Kopf im Abseits. Das ist zwar für den Mann an der Seitenlinie extrem schwierig zu sehen, nicht aber für den Video-Schiedsrichter, der sich die Szene aufgrund des Penalty-Entscheids ja etliche Male anschaut. Auf Offside prüft das Ganze aber offenbar niemand. «Was der VAR da macht? Keine Ahnung», so ein verblüffter Meier in der Pause.
Auch in Madrid scheitert der VAR
In der zweiten Halbzeit ist es dann wieder der Schiedsrichter in Madrid, der für viel Aufsehen sorgt. In der 70. Minute aberkannt der VAR das vermeintliche Führungstor der Heimmannschaft. Das, nachdem der Torschütze Alvaro Morata seinen Gegenspieler im Strafraum mit einem leichten Schubser aus dem Weg räumt. Hier spalten sich die Meinungen im Teleclub-Studio. Moderator Roman Kilchsperger spricht lediglich von einem «klitzekleinen Foul», Urs Meier findet den Entscheid in Ordnung.
Acht Minuten später fällt der nächste Treffer für die Madrilenen. Gimenez netzt nach einem Eckball ein, doch erneut liegt ein Juve-Spieler am Boden. Dieses Mal will Schiedsrichter Zwayer aber nichts vom VAR wissen und verzichtet auf jegliche TV-Bilder. Erneut unverständlich, denn die Wiederholung zeigt, dass durchaus ein Kontakt stattfand. Ob Foul oder nicht, die Situation hätte sich der Deutsche noch einmal anschauen müssen.
Wird sich das Verhalten der Spieler ändern?
Zum Abschluss des Champions-League-Studios bringt Marcel Reif noch eine interessante Aussage in die Diskussion mit ein. Seiner Meinung nach werden die Spieler aus solchen Situationen lernen und in Zukunft vielleicht grundsätzlich weniger Fouls begehen. «Es gibt eine Unmenge an Kameras im Stadion. Jeder Stürmer, der zuerst einmal schubst, um sich Platz zu verschaffen, muss davon ausgehen, dass sein Verhalten nicht unentdeckt bleibt. Wenn das einmal im Hirn drin ist, wird sich manches auch beruhigen».
Damit könnte der Kommentator tatsächlich recht haben. Bis die Spieler ihr Verhalten ändern, raucht dem Zuschauer aber auch mit dem VAR der Kopf.