Nach einem Patzer gegen Köln wird der im Sommer zu Bayern abwandernde Schalke-Goalie Alexander Nübel von den eigenen Fans verhöhnt. Am Dienstag droht dem 23-Jährigen nun die Ersatzbank.
Der FC Schalke 04 befindet sich auf Talfahrt. Nach zuletzt fünf Spielen in der Meisterschaft ohne Sieg setzt es am letzten Samstag gegen Köln eine herbe 0:3-Pleite und damit den nächsten Rückschlag ab. Geht es nach den Schalker Fans, ist der Sündenbock schnell gefunden. Und zwar in Torwart Alexander Nübel, der im Sommer zum grossen FC Bayern abwandern wird.
Der 23-Jährige sieht beim dritten Gegentreffer in der 75. Minute ganz schlecht aus und schiebt sich die Kugel nach einem Abschluss von Florian Kainz eigentlich selbst durch die Beine ins eigene Tor. Dass Schalke die Partie auch ohne Nübels Patzer verloren hätte, steht ausser Frage. Nichtsdestotrotz sind anschliessend lautstarke «Nübel raus»-Rufe aus dem Gäste-Fanblock zu hören. Zudem schliessen sich die Schalker mit dem Kölner Fanlager zusammen und applaudieren bei jeder Ballberührung von Nübel spöttisch.
Tränen bei Nübel
Nach dem Schlusspfiff wird Nübel mit Tränen in den Augen von seinen Teamkollegen überredet, sich dennoch vor die Kurve zu stellen. Dem mitgereisten Anhang ist das aber offensichtlich wenig wert. Mit erneuten «Nübel raus»-Rufen machen die Fans klar, dass ein Torwartwechsel zum zwei Jahre jüngeren Markus Schubert für sie unumgänglich ist.
Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider kann ab der Reaktion der eigenen Fans nur den Kopf schütteln: «Vor zehn Jahren war das Thema Robert Enke so gross – und wir übergiessen einen 23-jährigen Jungen, der einen Fehler macht, mit dieser Art von Häme. Ich kann es nicht nachvollziehen.» Auch Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf stellt sich hinter den jungen Torwart: «Ich finde es sehr, sehr schade, wie die Fans reagieren. Alex ist auch nur ein Mensch und macht Fehler. Wir alle hier stehen zu ihm und wissen, was wir an ihm haben.»
Di 03.03. 20:15 - 23:15 ∙ Das Erste ∙ D 2020 ∙ 180 Min
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Die Anfeindungen gegen Nübel dürften auch mit dem geplanten Abgang im Sommer zu tun haben. «Vor einigen Monaten haben ihn die Fans gefeiert, jetzt gehen sie so mit ihm um», merkt auch Schöpf an. «Alex hat immer alles gegeben für diesen Verein. Jetzt wechselt er im Sommer, was auch völlig legitim ist.»
Wagner: «Es ist selbsterklärend, wie es ihm geht»
Für Schalke geht es bereits am Dienstag mit dem Viertelfinal im DFB-Pokal weiter – ausgerechnet gegen den FC Bayern. Ob Nübel gegen seinen zukünftigen Verein nach den jüngsten Vorkommnissen im Schalker Tor steht, ist zu bezweifeln. Trainer David Wagner bestätigt am Montag, dass der 23-Jährige nicht nur wegen seines Patzers, sondern auch wegen der Pfiffe gegen ihn angeschlagen ist. «Es ist mehr oder minder selbsterklärend, wie es ihm geht. Da sind alle Worte zu viel, weil das so eindeutig ist.» Er werde vor dem Training mit beiden Torhütern darüber sprechen, kündigt der Schalke-Trainer an.