EM-Quali-Ausblick Was hat der Mini-Sieg gegen Andorra für die Nati zu bedeuten?

sda / mar

17.6.2023 - 16:30

Pierluigi Tami sieht kein Grund zur Beunruhigung bei der Nati.
Pierluigi Tami sieht kein Grund zur Beunruhigung bei der Nati.
Keystone

Mit dem 2:1-Sieg gegen Andorra hat die Schweiz die Pflicht erfüllt – mehr nicht. Manchmal braucht es aber auch nicht mehr.

sda / mar

Es hatte zu Beginn ausgesehen, als würde es dieses Mal anders verlaufen als vor sieben Jahren, als sich die Schweiz in Andorra ebenfalls zu einem knappen 2:1-Erfolg abgemüht hatte. Nach zwei Toren in den ersten 32 Minuten schien das dritte nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch mit zunehmender Spieldauer wurden die Offensivaktionen seltener. Dass dann der Anschlusstreffer auf einen Standard fiel, verzehrte die Realität auf dem Platz ein wenig: Die Schweiz geriet nie ernsthaft in Gefahr, Punkte abzugeben.

Der Blick auf die letzten Resultate Andorras verrät: Die Partien verlaufen oft ähnlich. Die Andorraner verteidigen solidarisch und lassen nicht viele Gegentore zu. Während die Defensive überzeugt, fehlt es in der Offensive jedoch an der Qualität.

Der Schweizer Teammanager Pierluigi Tami weiss: «Die Fans erwarten von uns Tore und Spektakel.» Doch für letzteres brauche es zwei Teams. «Wenn das eine über 90 Minuten nur hinten rein steht, kann sich kein attraktives Spiel entwickeln.» Deshalb könne man mit dem knappen Sieg sehr gut leben, denn auch der gibt drei Punkte.

Spezielle Juni-Einsätze

Die Zufriedenheit mit dem Minimum basiert auch auf nachvollziehbaren Umständen. «Juni-Zusammenzüge sind nicht einfach», sagte Tami. «Eigentlich wollen die Spieler nach der Saison Zeit mit ihren Familien verbringen. Andere stehen vielleicht vor einem Wechsel und müssen noch ihre Zukunft klären.» Gerade gegen vermeintliche Aussenseiter sei es daher wichtig, trotzdem den Fokus zu halten.

Auch deshalb hatte Nationaltrainer Murat Yakin gegen Andorra auf arrivierte Kräfte gesetzt. «Zu viele Wechsel könnte das Signal senden, dass du den Gegner unterschätzt», sagte der 61-jährige Tessiner. Gegen aussen, aber auch gegen innen. Das wollte man vermeiden. Der Beginn einer Qualifikation ist nicht die Zeit für Experimente. Ziel müsse es sein, sich möglichst schnell vorne abzusetzen.

Hohe Erwartungen

Derzeit stimmt der Schweizer Fahrplan: Nach Rumäniens Unentschieden gegen Kosovo steht die Schweiz als einziges Team der Gruppe I noch ohne Punkteverlust da. Auf den 3. Platz weist sie bereits einen komfortablen Vorsprung von fünf Zählern auf. Allerdings wird in dieser Gruppe nichts anders erwartet als eine problemlose Qualifikation. Inzwischen wäre jedes Spiel ohne Sieg eine leichte bis grosse Enttäuschung.

Die Natur des Fussballs sei jedoch, dass es Aufs und Abs gebe, sagte Tami. «Es ist unglaublich schwierig, konstant auf hohem Niveau zu spielen.» Dem Team gelinge dies derzeit unter anderem, weil eine gute Stimmung unter den Spielern herrsche. «Wir haben die Reife, Spiele wie gegen Andorra mit der nötigen Geduld anzugehen und am Schluss die drei Punkte zu gewinnen.» Dass dabei nicht die grosse Fussballkunst gezeigt wurde, wird bei gelungener Qualifikation für die EM 2024 niemanden mehr interessieren.

Am Montag (20.45 Uhr in Luzern) kann die Schweiz den nächsten Schritt Richtung Deutschland machen und mit einem Heimsieg gegen Rumänien den wahrscheinlich stärksten Gegner zurückbinden.