Mit seinem Kopfstoss gegen Marco Materazzi im WM-Final 2006 zerstörte Zinedine Zidane seinen Teamkollegen einen Traum. Auch die Beziehung zu seinem engen Freund Willy Sagnol änderte sich danach.
Bei der WM 2006 hätte Zinedine Zidane den krönenden Abschluss seiner atemberaubenden Karriere haben können. Aufgewachsen im Arbeiterviertel von Marseille führte er Frankreich schon zuvor zum Welt- und Europameistertitel, wurde Weltfussballer und entwickelte sich im Trikot von Juventus Turin und Real zu einem der besten Fussballer aller Zeiten.
Im Turnierverlauf führte er Regie wie zu seinen besten Zeiten: Im Viertelfinal gegen Brasilien überragte «Zizou» und leitete den 1:0-Siegtreffer ein und im Halbfinal gegen Portugal traf er selbst zum entscheidenden 1:0.
In seinem letzten Spiel traf er mit der Équipe Tricolore am 9. Juli 2006 im Final auf Italien. Schon nach sieben Minuten wird Florent Malouda im Strafraum gefällt. Zum Elfmeter tritt der Chef persönlich an: Lässig löffelt Zidane gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Gigi Buffon den Ball ins Netz. Doch die Führung hält nicht lange – Marco Materazzi gleicht nach einer Ecke per Kopf aus.
In der 110. Minute liefert sich der gleiche italienische Abwehrspieler ein Wortgefecht mit Zidane, bei dem der Legende nach Zidanes Schwester beleidigt wird. Die Nummer 10 der «les Bleus» lässt sich im Berliner Olympiastadion zu einer Kurzschlusshandlung hinreissen, es folgt der berühmteste Kopfstoss der Fussball-Geschichte.
Zidane fliegt vom Platz, den Titel nimmt die Squadra Azzurra nach dem Sieg im Elfmeterschiessen nach Hause. «Der Platzverweis für Zidane hat das Spiel gedreht. Es war eine total sinnlose Aktion, es war der Schlüsselmoment des Spiels», schimpfte Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech hinterher. Auch seine Teamkollegen sind richtig sauer, wie Willy Sagnol nun gegenüber «Sport1» erzählt. Schliesslich hat sein Stolz und Temperament ihnen möglicherweise den grössten Triumph ihrer Karriere gekostet.
«Nach dem Final gab es natürlich Stress. Alle Spieler hatten damals nach dem Endspiel etwas gegen Zizou, weil sich das, was er auf dem Platz gemacht hat, nicht gehört.» Fussball sei ein Mannschaftssport und da gelte es, immer das Team zu respektieren, so der Rechtsverteidiger.
Hochzeit als Versöhnung
Fast zwei Jahre herrscht danach zwischen den einst besten Freunden Funkstille. «Unser Kontakt war nicht mehr so stark und eng wie früher. Wir haben nach dieser Aktion lange nicht mehr miteinander geredet. Auch weil er bei Real Madrid spielte und ich beim FC Bayern. Und er war ja auch nicht mehr in der Nationalmannschaft.»
Doch «2008 habe ich ihn zu meiner Hochzeit eingeladen und er ist gekommen», erläutert Sagnol und fügt glücklich hinzu: «Jetzt ist es wieder wie früher zwischen uns.»