Fast neun Monate sind vergangen, als Granit Xhaka mit seinem emotionalen Ausbruch die Schlagzeilen füllte und mit den Arsenal-Fans auf Kriegsfuss war. Das Blatt hat sich mittlerweile gewendet.
Den 27. Oktober 2019 wird Granit Xhaka wohl nie mehr vergessen. Es war der Tag, an dem er bei seiner Auswechslung im Spiel gegen Crystal Palace das Trikot vom Leib riss, die Arsenal-Fans mit wilden Gesten provozierte und ein «Fuck off» in die Zuschauerränge pfefferte, weil die Anhänger der «Gunners» den Schweizer aufgrund seiner Leistung ausgepfiffen hatten.
Die Captain-Binde war Xhaka danach los und es schien auch besiegelt, dass er den Klub im Winter verlassen würde. Doch dann übernahm Mikel Arteta bei Arsenal das Zepter und sorgte für die grosse Wende. Er konnte den Nati-Spieler vom Verbleib überzeugen und schenkte ihm trotz Zwist mit den Fans Vertrauen. Und seither blüht der 27-Jährige so richtig auf.
Wie wichtig Xhaka für Arsenal ist, zeigt die Statistik: Seit Artetas Ankunft Ende Dezember kam der Mittelfeld-Stratege nur in zwei Spielen nicht zum Einsatz, spielte sonst immer durch – ausser bei der 0:3-Pleite gegen ManCity beim Liga-Restart, als Xhaka schon nach zwei Minuten verletzt vom Platz musste. Diese drei Spiele ohne Xhaka hat Arsenal allesamt verloren. Nur zuletzt gegen Tottenham und vor der Coronapause in der Europa League gegen Olympiakos gingen die Londoner auch mit Xhaka als Verlierer vom Platz.
Unter Arteta blüht Xhaka wieder auf
Seit dem Trainerwechsel passieren dem Schweizer viel weniger Fehler als noch unter Artetas Vorgänger Unai Emery – das Selbstvertrauen ist zurück beim Ex-Basler, der seit 2016 in London spielt. Das zeigt sich dann auch am Samstag beim überraschenden 2:0-Sieg der «Gunners» im FA-Cup-Halbfinal gegen ManCity, wo Xhaka mit einer hervorragenden Aktion glänzt – wie schon ein paar Tage zuvor, als Arsenal auch Meister Liverpool mit 2:1 in die Knie zwingt. Xhaka leistet sich kaum einen Fehlpass, ist zweikampfstark und kann gegnerische Angriffe immer wieder unterbinden.
Nachdem er zu Beginn der Saison in der Kritik stand, wird er nun von allen Seiten mit Lob überschüttet. Neben Doppeltorschütze Aubameyang sei es Xhaka gewesen, der Arsenal gegen City auf Kurs gehalten habe, schrieb etwa der «Guardian» und fand einen besonderen wie auch passenden Vergleich: «Xhaka ist nicht so sehr das Herz der Mannschaft, sondern viel eher ihr Defibrillator».
Di 21.07. 21:00 - 23:30 ∙ blue Sport Live ∙ Le direct: Aston Villa FC - Arsenal FC
Event ist beendet
Der 27-Jährige ist wieder ein echter Leader. Das sieht auch sein Trainer so, der Xhaka bereits vor einigen Wochen lobte: «Er ist ein Spieler mit einem unglaublichen Engagement, er lebt für seinen Beruf und ist ein grossartiges Vorbild für jeden seiner Teamkollegen.» Insbesondere freut sich Arteta natürlich, dass Xhaka nach den schwierigen Wochen vor dem Jahreswechsel zu seiner Top-Form zurückgefunden hat. «Er ist ein wirklich gutes Beispiel für jeden Spieler, der sich in einer schwierigen Phase befindet. Wenn du es wirklich willst, gibt es immer einen Weg zurück», sagt der Spanier nach dem Sieg über City.
Kann Xhaka wieder Captain werden?
Mittlerweile konnte Xhaka auch die Fans wieder von sich überzeugen. In den sozialen Medien ist inzwischen von den Arsenal-Anhängern fast ausschliesslich Positives über den Schweizer zu lesen. «Wenn die Fans wieder ins Stadium dürfen, hoffe ich, dass Xhaka uns noch einmal ‹Fuck off› zuruft», twittert ein begeisterter Arsenal-Fan. Ein anderer kommentiert: «Wir schulden ihm wirklich eine Entschuldigung, Mann.»
Still und leise bringt sich Xhaka wieder ins Gespräch für das Amt des Spielführers. Zumal noch überhaupt nicht klar ist, ob sein Captain-Nachfolger Aubameyang bei Arsenal bleiben wird. Ohnehin taugt Xhaka als Leader auf dem Platz eigentlich viel mehr als der exzentrische Stürmer aus Gabun. Ins Herz der Fans hat sich der 82-fache Nati-Spieler spätestens nach dem Finaleinzug im FA-Cup auch wieder gespielt.