Kommentar Lichtsteiners Wechsel zu Augsburg ist auch eine Ansage an Petkovic

Von Jan Arnet

20.8.2019

Daumen hoch: Stephan Lichtsteiner will in Augsburg noch einmal angreifen.
Daumen hoch: Stephan Lichtsteiner will in Augsburg noch einmal angreifen.
Bild: Twitter

Bislang spielte Stephan Lichtsteiner in seiner Karriere stets um Meistertitel und Europacup-Plätze – nun kommt er erstmals mit dem Abstiegskampf in Berührung. Der Wechsel zu Augsburg ist dennoch der logische Entscheid.

Über 600 Pflichtspiele hat Stephan Lichtsteiner auf Klubebene bestritten, zig Meistertitel und Pokalsiege gefeiert und zudem bereits 105 Partien für die Schweizer Nati absolviert. Nach GC, Lille, Lazio, Juventus und Arsenal schlägt der 35-Jährige nun ein neues und vielleicht letztes Kapitel auf: Der Rechtsverteidiger wechselt in die Bundesliga zum FC Augsburg.

Ein Transfer, von dem beide Seiten extrem profitieren können: Augsburg von der riesigen Erfahrung des Nati-Captains, der mit seinem unbändigen Kampfgeist auch Leidenschaft in den Abstiegskampf bringen kann. Und Lichtsteiner von der Chance, in einer Top-Liga wieder Stammspieler zu werden. Bei Arsenal musste er sich letzte Saison meistens mit der Reservistenrole begnügen und stand oft nicht einmal im Kader. In Augsburg dürfte Lichtsteiner auf Anhieb erste Wahl sein. 

Viel Spielpraxis ist für den Adligenswiler mit Blick auf seine Nati-Karriere immens wichtig. Letztes Jahr wurde er für die Nations-League-Kampagne von Vladimir Petkovic nicht aufgeboten und war hinter Kevin Mbabu und Michael Lang nur noch Rechtsverteidiger Nummer 3. In den zehn Spielen der Nati seit der WM 2018 kam der Captain nur in deren zwei zum Einsatz. Dabei hofft Lichsteiner doch so sehr, dass er sich noch 14 Mal das Trikot der Nati übertsreifen darf. Dann nämlich wäre er der neue Rekordspieler der Schweiz und würde Heinz Hermann (118 Länderspiele) überflügeln. 

«Dieser Rekord ist ein grosses Ziel und ein Traum von mir. Logisch, dass ich jetzt, wo ich nahe dran bin, darauf hinarbeite und versuche, den Rekord zu erreichen», sagte Lichtsteiner im März der «Aargauer Zeitung». Die EM 2020 wird das letzte Turnier sein, bei dem Lichtsteiner noch realistische Chancen hat, in der Nati dabei zu sein. Wenn man davon ausgeht, dass sich die Schweiz direkt für die EM qualifizieren kann, sind für Lichtsteiner bis zum Ende der Gruppenphase in der Endrunde noch 15 Spiele möglich (6 Qualispiele, 6 Testspiele, 3 EM-Vorrundenspiele). Der Rekord liegt also in Reichweite – Lichtseiner müsste aber in fast jedem Spiel zum Einsatz kommen.

Kriegt Lichtsteiner seinen Stammplatz zurück?

Die Chancen, dass es der 35-Jährige wieder in Petkovics Startelf schafft, stehen aber gar nicht so schlecht. Denn weder Mbabu noch Lang haben in ihren Teams zurzeit einen Stammplatz. Mbabu, der neu für Wolfsburg spielt, kam in den ersten beiden Pflichtspielen der neuen Saison nur 15 Minuten zum Einsatz. Lang ist bei Gladbach hinter Stefan Lainer und Jordan Beyer aktuell sogar nur dritte Wahl.

Will der Ex-Basler in dieser Saison auf seine Einsätze kommen und auch für die Nati interessant bleiben, muss er den Verein wechseln. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass Petkovic nur auf Spieler setzen will, die auch im Verein regelmässig zum Einsatz kommen. Und deshalb ist Lichtsteiners Wechsel von Arsenal zu Augsburg nicht ein Schritt zurück, sondern eine Ansage an den Nati-Trainer, der im Juni vor dem Finalturnier der Nations League sagte, dass er «beobachte, was mit ihm im Verein passiert». Der Captain will jetzt wieder mehr spielen als in den letzten Jahren und sich den Stammplatz in der Nati zurückerobern.

«Dieser Schritt ist für mich genau die Herausforderung, die ich mir nach meiner Station in England gewünscht habe. Ich habe das Gefühl, dass ich in diese junge und hungrige Mannschaft viel einbringen kann», sagt Lichtsteiner. Diese Hilfe hat das Team von Trainer Martin Schmidt nach dem missglückten Saisonstart bitter nötig. Nach dem peinlichen Ausscheiden im Pokal gegen den Viertligisten SC Verl und der 1:5-Klatsche zum Bundesliga-Start in Dortmund brauchen die Augsburger dringend ein Erfolgserlebnis. Da kommt ein Gewinnertyp wie Stephan Lichtsteiner genau richtig.

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