Die deutsche «Bild» knöpft sich Gladbach-Keeper Yann Sommer vor und wirft die Frage in den Raum: «Was ist nur mit dem Schweizer los?»
In grossen Lettern ist bei «Bild» (Bezahlschranke) zu lesen: «Vom besten zum schlechtesten Torwart der Liga. Der Sommer-Absturz!» Hört sich beunruhigend an – und tatsächlich hinterliess der 31-Jährige am vergangenen Wochenende bei der 3:4-Niederlage gegen Leverkusen bei zwei Gegentoren nicht den besten Eindruck. Es ist denn auch dieses eine Spiel, das Sommers statistische Werte in den Keller abstürzen lässt – vier Schüsse kamen auf seinen Kasten, alle landeten im Netz.
Letzte Saison war Sommer mit 80 Prozent gehaltenen Schüssen die Nummer 1 der Liga, aktuell sind es nach sieben Runden nur 57,14 Prozent. Doch was sagen diese Werte überhaupt aus? Nicht allzu viel, denn sonst wäre auch Manuel Neuer ein Fliegenfänger. Der formstarke Bayern-Keeper ist derzeit mit 62 Prozent abgewehrter Schüsse in der Bundesliga nur im 13. Rang klassiert. Und auf Platz drei findet man beispielsweise Frederik Rönnow, der bereits 22-mal hinter sich greifen musste (zehn Gegentore mehr als Sommer) und mit Schalke in dieser Saison erst drei Punkte gewinnen konnte. Geglänzt hat Rönnow dabei nur selten.
Ist Sommers Stammplatz gefährdet?
Die Statistiken spucken nur die halbe Wahrheit aus. Ob ein Keeper einen Kullerball abwehrt oder eine Glanzparade zeigt, das macht für die Datensammler keinen Unterschied. Auch spielt es keine Rolle, ob ein Torhüter beim Gegentor machtlos war oder wirklich schlecht aussah.
Was ist nur mit dem Schweizer los? Diese «Bild»-Frage kann man denn auch leicht beantworten: Gegen Leverkusen hat Sommer nicht den besten Tag eingezogen. Punkt.
In den Spielen zuvor hat Sommer aber auf solidem Niveau performt, das gilt auch für die Champions-League-Auftritte. Vielleicht hat der Schweizer schon bessere Phasen gehabt in seiner Karriere, doch es ist lachhaft, wenn man ihn als «schlechtesten Torwart der Liga» bezeichnet. Sommer wird der Bericht sicherlich keine schlaflosen Nächte bereiten. Eine Torwartdiskussion wird es so schnell nicht geben, weder bei Gladbach noch in der Schweizer Nationalmannschaft.