Sorglos in TurinSorglos in Turin: YB hat eigentlich keine Chance, diese gilt es zu nutzen
SDA
2.10.2018 - 05:04
Die Young Boys stellen sich in Turin am Dienstagabend (18.55 Uhr, live auf Teleclub) der zweiten Aufgabe in der Champions League. Sie tun das stressfrei, aber gegen einen beeindruckenden Gegner.
Für die Young Boys geht es Schlag auf Schlag. Keine zwei Wochen nach dem Debüt in der Champions League folgt schon das nächste europäische Highlight, und dazwischen bestritt und gewann der Meister drei Spitzenspiele in der Super League. Er hat bislang in dieser Saison alles dafür getan, dass die Champions League mindestens ein erfreuliches Abenteuer wird, indem er die Hausaufgaben in der Heimat gewissenhaft erledigte. Sorglos, mit einer soliden Tabellenführung in der Meisterschaft, reiste YB am Montag nach Turin.
Siegermentalität
Die Berner können sich ganz auf die Aufgabe beim italienischen Serienmeister konzentrieren, was an sich schon eine nennenswerte Leistung ist. Weder die frühe Herausforderung in der Champions-League-Qualifikation noch die Niederlage gegen Manchester United oder die Last des ersten Meistertitels seit 1986 hat sie aus der Fassung gebracht. YB tritt auf wie ein abgeklärtes Team, auch dann, wenn mehrere wichtige Spieler fehlen, wie zuletzt beim 4:1 gegen Thun. Die Siegermentalität, die man in Bern so lange vermisst hatte, ist in diesen Monaten noch deutlich ausgeprägter als in der Vorsaison.
Die Pflicht erfüllen die Young Boys bislang in dieser Saison nicht immer brillant, aber immer mit voller Überzeugung. Damit ist die Basis geschaffen, für den Spagat, den der FC Basel in den letzten Jahren oft so gut vollzog, zwischen Pflichterfüllung in den nationalen Wettbewerben und Exploits auf Europacup-Niveau. Die Berner haben in den vergangenen Saisons in der Europa League durchaus schon den einen oder anderen bedeutenden Sieg gefeiert, auch gegen italienischen Mannschaften, gegen Napoli und Udinese. Aber Siege in der Champions League glänzen ganz anders, sie widerhallen in ganz Europa.
Noch ist YB auf diesem Niveau auf Entdeckungsreise. Man habe Lehrgeld bezahlt beim 0:3 gegen Manchester United, hiess es aus den Reihen von YB unisono. «Wir lernen in jedem Spiel dazu», sagte Gerardo Seoane. Eine der Erkenntnisse aus dem ersten Auftritt vor zwei Wochen: Die Effizienz vor dem gegnerischen Tor muss noch besser werden. Eine andere lieferte Goalie David von Ballmoos: «Auf diesem Niveau wird jeder Fehler bestraft.» Lloris Benito ist überzeugt, dass die erste Anpassung geschafft ist: «Wir wissen jetzt, wie es läuft.» Fügt aber gleich an: «Einfacher wird es nicht.»
Juventus ist kaum zu schlagen
Es gibt angenehmere Orte für einen zweiten Lehrgang als das Stadion von Juventus Turin. Der italienische Rekordmeister macht, was YB derzeit tut - national nach Belieben dominieren – seit mehr als sieben Jahren. Spieler gehen, Spieler kommen und Juventus Turin gewinnt weiter. In der letzten Saison verlor Juventus in allen Wettbewerben fünf Spiele und in der vorletzten sieben. In der laufenden Spielzeit sind die Turiner als eines von vier Champions-League-Teams neben YB, Paris Saint-Germain und Eindhoven in der Meisterschaft noch ohne Punktverlust.
Aber auch in der Champions League ist Juventus auf der Höhe. Gerade am ersten Spieltag zeigte sich das Selbstverständnis des 34-fachen italienischen Meisters. Er verlor in Valencia früh Cristiano Ronaldo durch einen zweifelhaften Platzverweis, spielte aber weiter als wäre nichts geschehen und kam zu einem souveränen 2:0-Erfolg. Im eigenen, 2011 eröffneten Stadion ist die Europacup-Bilanz von Juventus geradezu furchteinflössend: nur zweimal verlor es in 33 Partien – gegen Real Madrid und Bayern München.
Dass nun Ronaldo wegen seiner Sperre ausfällt, will man bei den Young Boys nicht allzu stark gewichten. Es stehen genügend namhafte Ersatzleute parat. Die Papierform spricht ohnehin in jeder Konstellation deutlich für Juventus. Die Berner glauben aber an den Exploit und brennen darauf, die Stärken des neuen Schweizer Meisters auch in Europa zu zeigen. Turin wäre ein idealer Ort für den ersten Punkt in der Champions League.