Festival «Ibracadabra» in Sanremo: Zlatan geht unter die Showmaster

sda

1.3.2021 - 15:34

Zlatan Ibrahimovic tritt diese Woche mehrmals beim Sanremo-Festival auf.
Zlatan Ibrahimovic tritt diese Woche mehrmals beim Sanremo-Festival auf.
Bild: Keystone

König, Legende, Gott. Milans Star Zlatan Ibrahimovic bezeichnete sich schon als fast alles. In dieser Woche tritt er beim Festival von Sanremo sogar als Showmaster auf. Dies gefällt nicht allen.

Der 39-jährige Zlatan Ibrahimovic war schon immer mehr als ein Fussballer. Zumindest sieht er selber das so. Dazu passte eine Aussage des Schweden vor fünf Jahren, als er Paris in Richtung Manchester verliess. Er sei als König gekommen und gehe als Legende, sagte er damals. In Mailand ist er mittlerweile mehr als ein König oder eine Legende. «Mailand hat keinen König, Mailand hat einen Gott», meinte Ibrahimovic nach seinen zwei Toren beim Derbysieg Milans gegen Inter im letzten Oktober. Gott? Natürlich! Er, Ibra. Mehr geht nicht.

Seine Sprüche sind legendär. Doch irgendwie steckt dahinter auch ein gewisses Etwas, das andere Fussballer nicht bieten können. In Italien sehen sie das auf alle Fälle so. Ganz besonders in dieser Woche. Es steht mal wieder das Sanremo-Festival auf dem Programm. Viele der grossen Karrieren haben hier begonnen: Adriano Celentano, Eros Ramazzotti oder Andrea Bocelli beispielsweise starteten an der Küste Liguriens ihren Weg zu internationalem Ruhm.

Doch das Sanremo-Festival ist etwas angestaubt, die Show in den letzten Jahren mittelprächtig, die musikalische Qualität tief. Da kommt Ibrahimovic gerade recht. An vier von fünf Abenden soll er den Hauptmoderator auf der Bühne unterstützen – und das langatmige Programm zur TV-Prime-Time aufpeppen. Oder: Ibracadabra statt fauler Zauber in Sanremo.

Ein bisschen Ibra tut Sanremo gut

Das Festival hat in diesem Jahr dank Ibrahimovic seine Schatten längst vorausgeworfen. Es fordert die Corona-Pandemie im Kampf um die grössten Schlagzeilen heraus. Und machte auch vor den Sport-Zeitungen nicht Halt. Denn in dieser Woche hätte Ibrahimovic eigentlich noch andere Engagements in der Agenda stehen gehabt. Wichtigere, in Anbetracht dessen, dass er bei Milan ein Jahressalär von 7 Millionen Euro netto bezieht. Es stehen nämlich zwei Meisterschaftsspiele auf dem Programm, am Mittwoch gegen Udinese und am Sonntag gegen Hellas Verona. Und Milan sollten diese beiden Spiele gewinnen, um den Traum vom Titel weiterzuleben.



Bei Milan rümpften sie deshalb die Nase, die Medien machten Polemik. Dass Ibrahimovic nun seit Sonntag an einer Adduktorenverletzung laboriert, nimmt der Diskussion etwas die Schärfe. Beim Sieg gegen die AS Roma hatte er mal wieder frühzeitig ausgewechselt werden müssen. An Einsätze in der Serie A ist in dieser Woche nun nicht zu denken. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Ibrahimovic geniesst derweil den Rummel um seine Person – und kontert die Kritik lässig. Er habe den Vertrag mit Sanremo schon im letzten Sommer unterzeichnet, lange bevor Milan mit einer Offerte für eine Verlängerung der Zusammenarbeit an ihn herangetreten sei. Auch Milans Sport-Direktor Paolo Maldini gibt zu, dass Ibrahimovic in dieser Causa immer mit offenen Karten gespielt habe.

Besser als Ronaldo und Lukaku

Sie sind bei Milan also bemüht, das Problem klein zu halten. Doch wenn Ibrahimovic fehlt – egal ob wegen Sanremo oder wegen der Adduktoren -, fehlt halt doch einiges – vor allem Tore. Auch mit bald 40 Jahren liefert der Schwede nämlich noch herausragende Leistungen ab. 14 Treffer erzielte er in dieser Saison, dabei hat er nur 14 von 24 Spielen in der Serie A absolviert. Alle 79 Minuten hat er ein Tor geschossen. Damit weist Ibrahimovic eine bessere Bilanz auf als seine Rivalen Cristiano Ronaldo von Juventus (91) und Romelu Lukaku von Inter (99), die beiden anderen Alphatiere der Liga.



Die Gazzetta dello Sport spekuliert, dass Ibrahimovic am Mittwoch auf der Sanremo-Bühne fehlen wird – trotz verletzungsbedingtem Forfait für das Spiel am Mittwoch gegen Udinese. Er dürfte seine Teamkollegen in einer Art inoffizieller Trainer-Funktion vor Ort unterstützen. Denn dieser Aufgabe ist er eigenen Aussagen zufolge auch gewachsen. Schon vor über zehn Jahren in Barcelona hat er schliesslich gesagt: «Den Philosophen (Pep Guardiola) brauchen wir hier gar nicht. Der Zwerg (Lionel Messi) und ich genügen vollkommen.» Gut gebrüllt Löwe. Fehlt nur noch, dass Ibrahimovic in Sanremo auch noch zu singen beginnt.

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