Dortmund Zorc beseitigt die Trainerdebatte um Favre: «Das ist weg»

dpa/lbe

1.12.2019

Können nach dem Sieg bei der Hertha aufatmen: BVB-Trainer Lucien Favre (links) und Sportdirektor Michael Zorc.
Können nach dem Sieg bei der Hertha aufatmen: BVB-Trainer Lucien Favre (links) und Sportdirektor Michael Zorc.
Bild: Getty

Der in Unterzahl bewerkstelligte 2:1-Sieg in Berlin ordnet Borussia Dortmund als Charaktersieg nach schlimmen Wochen ein. Und er bringt Entspannung für Trainer Lucien Favre.

«Wir wollten hier unbedingt gewinnen. Das haben wir am Ende geschafft – es war ein sehr schwieriges Spiel», zeigt sich BVB-Trainer Lucien Favre nach dem knappen 2:1-Sieg bei Hertha Berlin erleichtert. Nach gutem Start und zwei frühen Toren sieht es für den BVB im Olympiastadion zwischenzeitlich nicht mehr rosig aus. Denn Abwehrchef Mats Hummels holt sich bereits vor dem Pausenpfiff die zweite gelbe Karte und fliegt vom Platz. 

Doch in Unterzahl bringt der kollektiv stark agierende BVB den knappen Vorsprung über die Zeit. «Wir haben gelitten, aber wir haben gekämpft. Intelligent gekämpft, intelligent verteidigt. Wir haben in dieser Situation auch probiert, das 3:1 zu schiessen. Die Spieler sind enorm viel gelaufen – das war heute nötig», lobt Favre die eigene Mannschaft. 

Nach zuvor drei Pflichtspielen ohne Sieg hielt Borussia Dortmund am 13. Spieltag der Fussball-Bundesliga den Anschluss an die Spitzengruppe und verkürzte nebenbei den Abstand auf den FC Bayern auf einen Zähler. Zudem verdarb man dem prominenten Trainer-Neuzugang Jürgen Klinsmann den Einstand bei der Hertha mächtig. Ist die Kehrtwende geschafft?



Brandt: «Es geht nicht um den Trainer»

Nationalspieler Julian Brandt sieht nun jedenfalls nicht nur Coach Favre raus aus dem Negativ-Fokus. «Es geht ja nicht nur um den Trainer, sondern um die allgemeine Situation in Dortmund, um den ganzen Verein», sagte der 23-Jährige. Und Mittelfeld-Kollege Axel Witsel fügte an: «Wir haben unseren guten Charakter nach schlimmen Wochen gezeigt.» Die Bestätigungen aber müssen noch folgen.

Brandt trug mit einem starken Spiel hinter den Spitzen dazu bei, dass sich die Borussia endlich «als Mannschaft präsentiert hat», wie Sportdirektor Zorc hervorhob: «Für mich war das die wichtigste Erkenntnis.» Brandt bereitete mit einem Superpass das 1:0 durch Jadon Sancho (15. Minute) vor. Thorgan Hazard erhöhte schnell auf 2:0 (17.).

Dass es trotz der komfortablen Führung und der Verunsicherung der Berliner kein gemütlicher Fussballnachmittag wurde für die Borussia, schärft beim BVB-Personal weiter die Sinne. Dabei hätte schon vor dem Anschlusstor durch Vladimir Darida (34.) und dem Platzverweis für Mats Hummels alles klar sein können für Dortmund. «Aber es passt natürlich zu unserer Situation, dass uns momentan nichts geschenkt wird und wir uns alles hart erarbeiten müssen», sagte Brandt. In der Tat kam der BVB in der Schlusshektik nochmals in Bedrängnis und hatte Glück, dass Selkes vermeintliches Ausgleichstor wegen Abseits zurückgenommen wurde.

«Wichtig für die Köpfe»

Der erfahrene Hummels ballte nach dem Abpfiff energisch die Fäuste - seine zwei Foulspiele gegen Davie Selke hätten noch ganz andere Konsequenzen als Gelb-Rot (45.) haben können. So etwas könne jedem passieren, sagte zwar Favre, fügte aber zu Hummels auch an: «Er muss antizipieren vor der ersten Gelben Karte.» Letztendlich sei es jetzt «wichtig für die Köpfe, auch mit einem Mann weniger so ein Ergebnis zu halten», betonte Brandt: Das Positive nun: «Wir haben noch alle Chancen der Welt, um uns wieder in eine gute Position zu bringen.»

Mit Ausnahme dieser Szene haben die Borussen das Geschehen aber meist unter Kontrolle. «Wir sind eigentlich nie so richtig unter Druck gekommen und haben sie vom Tor weggehalten. Und hatten selbst noch die ein oder andere Chance», sah auch Sportdirektor Michael Zorc und wischte die Frage nach dem Ende der Trainerdiskussion mit einer schwungvollen Armbewegung beiseite: «Das ist weg», meint er lachend in den Katakomben.

Lucien Favre empfand die Debatte um seinen Job ohnehin als «ganz egal». Der 62-Jährige wollte dementsprechend nicht bestätigen, dass der errungene Sieg auch persönlich das Wohlbefinden steigert. «Nein. Ich war das ganze Spiel auf das Feld konzentriert.» 

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