Werder Bremen droht der Absturz in die Zweitklassigkeit. Es wäre ein herber Schlag für den sympathischen Stammgast der Bundesliga. Nun wackelt sogar der Stuhl vom populären Trainer Florian Kohfeldt.
«Aktuell ist da viel Leere, weil wir eine grosse Chance hatten, nochmal alles zu unseren Gunsten zu drehen im Abstiegskampf. Wir haben diese Chance heute verpasst. Jetzt ist es natürlich noch möglich am letzten Spieltag. Aber es wird sehr schwer, wir müssen auf Union Berlin hoffen und selber vor allem gewinnen», meinte Werder-Coach Florian Kohfeldt nach der 1:3-Pleite gegen Mainz.
Werder blickt in den Abgrund 2. Liga. Zwar besteht noch Hoffnung auf das nächste «Wunder von der Weser» – der Klub ist bekannt für seine «magischen» Aufholjagden –, um sich doch noch vor dem direkten Abstieg zu retten. Doch dazu braucht es einerseits eine Niederlage von Fortuna Düsseldorf, die mit zwei Punkte Vorsprung ins Fernduell gehen, andererseits muss man selbst noch den 1. FC Köln besiegen.
Es ist also faktisch nur noch eine Mini-Chance. Vor allem weil man in Norddeutschland nicht mit der Schützenhilfe von den Eisernen – das Team von Urs Fischer verlor nach der grossen «Nichtabstiegs-Party» letzte Woche nun in Hoffenheim glatt mit 0:4 – rechnen darf.
Der Hype um Kohfeldt ebbt ab, Trainer-Debatte folgt
«Ich bin einfach brutal leer. So eine Chance heute, es ist ja nicht so, dass es unmöglich gewesen wäre, hier zu gewinnen. Es tut mir weh für den Verein, für alle Mitarbeiter, für alle, die dem Verein die Stange halten. Wir werden nächste Woche alles probieren. Jetzt tut es mir leid, ich muss das erstmal sacken lassen», sagt ein enttäuschter Kohfeldt.
Auch sein Captain Niklas Moisander gab noch Durchhalteparolen raus: «Niemand hat etwas gesagt, es war stille Stimmung in der Kabine. Wir sind sehr enttäuscht. Aber nichts ist verloren. Wir gehen weiter, wir haben noch ein Spiel. Wir haben noch Hoffnung, das ist die Botschaft, die wir haben.»
Unabhängig vom Ausgang des Abstiegskampfes wird es sicher eine Trainer-Debatte geben. Bis anhin genoss Kohfeldt in der deutschen Presse eine Art Welpenschutz – ganz im Gegensatz etwa zum Schweizer BVB-Trainer Lucien Favre. Durch sein aktives Coaching und jugendliches Auftreten hatte das Eigengewächs in breiten Kreisen seit seinem Amtsantritt für grossen Vertrauen gesorgt.
Nun droht der 37-Jährige als Trainer in die Historie der Grün-Weissen eingehen, welcher das Team nach 40 Jahren Zugehörigkeit in der Bundesliga in die Zweitklassigkeit führte. Es wäre erst das zweite Mal in der Vereinsgeschichte, dass man nicht im Oberhaus spielt.
Dabei schienen im Norden Deutschlands die Uhren immer langsamer zu ticken als anderswo, die Gelassenheit in Krisenzeiten in den Chefetagen sorgte auch jeweils auf dem Trainerstuhl für langjährige Amtsperioden. So gehörten etwa Otto Rehagel (1981-1995) oder Thomas Schaaf (1999-2013) lange zum Inventar der Bundesliga.
«Die Macht von der Weser» baute auch auf Schweizer Söldner
Vom Wiederaufstieg 1981 an zählte Werder rund drei Jahrzehnte lang zu den erfolgreichsten Mannschaften der Bundesliga. Neben vier deutschen Meisterschaften (zuletzt 2004) und sechs Erfolgen im DFB-Pokal (zuletzt 2009) steht der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1992 zu Buche. In der Ewigen Tabelle der Bundesliga liegt Bremen hinter Bayern München und Borussia Dortmund auf Platz 3.
Bei Werder Bremen steht mit Michi Lang aktuell auch ein Schweizer unter Vertrag. Der Rechtsverteidiger spielt aber nur eine Nebenrolle und muss unabhängig vom Spielausgang den Verein verlassen. Lang kehrt damit zu Gladbach zurück, wo er noch einen Vertrag bis 2022 hat.
Grössere Fussstapfen hinterliessen die beiden früheren Nationalspieler Rahpael Wicky und Ludovic Magnin. Von den heutigen Super-League-Profis spielten François Affolter (Aarau) und Ulysses Garcia (YB) für «die Raute.» Einer der grössten Klublegenden ist der Neuseeland-Schweizer Wynton Rufer.