Kommentar Aufmüpfiger Mbappé wird immer mehr zum Problem-Spieler

Von Patrick Lämmle

5.10.2021

Torjäger Kylian Mbappé eckt vielerorts an.
Torjäger Kylian Mbappé eckt vielerorts an.
Bild: Keystone

Spieler, die das Klima innerhalb eines Teams vergiften, gefährden den Erfolg. Superstar Kylian Mbappé läuft Gefahr, ein solcher zu werden – im Klub und im Nationalteam.

Von Patrick Lämmle

Vor der EM herrschte im Lager der Franzosen dicke Luft. Kylian Mbappé und Rückkehrer Karim Benzema sollen sich damals gegen Olivier Giroud positioniert haben. In den Medien wurde der Zwist ausgeschlachtet. Teamintern wurde das Ganze aufgearbeitet, und darf man den Aussagen der Spieler Glauben schenken, so war das Thema rasch vom Tisch. Und doch endete das Turnier mit einer Enttäuschung, weil Mbappé im Achtelfinal im Penaltyschiessen an Yann Sommer scheiterte und das Aus besiegelte.

In einem Interview mit der «L’Équipe» (Bezahlschranke) verrät er nun, dass er es in Betracht zog, aus dem Nationalteam auszutreten. Was sich anhören mag wie eine Drohung, ist, so verkauft es Mbappé, ein selbstloser Akt: «Ich habe die französische Nationalmannschaft immer über alles andere gestellt. Ich habe nie auch nur einen einzigen Euro angenommen, um für Frankreich zu spielen. Und vor allem wollte ich nie ein Problem darstellen.»



Scheinbar hat er diesbezüglich seine Bedenken, weil es durchaus kritische Stimmen gab. Und so sagt Mbappé: «Das Wichtigste ist die französische Nationalmannschaft. Und wenn sie ohne mich glücklicher ist, dann ist es so.»

Dass für Mbappé die Nationalmannschaft das Grösste ist, das mag sehr wohl so sein. Doch er dürfte sich auch bewusst sein, dass die Mehrheit der Fans hinter ihm steht und dass der Trainer ins Kreuzfeuer der Kritik geraten würde, sollte er auf den Startstürmer verzichten. Das Ganze könnte deshalb auch als Drohgebärde gedeutet werden. Ob beabsichtigt oder nicht, solche Äusserungen bergen das Potenzial, die Stimmung innerhalb des Teams zu vergiften. Am meisten würde er dem Nationalteam dienen, wenn er sich nicht in den Mittelpunkt stellt und seine Kritiker mit starken Leistungen verstummen lässt.

Mbappé verbreitet auch im Klub negative Vibes

Spätestens seit der Verpflichtung von Lionel Messi ist Mbappé bei PSG nicht mehr der alles überstrahlende Superstar. Als er kürzlich Neymar einen «Clochard» schimpfte, da schlug das hohe Wellen. Alles kein Problem, die Wogen seien geglättet, hiess es kurz darauf. Ganz so einfach ist das nicht, ein bisschen was bleibt immer haften.

Dass Mbappé nun öffentlich darüber spricht, dass er im vergangenen Sommer PSG verlassen wollte, schlägt erneut Wellen. Er stellt dabei auch gleich noch einige Dinge klar, die ihn gut dastehen lassen, den Verein eher weniger. «Ich habe Ende Juli gesagt, dass ich gehen will. Ich habe darum gebeten zu gehen, weil ich von dem Moment an wollte, dass der Klub eine Ablösesumme erhält, um einen guten Nachfolger zu bekommen.»

Rund 215 Millionen Franken soll Real Madrid bereit gewesen sein, für die Dienste Mbappés zu bezahlen. Im kommenden Sommer kann er PSG ablösefrei verlassen, deshalb ist an seiner Aussage was dran.

«Das hat mich wie einen Dieb fühlen lassen.»

epa09488460 Paris Saint Germain's Kylian Mbappe reacts during the French Ligue 1 soccer match between PSG and Montpellier at the Parc des Princes stadium in Paris, France, 25 September 2021. EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON

Kylian Mbappé

PSG-Stürmer

«Wenn ihr nicht wollt, dass ich gehe, bleibe ich», habe er dann gesagt. Doch was blieb ihm schon anderes übrig. Wenn sein Arbeitgeber es sich leisten kann, den Starstürmer im kommenden Sommer ziehen zu lassen, ohne eine Ablöse einzusacken, dann hat er den Vertrag zu erfüllen.

Verärgert habe ihn, so der Weltmeister von 2018, dass man ihm vorgeworfen hatte, dass er seinen Wechselwunsch erst kurz vor der Schliessung des Transferfensters geäussert habe. «Das hat mich wie einen Dieb fühlen lassen. Ich war in den vier Jahren, die ich hier bin, immer glücklich in diesem Verein und bin es immer noch. Ich habe es früh genug angekündigt, damit der Klub reagieren konnte.» Er habe schliesslich gewollt, dass am Ende alle ein gutes Geschäft machen.

Seine Position sei aber klar gewesen, so der 22-Jährige: «Ich habe gesagt, dass ich gehen will, und zwar ziemlich früh.» Daran dürfte sich nichts geändert haben. Sollte es PSG und Mbappé nicht nach Wunsch laufen, so bergen solche Aussagen Zündstoff. Im schlimmsten Fall wird das Klima dadurch so sehr vergiftet, dass es zu einer Spaltung innerhalb des Teams kommt. Die einen, die hinter dem wechselwilligen Franzosen stehen, die anderen, die ihn am liebsten gleich in die Wüste schicken wollen. Und so droht Mbappé immer mehr zum Problem-Spieler zu werden, der letztlich auch die Ziele PSGs gefährdet. Dies, obwohl der 22-Jährige zweifelsfrei zu den besten Angreifern der Welt zählt.

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