Formel 1 Ausgemustert, zurückgeholt und befördert

SDA

31.8.2019 - 06:05

Für Alexander Albon ist die Beförderung ein Sprung ins kalte Wasser.
Für Alexander Albon ist die Beförderung ein Sprung ins kalte Wasser.
Source: Getty

Alexander Albon startete mit Toro Rosso als einer von drei Neulingen in die Formel-1-Saison. Nach einer internen Rochade erhält der Thailänder bis Ende Jahr die Chance, sich bei Red Bull zu beweisen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Verantwortlichen von Red Bull bei Pierre Gasly die Reissleine ziehen und den Franzosen ins Partnerteam Toro Rosso abschieben. Dem früheren GP2-Meister war es seit Saisonbeginn nicht gelungen, annähernd an die Leistungen seines Teamkollegen Max Verstappen heranzukommen. Während der Niederländer in jedem der zwölf Grands Prix den Sprung in die Top 5 schaffte und davon zwei gewann, fuhr Gasly nicht ein einziges Mal aufs Podest.

Mehr als die Degradierung von Gasly überraschte jedoch die Wahl seines Nachfolgers bei Red Bull. Sie fiel nicht etwa auf den Russen Daniil Kwjat, dem es 2015 nach vier Rennen gleich ergangen war wie nun Gasly, sondern auf dessen Toro-Rosso-Teamkollegen Alexander Albon. Für den 23-Jährigen wird es ein Sprung ins kalte Wasser.

2012 als untauglich empfunden

Schon als Albon im letzten Winter als Formel-1-Fahrer vorgestellt wurde, rieben sich einige verwundert die Augen. Zum einen war geplant, dass der Sohn eines Engländers und einer Thailänderin 2019 an der Seite von Sébastien Buemi mit Nissan die Formel-E-Saison bestreitet würde, zum anderen setzte die Rennorganisation von Red Bull, zu der Toro Rosso gehört, ausgerechnet auf einen Fahrer, den sie einst als zu wenig gut empfunden hatte.

Albon gehörte bis 2012 dem Förderprogramm der Roten Bullen an, ehe ihm wegen ungenügenden Leistungen die Unterstützung entzogen wurde. «Damals bin ich wirklich nicht gut gefahren. Es gab keinen Grund, mich zu behalten», zeigt sich der frühere Kart-Europameister heute einsichtig.

Ihm war bewusst, dass sein Weg nach oben fortan schwieriger werden würde. Trotzdem gab Albon nicht auf, arbeitete weiter hart an sich und kämpfte sich über die Formel Renault und die GP3 bis in die Formel 2. In jener Rennserie beendete er im letzten Jahr seine zweite Saison im 3. Schlussrang – hinter George Russell und Lando Norris, die mit ihm 2019 den Schritt in die Formel 1 gemacht haben.

Albon nutzte seine zweite Chance in der Rennorganisation von Red Bull und fuhr mit Toro Rosso in seinen ersten zwölf Formel-1-Rennen fünfmal in die Punkte. Sein bestes Ergebnis war der 6. Rang Ende Juli im Chaos-Rennen in Hockenheim. Nun macht er als erster der drei diesjährigen Formel-1-Debütanten den Schritt vom Mittelfeld- zum Spitzenteam.

In einem Auto, das zum Siegen taugt, muss er sich nach der vierwöchigen Sommerpause neben dem formstarken Verstappen beweisen. Albon ist sich bewusst, dass er in den kommenden Wochen unter besonderer Beobachtung stehen wird. «Ich weiss, dass einer der Hauptunterschiede der Lärm und die Aufmerksamkeit sein werden, die mit diesem Wechsel kommen.» An seinem ersten Wochenende mit Red Bull wolle er vor allem eines: lernen.

«Nicht viele Fahrer bekommen so früh in ihrer Formel-1-Karriere die Chance, ein Auto zu fahren, das in der Lage ist, Rennen zu gewinnen. Daher ist es eine grossartige Möglichkeit», so Albon, der wohl auch aus marketingtechnischen Gründen in der Formel 1 unter thailändischer Flagge fährt. Damit ist er für Südostasien ein idealer Botschafter der Marke Red Bull, die zu 51 Prozent im Besitz der Familie Yoovidhya aus Thailand ist.

Debüt mit Handicap

Zu seiner Feuertaufe im Red Bull an diesem Wochenende im Grand Prix von Belgien in Francorchamps bekam Albon von Honda ein Motorenupdate «spendiert». Dies hat allerdings zur Folge, dass der Rookie am Sonntag in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt wird, da er das erlaubte Kontingent von drei Antriebseinheiten bereits überschritten hat.

Auch mit Handicap gilt für Albon nur eines, wenn er sich über die laufende Saison hinaus für einen Platz als Stammfahrer von Red Bull empfehlen will: Gas geben und fleissig punkten. Sonst dürfte es ihm wohl gleich ergehen wie seinen Vorgängern Gasly und Kwjat. Red Bull verleiht bekanntlich nicht jedem Flügel.

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