«Geschenk» von Bottas Hamilton schämt sich: «Dieser Sieg fühlt sich nicht gut an»

jar/dpa

1.10.2018

Lewis Hamilton mit der Siegertrophäe von Sotschi, die eigentlich Valtteri Bottas (l.) gehört.
Lewis Hamilton mit der Siegertrophäe von Sotschi, die eigentlich Valtteri Bottas (l.) gehört.
Bild: Getty

Dank seinem Sieg in Sotschi hat Lewis Hamilton schon 50 Punkte Vorsprung auf Sebastian Vettel. Trotzdem reist der Mercedes-Pilot mit keinem guten Gefühl aus Russland ab.

So richtig glücklich sieht auf dem Podest-Foto in Sotschi keiner aus. Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel (Platz 3) hat nach der neuerlichen Niederlage nun schon 50 Punkte Rückstand auf Rivale Lewis Hamilton und kann den Briten in den letzten fünf Rennen schon nicht mehr aus eigener Kraft schlagen. Der grosse Verlierer heisst aber Valtteri Bottas, der eigentlich der grosse Gewinner gewesen wäre, hätte ihm die Teamorder keinen Strich durch die Rechnung gemacht. 

Bottas, der das Rennen bis kurz vor dem Ziel anführte, bekam von seinem Boss Toto Wolff nämlich die Anweisung, sich von seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton überholen zu lassen. Der WM-Leader kann sich dementsprechend auch nicht wirklich über seinen achten Sieg in diesem Jahr freuen. «Ich will auf die richtige Weise gewinnen. Dieser Sieg steht definitiv auf der Liste meiner Siege, auf die ich am wenigsten stolz bin», sagt Hamilton nach dem Rennen.

Das Podest: Am glücklichsten sieht Sebastian Vettel aus, obwohl er eigentlich der grosse Verlierer ist.
Das Podest: Am glücklichsten sieht Sebastian Vettel aus, obwohl er eigentlich der grosse Verlierer ist.
Bild: Getty

Er bezeichnet Teamkollege Bottas als «wahren Gentleman» und «unglaublichen Teamplayer», dennoch sei ihm der Sieg sehr peinlich. «Es fühlt sich nicht gut an. Das ist der seltsamste Tag meiner Karriere. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal Erster wurde und mich so gefühlt habe.» Der sonst so extrovertierte Hamilton verzichtet dann auch auf Jubelposen.

Wolff ist lieber Bösewicht als Idiot

Bottas war sichtlich deprimiert. Sein fast greifbarer erster Saisonsieg wäre Seelenbalsam für ihn gewesen. Da sich der Mercedes-Kommandostand aber mit dem Zeitpunkt des Reifenwechsels bei Hamilton vergriff, wodurch dieser erst hinter Vettel auf die Strecke zurückkam und sich dann bei der Verfolgung auf den Gummiwalzen auch noch Blasen einfing, mussten die Bosse handeln.

«Jemand muss der Bösewicht sein und diesmal bin ich es», räumt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ein, obwohl die Silberpfeil-Strategen mit ihren beiden Fahrern vorab schon diverse Szenarien durchgespielt hatten. «Du musst dann abwägen: Willst du am Sonntagabend aus vielen richtigen Gründen der Bösewicht sein oder der Idiot am Ende der Saison in Abu Dhabi. Dann bin ich lieber heute der Bösewicht und nicht der Idiot in Abu Dhabi.»

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