Die Premiere der Formel 1 in Miami war vor allem eins: eine grosse Show. Sie setzte neue Massstäbe und brachte in all dem amerikanischen Gigantismus mit Max Verstappen einen verdienten Sieger hervor.
Die Amerikaner sind bekannt dafür, Unterhaltungskünstler zu sein. Mit dem Super Bowl, dem jährlich stattfindenden Finalspiel der American-Football-Profiliga NFL, konstruierten sie eines der grössten, wenn nicht das grösste Sportereignis der Welt.
Miami war bereits sechs Mal Austragungsort dieses Mega-Events, der in den USA jeweils gegen 100 Millionen Fernsehzuschauer zählt. Zahlen, wovon die Macher der Formel 1 nur träumen. Doch der Hype, der in den letzten Tagen um das Debüt der Königsklasse des Motorsports im Sunshine State entstanden ist, war gewaltig. «Es ist aufregend zu sehen, dass die Formel 1 in den USA immer grösser wird», sagte Weltmeister Max Verstappen vor der Miami-Premiere.
Stars so weit das Auge reicht
Floridas schillernde Metropole im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sie ist ein Spiegelbild der Formel 1: Eine Welt mit mehr Schein als Sein. So überraschte es kaum, dass es im Fahrerlager von Stars aus den Bereichen Film, Musik, Politik und Sport nur so wimmelte. Von der Basketball-Legende Michael Jordan über die Hotel-Erbin Paris Hilton bis hin zur Fussball-Ikone David Beckham, dem Musiker Pharrell Williams oder der ehemaligen First Lady Michelle Obama, sie alle wohnten dem Schaulaufen in Miami bei.
Als die Bühne schliesslich den Formel-1-Stars überlassen wurde, konnte das Geschehen auf der Rennstrecke rund um das NFL-Stadion der Miami Dolphins jedoch kaum mit dem Brimborium rundherum mithalten. Dabei war nach den turbulent verlaufenen Trainings alles für ein verrücktes Rennen angerichtet. Statt einem Grand Prix mit Chaos, haufenweise Unfällen und Safety-Car-Phasen zeigten die Protagonisten vor vollen Zuschauerrängen im Miami International Autodrome aber nur mässig Spektakel. Zum einen, weil der befürchtete Regen trotz 40 prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht einsetzte, zum anderen aber auch, weil die neu asphaltierte Strecke den Fahrern im Rennen bedeutend weniger Mühe bereitete als noch in den zwei Tagen zuvor.
Der Titelkampf ist lanciert
Auch das Duell zwischen Weltmeister Max Verstappen und WM-Leader Charles Leclerc verlief weitaus weniger spannender als auch schon in dieser Saison. Der aus der Pole-Position losgefahrene Leclerc konnte sich am Start zwar seine Position behaupten, ganz im Gegensatz zu seinem ebenfalls aus der Frontreihe gestarteten Teamkollegen Carlos Sainz, der Verstappen bereits nach wenigen Metern vorbeiziehen lassen musste. Doch schon nach neun Runden hielt auch Leclerc mit abbauenden Vorderreifen dem Druck von Verstappen nicht mehr stand und wurde vom Niederländer überholt.
Danach geriet Verstappens 23. GP-Sieg nie mehr wirklich in Gefahr, auch wenn er nach einem Neustart nach einer Safety-Car-Phase im Finish gemäss eigenen Angaben Probleme mit den kalten Reifen bekundete. Verstappen hielt Leclerc auch auf den letzten zehn Runden in Schach und fuhr im fünften Rennen dieser Saison zu seinem dritten Sieg, dem zweiten hintereinander. Damit setzte er Leclerc im WM-Kampf weiter unter Druck und machte seine Ausfälle beim Saisonauftakt in Bahrain und in Australien fast wieder vergessen. Leclercs Vorsprung auf Verstappen ist bei noch 17 verbleibenden Rennen von 27 auf 19 Punkte geschmolzen.
Zuverlässigkeit bei Red Bull noch nicht top
Fakt ist: Erreicht Verstappen in diesem Jahr das Ziel, wird er stets als Sieger abgewinkt. Doch noch scheint sein Red-Bull-Team nicht das zuverlässigste Auto im Feld zu haben. Denn Verstappens Teamkollege Sergio Perez hatte auch in Miami wieder mit technischen Widrigkeiten zu kämpfen. Wegen Sensorproblemen fehlte es dem Mexikaner, der hinter den beiden Ferraris Vierter wurde, entscheidend an Tempo auf den Geraden.
Die Trümpfe im WM-Kampf scheinen vorerst also nicht klar verteilt. Nach einer Woche Rennpause werden die Karten am 22. Mai anlässlich des Grand Prix von Spanien in Montmeló neu gemischt, bevor sieben Tage später in Monte Carlo die Motoren aufheulen – bei einer Veranstaltung mit ähnlich viel Glanz und Glamour wie jener in Miami. Für die Formel 1 gilt unweigerlich: The show must go on.