Das Schweizer Nationalteam steht nach drei Niederlagen in der Gruppenphase vor der Woche der Wahrheit. In den Achtelfinals warten wie schon in der Vorrunde die Tschechen.
«Wir sind nun an einem anderen Punkt», sagte Nationaltrainer Patrick Fischer vor dem Turnier auf die Enttäuschung 2018 in Pyeongchang angesprochen. Bei den ersten Olympischen Spielen unter seiner Führung waren die Schweizer in den Achtelfinals an Deutschland (1:2 n.V.) gescheitert. Die erzielten Fortschritte führten in Peking jedoch noch nicht zu positiven Resultaten. Im Gegenteil: Drei Spiele, ein Punkt, Torverhältnis 4:8, lautet die ernüchternde Bilanz nach der Vorrunde.
Am meisten zu denken gibt, dass der schwächste Auftritt jener in der dritten Partie gegen Dänemark (3:5) war. Gegen die russische Auswahl (0:1) und gegen Tschechien (1:2 n.P.) hatten die Schweizer in der Defensive überzeugt. Beide Gegentreffer waren Eigentore. Mit etwas mehr Glück wäre mehr als ein Punkt möglich gewesen. Insofern gaben die ersten beiden Niederlagen wenig Grund zur Sorge, umso mehr, als es normal ist, dass die Adaption an das kleinere Eisfeld eine gewisse Zeit benötigt
Wie sich die Schweizer dann allerdings in der Partie gegen die Dänen nach den beiden Gegentoren innerhalb von 21 Sekunden vom 1:0 (16.) zum 1:2 (22.) präsentierten, spricht nicht für die Mannschaft. Es passte in der Folge bis zum 1:4 (42.) wenig zusammen. Erst danach zeigten die Schweizer, was in ihnen steckt, die Hypothek wog aber zu schwer.
Miserable Offensiv-Werte
Im Achtelfinal gegen Tschechien gilt es, wieder zur defensiven Stabilität der ersten beiden Spiele zurückzufinden und dumme Strafen zu vermeiden – gegen die Dänen kassierten die Schweizer nicht weniger als sieben Zweiminuten-Strafen. Im Angriff braucht es mehr Durchsetzungsvermögen und vor allem Präzision, gerade auch im Abschluss. Die Schusseffizienz in den ersten drei Partien betrug 4,49 Prozent – ein miserabler Wert. Bloss eines der vier Tore erzielten die Schweizer bei fünf gegen fünf Feldspielern. Im Powerplay gelangen zwar zwei Treffer (Erfolgsquote 18,18 Prozent), doch war auch dieses nicht wirklich überzeugend.
Bislang gar nicht auf Touren kam Gregory Hofmann, normalerweise ein Torgarant. Der Zuger Stürmer war bislang ein Schatten seiner Selbst. Nicht nur dass ihm bislang kein Skorerpunkt gelang, er verzeichnet zudem wie auch Sven Andrighetto (ein Assist) und Denis Malgin eine Minus-3-Bilanz. Die beiden Stürmer der ZSC Lions holten das -3 gegen die Dänen.
Malgin ist zu Gute zu halten, dass er nach einem positiven Corona-Test, der eine Isolation in einem Hotelzimmer zur Folge hatte, seinen ersten Einsatz in Peking bestritt. Klar ist, dass gerade von diesem Trio mehr kommen muss, sind die drei doch die begnadetsten Skorer im Team.
So ernüchternd die Gruppenphase für die Schweizer war, das Gute ist, dass das Turnier erst in dieser Woche so richtig losgeht, da in der Vorrunde keine Mannschaft ausscheidet. Nun sind einfach zwei Siege notwendig zum Erreichen des Ziels, ab Freitag um die Medaillen zu kämpfen.
Es braucht manchmal wenig, bis es Klick macht, das bewiesen nicht zuletzt die Deutschen in Pyeongchang, als sie äusserst knapp Olympia-Gold verpassten. Fischer spricht von der «Woche der Wahrheit» und davon, dass vier Niederlagen ein Skandal wären. Die Mannschaft muss nun beweisen, dass sie tatsächlich an einem anderen Punkt ist.