Alex Wilson zweifelt nicht mehr an der Gültigkeit seines überraschenden Europarekords, den er am Sonntag in den USA aufgestellt hat. Trotzdem zweifelt er über den Start über 100 Meter in Tokio.
Noch wurde Wilsons Rekord vom Europäischen Leichtathletik-Verband nicht homologiert. Inzwischen ist der Schweizer Sprinter aber von der Richtigkeit seiner Fabelzeit überzeugt. Nach seiner Rückkehr aus Atlanta sagt er zu «blue Sport»: «Am Anfang war ich geschockt. Ich brauchte einen Moment, um es zu glauben. Aber es ist, wie es ist. Warum sollte ich die Zeitmessung hinterfragen? Ich wusste, dass die Bedingungen perfekt sind und der Schweizer Rekord fallen könnte. Ich fühlte mich so gut wie noch nie in einem Rennen.»
Nebst dem Rückenwind von 1,9 m/s und der schnellen Bahn führte Wilson seine neuen, mit Spikes aus Carbon ausgestatteten Schuhe als Wunderwaffe ins Feld. «Als ich im Training die Schuhe ein erstes Mal angezogen hatte, übten wir 30-m-Starts. Normalerweise brauche ich dafür 2,8 Sekunden. Mit den neuen Schuhen lief ich im ersten Anlauf 2,6 Sekunden. Da wusste ich, das ist meine Geheimwaffe in dieser Saison.»
Vom Vorwurf, mit dem von der US-Antidopingbehörde lebenslang gesperrten jamaikanischen Trainer Ray Stewart zusammengearbeitet zu haben, sprach sich Wilson frei. «Wir waren einmal auf dem gleichen Platz, und da gab es ein zehnminütiges Gespräch. Ich kenne den Mann aber nicht und will ihn auch nicht kennen.»
Obwohl 2021 bisher nur ein Konkurrent schneller gelaufen ist, sieht sich Wilson über die 100 m im internationalen Vergleich nach wie vor als grosser Aussenseiter. Der Fokus in Tokio bleibt deshalb auf dem 200-m-Rennen. «Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich über die 100 m überhaupt starte. Ich bin kein 9,80-Läufer jetzt, und mit 10,00 habe ich nichts zu melden. Über die 200 m weiss ich hingegen: Ich bin parat.»