Manchester United hat sich im Viertelfinale des League-Cups keine Blösse gegeben und zog in das Halbfinale des Ligapokals ein. Die Offensive um Marcus Rashford macht Freude.
Gegen den Drittligisten Charlton Athletic gewann der Viertplatzierte der Premier-League am Dienstagabend 3:0. Die Treffer für United erzielten Anthony (21. Minute) und Joker Marcus Rashford (90./94), der nach einer Stunde eingewechselt wurde.
Mit seinem Doppelpack hat der 25-Jährige zu einer Vereinslegende aufschliessen können. Der Stürmer hat nun in acht Heimspielen in Serie getroffen – das gelang vor ihm zuletzt Wayne Rooney im März 2010.
Der Mann aus dem eigenen Nachwuchs hat diese Saison wettbewerbsübergreifend bereits 15 Tore erzielt. Im Schnitt traf er unter Erik ten Hag nun alle 123 Minuten – so stark war Rashford noch nie in seiner Karriere.
Die Auferstehung
Dabei hat Rashford ein Seuchenjahr hinter sich. Im EM-Final war er einer der Fehlschützen im Elfmeterschiessen – und wurde im Nachgang dafür rassistisch angefeindet. Danach musste er sich an der Schulter operieren lassen und startete erst Mitte Oktober in die Saison. Auf dem Platz lief es ihm wie dem gesamten Team überhaupt nicht. Nur fünf Tore waren es in der Endabrechnung.
Die Ausgabe 22/23 beeindruckt auch Teamkollege Casemiro. «Er ist einer der Spieler, die mich wirklich überrascht haben. Er ist spektakulär. Er hat eine unglaubliche Art, den Ball zu spielen, er ist stark, schnell, intelligent ...», schwärmte der Brasilianer gegenüber ESPN. Casemiro sieht gar noch Luft nach oben: «Ich bin mir sicher, dass er, wenn er so weitermacht, leicht zu den fünf besten Spielern der Welt gehören kann: Er ist aussergewöhnlich».
Rashford überstrahlt aktuell alle Offensivspieler. In der teaminternen Top-Skorer-Liste klafft eine Lücke – Anthony Martial und Antony haben je fünf Treffer erzielt.
Ten Hag macht sich aber deshalb keine Sorgen, wie er kürzlich erläuterte: «Es wird nicht nur Marcus Rashford sein, der so viele Tore schiesst. Ich bin überzeugt, dass auch andere Spieler ihren Teil dazu beitragen können.» Auch Bruno Fernandes oder Christian Eriksen können Tore schiessen, betonte der 52-Jährige.
Routinier Weghorst soll Erfahrung hineinbringen
Nichtsdestotrotz will der Holländer im Sturm-Zentrum nachlegen. Auch weil die genaue Rückkehr von Sorgenkind Jadon Sancho – der 22-Jährige hat «körperliche wie mentale Probleme» (Ten Hag) – offen ist. Von Besiktas soll Landsmann Wout Weghorst kommen, der bei Burnley noch einen Vertrag bis 2025 besitzt. Die Türken sollen für den vorzeitigen Abbruch der Leihe eine Entschädigung in Höhe von rund drei Millionen Euro erhalten, kolportieren diverse Medien.
Den Transfer sieht er aber nicht als Misstrauensvotum gegenüber Martial: «Es gibt einen Grund, warum Martial im Moment nicht ein komplettes Spiel bestreiten kann – die Belastung über viele Spiele hinweg. Deshalb suchen wir einen anderen Stürmer.» Der Franzose könne aufgrund seiner aktuellen physischen Verfassung nicht alle drei Tage ein Spiel über 90 Minuten bestreiten, meint Ten Hag.
Dass Weghorst auch als Ergänzungsspieler eine wichtige Rolle einnehmen kann, bewies er mit einem Doppelpack im WM-Viertelfinale gegen Argentinien. Dennoch ist Weghorst nicht der einzige Stürmer, der sich bei den «Red Devils» für Spielzeit aufdrängen wird.
Antony, Garnacho und weitere Junge drängen auf Einsätze
Vielmehr will Ten Hag auf jugendliche Power setzen, um sein intensives Pressing aufzuziehen. Deshalb passt auch die Trennung von Cristiano Ronaldo vor der WM in sein Konzept – der Alt-Star war in der Vorsaison mit Abstand bester Torschütze.
Mit Flügelspieler Antony hat Ten Hag im Sommer einen Wunschspieler von Ex-Klub Ajax geholt. Dem 25-jährigen Brasilianer fehlt es teilweise noch an Effizienz, er kann aber mit seinen Tricks und Finten für Überraschungsmomente sorgen.
Der Shooting-Star ist Alejandro Garnacho, der seit Herbst regelmässig Spielzeit erhält. Der gebürtige Madrilene – international spielt der 18-Jährige mittlerweile für Argentinien – ist bereits Fanliebling im Old Trafford. Mit seinem Tempo und dem steten Drang, in «1 gegen 1»-Duelle zu gehen, bringt auch der meist über links kommende Garnacho die gewünschte Kreativität mit.
Gegen Charlton durften zudem gleich zwei Jung-Profis ihr Debüt feiern. Nachwuchspieler Kobbie Mainoo durfte für Casemiro im defensiven Mittelfeld ran.
Facundo Pellistri bekam in der Schlussphase noch einige Einsatzminuten – dem 21-jährigen Uruguayer gelang dabei noch ein Assist. Auch Ten Hag lobte ihn für seine Fortschritte. «Ich sehe in ihm eine Zukunft» machte er Pellistri Hoffnung für weitere Einsätze.
Etwas an Renommee eingebüsst hat Anthony Elanga. Obwohl der 20-jährige Schwede regelmässig Kurzeinsätze kriegt, hat er in wettbewerbsübergreifend 18 Partien noch nie das Tor getroffen (1 Assist).
Klar ist: Man Utd hat unter Ten Hag diese Saison wieder das Sieger-Gen entdeckt. In der letzten Saison lag die Siegquote bei 40 Prozent, diese Spielzeit ist man mit 74 Prozent auf Kurs. Am Samstag steht aber ein richtiger Härtetest an. In der Meisterschaft kommt es zuhause im «Theatre of Dreams» zum Derby gegen City.