Granit Xhaka blickt kurz vor dem Jahresende zurück auf ein schwieriges zweites Halbjahr 2021 – und voraus auf ein spannendes 2022.
Arsenal tritt seit Wochen wieder wie ein Spitzenteam auf. In London sind sie mit der Entwicklung hoch zufrieden. Und einer ist ein massgeblicher Teil des Aufschwungs: Granit Xhaka. Der Captain der Schweizer Nationalmannschaft hat seine Knieverletzung im Rekordtempo überwunden und verfolgt wieder grosse Ziele.
Hinter dem Mittelfeldspieler liegen ein komplizierter Herbst und anspruchsvolle Wochen. Der Covid-Erkrankung folgte ein missratener Einstieg in die Meisterschaft. Und unmittelbar nach einer verbüssten Rotsperre verletzte sich Xhaka am Knie. «Nach fast sechs Jahren in der Premier League war es meine erste schwere Verletzung», blickt der Skipper der Gunners im Gespräch mit Keystone-SDA zurück.
«Ich erinnere mich genau: Zuerst das tolle Spiel gegen Tottenham, dann hatte ich richtig Pech mit dem Out. Das war absolut enttäuschend. Aber ich bin ein Mensch, der aus negativen Dingen Positives ziehen kann.» Einer ersten medizinischen Prognose zufolge drohte ein bis zu 14-wöchiger Ausfall. Beim Team-Arzt deponierte Xhaka aber ohne die geringsten Zweifel eine klare Ansage: «Ich komme früher zurück!»
Vom ersten Tag an habe er während der Reha-Phase gespürt, «dass ich es dank der grossartigen Unterstützung der Arsenal-Physios schaffen könnte, mein Vorhaben umzusetzen». Anfang Dezember signalisierte Xhaka überraschend sofortige Einsatzbereitschaft. «Ich brauchte kein langsames Herantasten. Ich wollte der Mannschaft umgehend helfen. Meine Gedanken drehten sich um das Spiel, nicht mehr um das Knie.»
Arsenals Lauf mit Xhaka
Arsenal rollt seit der Rückkehr Xhakas beeindruckend durch Englands Liga. Zuletzt zelebrierten die viertklassierten Gunners vier Siege in Serie (14:1 Tore). Der kräftige Aufwind kommt für den 29-Jährigen keineswegs aus dem Nichts. «Dahinter steckt harte Arbeit. Ich bin nicht überrascht, wir trainieren hervorragend.» Die Fortschritte führt er auch auf mentale Qualitäten zurück: «Wir sind als Team gewachsen und gewinnen auch die engen Spiele wieder.»
Xhaka mag auf dem Feld kompromisslos wirken, neben dem Feld ist er reflektiert. In England kam es immer mal wieder zu Dissonanzen in der öffentlichen Wahrnehmung. Der Arsenal-Professional geht mit seiner polarisierenden Aussenwirkung inzwischen pragmatisch um: «Es gibt überall Leute, die einen mögen – oder eben nicht. Das war in Deutschland und auch in der Schweiz so, in England ist es nicht anders. Verstellen werde ich mich deswegen nie. Entscheidend ist letztlich immer, ob der Coach, die Equipe und das nahe Umfeld mit mir zufrieden sind.»
Mit der Vergangenheit im Reinen
Nur aus der Ferne mitverfolgt hat er, wie seinen Kollegen im Nationalteam eine goldene EM-Kampagne gelang. Sein letztes Länderspiel liegt ein halbes Jahr zurück, der EM-Coup gegen Weltmeister Frankreich. «Überrascht hat mich die direkte WM-Qualifikation nicht wirklich», meldet der 98-fache Nationalspieler aus London. Das Kader sei gross und tief, «die Jungen sind hungrig». Mit der SFV-Auswahl sei weiterhin zu rechnen. «Unser Teamspirit ist gigantisch. Ich freue mich jedenfalls enorm auf die Winter-WM im nächsten Jahr. Wir werden einen nächsten Schritt machen.»
Und er brenne darauf, zeitnah in den 100er-Klub der Nationalmannschaft einzutreten. «Ich hätte gerne bereits in Basel gegen Italien mein 100. Spiel gemacht. Es ist anders gekommen, aber ich bin längst im Reinen mit der Vergangenheit», zieht Xhaka in der Altjahreswoche Bilanz. Die persönlichen Unebenheiten sind passé, 2022 kann kommen. «Vor mir liegt eine aufregende Zeit.»