
Nach einer fast 20-jährigen Durststrecke mischt Arsenal diese Saison wieder ganz vorne mit. Doch wo gründet der Erfolg der Gunners? Er beruht vor allem auf viel Vertrauen.
Im Jahr 2004 wurde Arsenal zum letzten Mal englischer Meister. Damals verfügten die Londoner noch über Weltklasse-Spieler wie Thierry Henry oder Dennis Bergkamp und mit Arsène Wenger einen Magier an der Seitenlinie.
Dann folgte eine lange Zeit des Leidens. Die Gunners wurden vom Meisterteam zum Sorgenkind der Liga. Selbst die Champions League schien plötzlich unerreichbar. Bis zu dieser Saison. Wie ein Phönix aus der Asche erhebt sich das Team von Granit Xhaka aktuell und demonstriert auch beim 3:1-Erfolg im Spitzenduell gegen Tottenham am Samstag, dass dieser Mannschaft alles zuzutrauen ist.
Arteta als Baumeister des Erfolgs
Die Fans sind sich einig, wer für diesen Erfolg verantwortlich ist: Trainer Mikael Arteta. «We've got Super Mik Arteta, he knows exactly what we need», beginnt das Lied – und endet auf: «Arsenal on the way to Champions League.»
Arteta scheint tatsächlich zu wissen, was die Mannschaft braucht. Doch es hat gedauert. In seiner ersten Saison erreichte der frühere Assistent von Pep Guardiola mit Arsenal nur gerade den 8. Schlussrang, die zweite lief nicht besser. Die Forderungen nach seinem Rausschmiss wurden immer lauter. Der Vorstand aber sprach Arteta sein Vertrauen aus. Zurecht, wie man nun sieht.
Neue Akzente in der Offensive
Die Spieler haben die Vision des Trainers inzwischen verinnerlicht. Man setzt auf Ballbesitz, Pressing und Direktspiel im gegnerischen Drittel. Alles geht ganz schnell. Das beginnt schon in der Abwehr, wo William Saliba trotz seiner jugendlichen 21 Jahre mit der Ruhe eines Routiniers zu Werke geht, ohne unnötige Fouls zu begehen. Die gesamte Abwehr agiert geduldig, um dann im richtigen Moment in die Offensive zu wechseln.
Dabei nehmen die Aussenverteidiger wie Oleksandr Zinchenko oft eine wichtige Rolle im Spiel nach vorne ein. Sie helfen bei der Ballverteilung, was dem Mittelfeld um Granit Xhaka neue Freiheiten gibt. Der Nati-Spieler kommt dadurch beispielsweise öfter selber zum Abschluss. 26 Schüsse gab Xhaka diese Saison schon aufs gegnerische Tor ab und bewies dabei auch schon das eine oder andere Mal seine Treffsicherheit, wie zum Beispiel auch bei seinem 3:1 gegen Tottenham.
Tiki-Taka auf einem neuen Level
Auch bei diesem Tor wird einmal mehr ersichtlich, was Arsenal derzeit so erfolgreich macht. Zwei, drei kurze direkte Pässe und plötzlich kann Xhaka nahe der Strafraumgrenze völlig ungehindert abziehen.
Im Gegensatz zum Tiki-Taka wie man ihn noch vor zehn Jahren kannte, wirkt der Spielaufbau von Arsenal aber nicht so langsam. Es ist kein ewiges Ballgeschiebe im Mittelfeld. Stattdessen geht es erst im gegnerischen Drittel so richtig schnell zur Sache. Schnörkellos suchen die Spieler nach dem perfekten Steilpass und gehen bei gescheiterten Versuchen direkt ins Gegenpressing über. Und hilft alles nichts, sind die Gunners auch bei Standart-Situationen oft brandgefährlich.
Schon vom Titel zu träumen wäre dennoch etwas vermessen. Noch grüsst das Team von Mikael Arteta zwar von der Tabellenspitze, doch der Vorsprung gegenüber Manchester City ist klein. Und wenn es um die Breite im Kader geht, ist Arsenal auch längst noch nicht so gut aufgestellt, wie der Konkurrent aus Manchester. Aber Arteta ist mit seinem Werk ja auch noch nicht fertig.