Fussballfans gucken in die Röhre Public Viewings werden während der WM in Katar zur Seltenheit

SDA/amo

11.10.2022 - 15:05

Zubi nach WM-Auslosung: «Ich bin ein wenig enttäuscht»

Zubi nach WM-Auslosung: «Ich bin ein wenig enttäuscht»

Die Schweiz trifft an der WM in Katar auf Brasilien, Serbien und Kamerun. Eine sehr ähnliche Gruppe wie an der letzten WM 2018. Was braucht es für ein Weiterkommen? Pascal Zuberbühler analysiert die Gruppe der Nati.

01.04.2022

Public Viewings auf Grossleinwand gibt es während einer Fussball-WM in der Schweiz normalerweise wie Sand am Meer. An der kommenden WM in Katar sind sie jedoch eine Seltenheit. Fast nirgends sind grosse öffentliche Anlässe geplant.

Keystone-SDA, SDA/amo

Zahlreiche Fussballfans stehen vor einer grossen Leinwand. Die meisten Tragen kurzärmelige Trikots ihrer Lieblingsmannschaft. Einige haben Landesflaggen dabei, andere Fähnchen und manche bemalen sie sich sogar das Gesicht in den entsprechenden Farben. Schiesst die Schweizer Nati ein Tor, hallt ein tosender Jubelchor durch die Strassen und Gassen.

Feiern mit Hunderten anderen Fussballfans: Solche Bilder, wie hier 2018 in Lausanne, sehen wir an der kommenden WM in Katar wohl kaum.
Feiern mit Hunderten anderen Fussballfans: Solche Bilder, wie hier 2018 in Lausanne, sehen wir an der kommenden WM in Katar wohl kaum.
Keystone (Archivbild)

Szenen wie diese wird es an der kommenden WM in Katar wohl kaum geben. In kurzärmeligen Trikots wäre das auch nur für hartgesottene Zuschauer möglich. Immerhin findet die WM grösstenteils im Dezember (20.11. - 18.12.2022) statt. WM und Weihnachtsstimmung – das passt wohl nicht zusammen.

Public Viewing bei Glühwein? Etwa so könnte ein Public Viewing an der kommenden WM aussehen. Auf dem Bild sind jedoch keine Fussballfans, sondern Fans der Schweizer Freestyle-Skierin Fanny Smith, die bei einem Public Viewing zu den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang mitfiebern.
Public Viewing bei Glühwein? Etwa so könnte ein Public Viewing an der kommenden WM aussehen. Auf dem Bild sind jedoch keine Fussballfans, sondern Fans der Schweizer Freestyle-Skierin Fanny Smith, die bei einem Public Viewing zu den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang mitfiebern.
Keystone (Archivbild)

Energiemangel und Corona bodigen Public Viewing

Mit Ausnahme von Genf sind in den anderen grösseren Städten rund sechs Wochen vor der Weltmeisterschaft kaum Gesuche für Public Viewing eingereicht worden. Das zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Fussballbegeisterung hält sich in Grenzen – aus politischen Gründen, wegen der Kälte, des drohenden Energiemangels und Corona.

Nur vereinzelte Gesuche in grösseren Städten

In der Stadt Zürich wurden zwar drei Gesuche von Privaten eingereicht – zwei davon wurden jedoch wieder zurückgezogen. Beim dritten Gesuch handelt es sich um ein einziges Fernsehgerät auf einer Terrasse eines Restaurants auf öffentlichem Grund.

Schweizer Fussballfans in der Zürcher Amboss Rampe schauen das EM-Spiel zwischen der Schweiz und Spanien im Juli 2021.
Schweizer Fussballfans in der Zürcher Amboss Rampe schauen das EM-Spiel zwischen der Schweiz und Spanien im Juli 2021.
Keystone (Archivbild)

Etwas Fussballfieber dürfte es dafür in Winterthur geben: Wie bei allen Weltmeister- und Europameisterschaften ist erneut eine «Winti Arena» in der Reithalle geplant. Im alten Busdepot an der Tösstalstrasse lädt der Verein Fussballkultur zum Public Viewing.

Die «Winti-Arena» in der Reithalle in Winterthur ist auch an der WM in Katar geplant.
Die «Winti-Arena» in der Reithalle in Winterthur ist auch an der WM in Katar geplant.
Keystone (Archivbild)

Keine Euphorie ebenfalls in der Stadt Bern: Dort gab es bislang ein einziges Gesuch für ein Public Viewing im öffentlichen Raum. Dieses wurde aber inzwischen wieder zurückgezogen.

Auch in Basel sind bis anhin weder Gesuche für Public Viewings auf öffentlichem Grund noch Gesuche für Gelegenheits- und Festwirtschaften auf privatem Grund eingegangen. Ebenso wenig plane der Kanton eine solche Veranstaltung, hiess es beim Basler Bau- und Verkehrsdepartement auf Anfrage.

Fans verfolgen das Europameisterschaft Viertelfinalspiel Schweiz gegen Spanien in Bern im Juli 2021.
Fans verfolgen das Europameisterschaft Viertelfinalspiel Schweiz gegen Spanien in Bern im Juli 2021.
Keystone (Archivbild)

In Luzern und St. Gallen gibt es bisher keine Gesuche für grosse Veranstaltungen mit Spielübertragungen. Im Städtchen Sursee ist ein Public Viewing in einem «Winter-Dörfli» auf dem Martignyplatz vorgesehen. Und in der Stadt St. Gallen wurden bisher nur zwei Gesuche bewilligt, in denen es um den Aussenbereich von Restaurants geht.

Sonderfall Genf: Grossleinwand und Zelte trotz Petition

In der Westschweiz sieht es nicht viel anders aus. Einzige Ausnahme bildet Genf, wo auf dem Platz von Plainpalais eine Fanzone mit Grossleinwand und Zelten eingerichtet wird. Die Kritik hat sich in den letzten Wochen jedoch verschärft. Es wurde eine Petition gegen «diese Weltmeisterschaft der Schande» mit 300 Unterschriften beim Stadtrat eingereicht.

Diese Boykottaufrufe kommen jedoch zu spät. Die Stadt Genf hat ihre Entscheidung nicht rückgängig gemacht. Da die Ausschreibung für den Betrieb dieser Fanzone bereits 2017 stattgefunden hatte, müsste die Stadtverwaltung im Falle einer Annullierung rund zwei Millionen Franken Entschädigung an die Firma zahlen, die den Zuschlag erhalten hatte.

Tausende Fans verfolgen im Juli 2018 in Genf das WM-Spiel zwischen Frankreich und Kroatien.
Tausende Fans verfolgen im Juli 2018 in Genf das WM-Spiel zwischen Frankreich und Kroatien.
Keystone (Archivbild)

In Lausanne hingegen verzichtete die Stadtverwaltung auf die Einrichtung einer Fanzone, wie sie es seit 2008 für Euros und Weltmeisterschaften tut. Die Waadtländer Hauptstadt begründete ihre Entscheidung mit ökologischen Fragen, Menschenrechtsverletzungen und der Nichteinhaltung der Arbeitsbedingungen in Katar. Noch einen Schritt weiter geht die Stadt Vevey. Sie hat die Einrichtung von Fanzonen sogar verboten.

Public Viewing in der Westschweiz dank Privaten

Einige Fanzonen dürften in der Romandie auf privater Basis entstehen. In Neuenburg zum Beispiel wird eine Fanzone mit 400 Plätzen auf dem Universitätsgelände von einer Privatperson organisiert, obwohl die Stadt darauf verzichtet hat, wie es bei der Stadtverwaltung heisst.

Dasselbe gilt für La Chaux-de-Fonds, wo private Akteure Überlegungen anstellen, einige Spiele zu übertragen, zum Beispiel während des Weihnachtsmarkts. «Die entsprechenden Bewilligungsgesuche müssen jedoch noch eingereicht werden», wie das Sicherheitsdepartement auf Anfrage mitteilt.

Ein Fan der schwedischen Fussballnationalmannschaft feiert sein Team an der WM 2018 im Public Viewing in Vevey.
Ein Fan der schwedischen Fussballnationalmannschaft feiert sein Team an der WM 2018 im Public Viewing in Vevey.
Keystone (Archivbild)

In Salavaux VD wollen Private ein grosses Zelt für die Fans aufstellen, während im Explorit-Zentrum in Yverdon VD eine Grossbildleinwand installiert werden soll, wie «24 heures» berichtet.

Sitten hat noch nie eine Fanzone eingerichtet, sondern überlässt es den öffentlichen Einrichtungen, grosse Sportereignisse zu organisieren, wie es bei der Stadt heisst.

Sportbars und Homeoffice

Gezeigt werden die Spiele vielerorts sicher in den zahlreichen Sportbars, die das ganze Jahr über Sportveranstaltungen live übertragen. Allgemein gehen Beobachter jedoch davon aus, dass viele Leute die WM-Spiele in den eigenen vier Wänden schauen werden – zum Beispiel im Homeoffice.

Denn einige Spiele finden ohnehin tagsüber statt. Das erste Schweizer Match gegen Kamerun zum Beispiel wird um 11 Uhr angepfiffen – am 24. November.

Willst du die WM auf einer Grossleinwand erleben? blue Cinema überträgt die WM-Spiele der Schweiz, sowie alle Partien ab den Achtelfinals. Mit dabei bist du im Abaton Zürich, Cinedome Bern, Cinedome Biel, Cinedome St. Gallen, Maxx Luzern und im Ende Oktober neu eröffneten blue Cinema Chur. Weitere Informationen folgen.