28 Titel und 5 Weltfussballer Wie Berlusconi die AC Milan zu einem Weltklub geformt hat

Von Martin Abgottspon

12.6.2023

Unter der Präsidentschaft von Silvio Berlusconi gewann die AC Milan 28 Titel.
Unter der Präsidentschaft von Silvio Berlusconi gewann die AC Milan 28 Titel.
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In einer Welt, in der Fussball und Politik oft Hand in Hand gehen, hat kaum jemand die beiden so effektiv verschmolzen wie Silvio Berlusconi. Er hinterlässt ein Erbe, das sowohl auf als auch abseits des Spielfeldes nachhallen wird.

Von Martin Abgottspon

12.6.2023

Mit dem Tod von Silvio Berlusconi verliert der Fussball einen Mann, der das Spiel zumindest in Italien grundlegend verändert hat. Seine Hingabe an die  AC Milan, die er 1986 zum Ausdruck brachte, indem er den Verein übernahm und bis 2017 führte, hat tiefe Spuren in der Geschichte des Fussballs hinterlassen. Er mischte Mystik und Glaube, Geschäft und geniale Intuition und hinterliess eine Trophäensammlung, die 28 Titel umfasst, darunter 8 Scudetti und 5 Champions-League-Pokale.

Der Aufstieg zur Weltspitze

Berlusconi übernahm die AC Milan in einer Zeit, als der Verein von Schulden belastet war und sich in einer schwierigen Phase befand. Doch er schreckte nicht vor der Herausforderung zurück. Im Gegenteil, er stürzte sich mit voller Kraft darauf. Seine eindrucksvolle Präsentation im Jahr 1986, als er aus einem Hubschrauber auf der Arena Civica in Mailand landete, war nur der Anfang einer Ära, die den Verein zu neuen Höhen führen sollte.

Berlusconi war fortan nicht nur der Besitzer der AC Milan, sondern auch sein väterlicher Anführer. Er verpflichtete einige der besten Talente der Welt, darunter Gullit, Van Basten, Boban, Savicevic, Papin, Weah, Sheva, Rui Costa, Nesta, Kaká, Pato und Ronaldinho. Unter seiner Führung gewannen fünf Milan-Spieler den Ballon d'Or, Van Basten sogar dreimal.

Schon im ersten Jahr seiner Amtszeit gewann die AC Milan die Meisterschaft. Und für Trainer Arrigo Sacchi sollte das erst der Anfang sein. In den Saisons 1988/89 und 1989/90 gewann der Klub zwei Mal in Folge den Europapokal der Landesmeister, also den Vorgänger der Champions League. Wenig später gelang dieses Kunststück auch Fabio Capello und später durfte auch Carlo Ancelotti die Champions-League-Trophäe mit den Rossoneri zwei Mal in die Höhe stemmen.

Silvio Berlusconi beim Gewinn des Pokals der Landesmeister.
Silvio Berlusconi beim Gewinn des Pokals der Landesmeister.
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Ein päpstlicher Vergleich

Genauso wie in der Politik verschaffte sich Berlusconi auch in der Sportwelt einen Kultstatus. Er sah sich als Papst der AC Milan und liess das den tatsächlichen Papst auch wissen: «Heiligkeit, so wie Sie den Namen Gottes in die Welt tragen, so trage ich den Namen von Milan in die Welt.»

Berlusconi scheute keine Medienauftritte und liess sich auch immer wieder gerne in den Armen seiner besten Spieler ablichten. Bei allem Glanz liess er dabei auch das eine oder andere Fettnäpfchen nicht aus. Mehrere Korruptionsvorwürfe wurden an ihn herangetragen. Im Jahr 2006 büsste der Klub dafür auch. 30 Punkte wurden der AC Milan abgezogen, in der Folgesaison waren es noch 8 Punkte Abzug. Unter dem Gesichtspunkt, dass Juventus für ähnliche Vergehen in die Serie B relegiert wurde, kam Milan vergleichsweise gut weg. Wie in der Politik fand Berlusconi auch im Fussball immer wieder das eine oder andere Schlupfloch.

Ein unvergesslicher Einfluss

Als sich Berlusconi 2017 als Präsident zurückzog, endete seine Liebe für den Fussball keinesfalls. Er erwarb den Klub Monza aus Zuneigung zu Adriano Galliani, seinem treuen Gefährten und Freund, und führte diesen von der Serie C bis in die Serie A. Dort schnitt der Verein zuletzt mit dem beachtlichen 11. Platz die Meisterschaft ab. Ob dies auch mit Berlusconis besonderen Firmengeschenken zu tun hatte?

Ende 2022 versprach er den seinen Spielern bei einer Weihnachtsfeier einen Bus voller Prostituierter, wenn diese gegen Topteams wie Juventus oder Milan gewinnen. Seine Freundin Marta Fascina – die mehr als 20 Jahre jünger ist als Berlusconis Kinder aus erster Ehe – sass dabei direkt neben dem feixenden Vereinspatron.

Bis zu seinem Tod hielt Berlusconi das Amt des Präsidenten inne. Allerdings verliert nicht nur Monza einen wichtigen Mann an der Spitze, sondern der ganze italienische Fussball. Er wird immer als eine der Schlüsselfiguren in der Geschichte von AC Milan und des italienischen Fussballs insgesamt in Erinnerung bleiben.

Berlusconi liess sich für die Titelgewinne auch immer wieder gerne beglückwünschen.
Berlusconi liess sich für die Titelgewinne auch immer wieder gerne beglückwünschen.
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