Bei Beat Feuz passt momentan alles zusammen. Der Führende im Abfahrts-Weltcup reiste mit der ganzen Familie nach Wengen. Am Samstag greift er nach seinem dritten Triumph am Lauberhorn.
Für Feuz stand am Dienstagvormittag statt eines Abfahrtstrainings nur eine nicht allzu intensive Konditionseinheit an. «Um den Körper etwas zu aktivieren, damit er für die kommenden Tage bereit ist», wie es der Berner formulierte. Gut gelaunt gab er danach im Schweizer Team-Hotel in Anwesenheit seiner Freundin Katrin Triendl sowie seiner Tochter Clea ein Interview. Nach dem Mittagessen stehe zusammen mit der Familie noch ein gemütlicher Spaziergang an, so Feuz.
Noch ist dies für den zweifachen Lauberhornsieger (2012 und 2018) sowie Abfahrts-Weltmeister von St. Moritz problemlos möglich, geht es doch in Wengen, wo am Wochenende drei Weltcuprennen stattfinden und mehrere Zehntausend Fans erwartet werden, noch sehr beschaulich zu und her. «Auf den Ski, also zumindest in der Abfahrt, aber auch neben der Piste läuft es zur Zeit sehr gut», sagte Feuz, der auch nächste Woche in Kitzbühel seine Familie dabeihaben wird. «Das passt einfach sehr gut und löst bei mir Freude aus.»
Angereist zum Abfahrts-Klassiker im Berner Oberland ist Feuz am Montag. Dabei erinnerte er sich nur allzu gerne an das vergangene Jahr: «2018 herrschte am Tag der Abfahrt bestes Wetter. Die Piste war super, und ich durfte mit der Nummer eins am Start stehen. Ich konnte das so richtig geniessen und mit dem Sieg perfekt abrunden. Das war ein Riesen-Spass.»
«Das ideale Skirennen»
Zuletzt in den Abfahrten von Val Gardena und Bormio, wo er jeweils als Dritter erstmals auf dem Podest stand, und in Beaver Creek, wo er zum ersten Mal gewinnen konnte, gab es auch für den an Erfolg gewöhnten Feuz einige Premieren. Vor dem Jahreswechsel in Bormio meinte er danach spasseshalber, dass er in diesem Winter eine 'To-do-Liste' führe, die es abzuhaken gelte. Am Dienstag in Wengen, an welchem nach der Wetter-Unbill der letzten Tage und trotz Sonnenschein kein Training stattfinden konnte, sagte der 31-jährige Emmentaler, «dass es für mich in Wengen kein Häkchen zu setzen mehr gibt. Mit zwei Siegen habe ich das hier schon bestens erledigt.»
Ambitioniert zeigt sich Feuz gleichwohl. «Das Panorama hier in Wengen, die vielen Leute entlang der Piste und vor allem beim Hundschopf, die dieses Rennen zu einem Volksfest machen – genau so stellt man sich doch das ideale Skirennen vor», schwärmt der elffache Weltcupsieger. Alles andere als ein neuerlicher Podestplatz am Lauberhorn, wo er sich so wohl fühlt, wäre deshalb eine Enttäuschung.
Eine Standortbestimmung will er am Mittwoch vornehmen, wenn das vielleicht einzige Training auf der Originalstrecke ansteht. Sein Ziel sei, nicht gerade vier oder fünf Sekunden auf den Schnellsten zu verlieren, kokettierte Feuz - der bislang beste Abfahrer des Winters – etwas. «Ich werde sicher nicht Vollgas geben. Doch gut fahren und mir alles gut einprägen, das will ich natürlich schon.» Ansonsten bleibt ihm bis Samstag immer noch genügend Zeit für Korrekturen.
Ein halbes Dutzend Mitfavoriten
Gefragt nach den Mitfavoriten auf den Sieg im Lauberhorn-Klassiker hört Feuz mit dem Aufzählen von Namen fast nicht auf. Er finde, in Wengen gebe es speziell viele Fahrer, die dafür infrage kämen. Beachten müsse man sicher die Norweger und da vor allem «den Aksel (Svindal), der hier immer als sehr gefährlich einzustufen» sei. Des weiteren nennt der in Tirol wohnhafte Emmentaler die Österreicher Matthias Mayer, Hannes Reichelt und Vincent Kriechmayr, sowie «natürlich» die Südtiroler Dominik Paris und Christof Innerhofer, die zuletzt in Bormio dominiert haben.
Mit Wengen, Kitzbühel und Garmisch folgen nun im Weltcup-Kalender gleich drei Wochen hintereinander mit Abfahrten. Danach geht es ohne Pause mit den Weltmeisterschaften in Are weiter, wo am 9. Februar die WM-Abfahrt im Programm steht. Das beste Rezept, um in dieser intensiven Phase bei Kräften zu bleiben, seien gute Resultate, sagt Feuz. «So bleibst du viel frischer, als wenn alles schiefläuft.» Sollte es hingegen in den kommenden Wochen nicht nach Wunsch laufen, «dann gilt es der Erholung grössere Beachtung zu schenken».