Bereits in jungen Jahren lasten auf Gino Caviezel die Schweizer Hoffnungen im Riesenslalom. Der erste Podestplatz ist für den mittlerweile 28-Jährigen deshalb auch eine Erlösung.
Was für ein Auftakt in den Weltcup-Winter für das Schweizer Männerteam beim Riesenslalom in Sölden! Gleich drei Swiss-Ski-Athleten klassieren sich unter den besten Fünf, Marco Odermatt verpasst den Tagessieg gar nur um mickrige fünf Hundertstel. Von Frust ist deshalb aber keine Spur – im Gegenteil.
Weil (Team-)Kollege Gino Caviezel hinter Odermatt als Dritter zum ersten Mal in seiner Karriere aufs Podest fährt, ist der Jubel bei allen Beteiligten gross. Für Caviezel kommt der Sprung aufs Podium einer Erlösung gleich. «Endlich, ich habe sehr lange auf das gewartet», zeigt sich der Bündner im Instagram-Gespräch mit SRF erleichtert.
Hoher Erwartungsdruck in jungen Jahren
Denn obwohl Caviezel sein grosses Potenzial bereits früh andeutet, braucht er für den Durchbruch vergleichsweise lange. Nachdem er am Chuenisbärgli 2013 mit der hohen Startnummer 52 sensationell auf den 11. Schlussrang rast, ruhen grosse Hoffnungen einer ganzen Ski-Nation auf dem Nachwuchstalent.
«Ich wurde ziemlich früh hochgejubelt. Alle dachten, dass ich gleich in die ersten 30 fahre und auf das Podest fahre», erinnert sich Caviezel. Das habe auch damit zu tun gehabt, dass der Schweiz in dieser Zeit ein Teamleader fehlte. «Die Medien schauten bereits auf uns, weil niemand vorne dabei war. Das war schwierig.»
Mithilfe der Familie lernt Caviezel, mit dem hohen Erwartungsdruck fertig zu werden. «Das war auch ein Lernprozess für mich, auf jeden Fall. Es ging sicher nicht alles immer so auf, wie ich es wollte», erzählt der 28-Jährige. Insbesondere Bruder Mauro steht Gino mit Rat und Tat zur Seite. «Mauro ist mein grosser Bruder, der hat mich immer mitgenommen. Er war und ist immer noch mein Vorbild», schildert Caviezel.
«Schlussendlich ist die Hauptsache, man schafft es»
Den Glauben an sich selbst habe er deshalb trotz schwieriger Phasen nie verloren: «Ich brauchte Geduld, aber es war nie so, dass ich den Sport verflucht habe. Ich wusste aber immer, dass es möglich ist, aufs Podest zu fahren.»
Nun ist es vollbracht. Und nur das zählt am Ende, auch für Caviezel: «Der eine schafft es mit 20, der andere mit 28 und der andere vielleicht mit 31 Jahren – schlussendlich ist die Hauptsache, man schafft es.»