Rührender Brief Lara Gut schreibt rührenden Brief: «Vielleicht wirke ich nun etwas menschlicher»

pat

4.9.2018

Dieses Foto postete Lara Gut auf Facebook, dazu schrieb sie einen rührenden Brief.
Dieses Foto postete Lara Gut auf Facebook, dazu schrieb sie einen rührenden Brief.
Bild: Facebook (Lara Gut)

Lara Gut bereitet sich in Chile auf die Ende Oktober beginnende Ski-Saison vor. Am vergangenen Wochenende unterbricht sie ihr Trainingslager und fliegt in die Schweiz, um ihren Valon zu besuchen. Sie lässt es die ganze Welt wissen und veröffentlicht auf ihren Social-Media-Kanälen einen rührenden Brief.

Das schlechte Wetter in Chile ermöglicht Lara Gut, ihre Vorbereitung kurz zu unterbrechen. Sie macht es sich nicht etwa im Hotelzimmer gemütlich. Nein, sie steigt in den Flieger und reist in die Schweiz – und alles nur, um ihren Liebsten zu sehen, ihren Valon Behrami. Ein kurzer Aufenthalt, denn schon am Montag ging es zurück nach Chile.

Viel Zeit für Zweisamkeit blieb ohnehin nicht, denn Behrami gastierte am Sonntag mit Udinese in Florenz. Gegenüber der «Gazzetta dello Sport» sagt der Mittelfeldterrier: «Sie kam mich für zwei Tage aus Chile besuchen. Unsere Liebe ist überwältigend.» Was er an ihr besonders schätzt: «Lara braucht weder Luxus-Hotels, dicke Schlitten noch super Geschenke. Sie punktet mit ihrer Einfachheit.»

Punkten tut Behrami am Sonntag nicht (0:1 gegen Fiorentina), dafür punktet Lara in der Rolle als Philosophin. Auf Facebook veröffentlicht sie einen Brief, der einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben gibt.

«E se fosse semplicemente amore?»

«Und wenn es einfach nur Liebe ist?» So beginnt der öffentliche Brief von Lara Gut. Zunächst richtet sie sich an ihren Papa, der es nie zugelassen habe, dass sie untergehe, wenn sie am ertrinken war. «Er hat mich nie alleine gelassen in dieser Welt, wo wir mehr als Ware denn als humane Wesen behandelt werden.» Und dann schreibt Lara, wie schlecht es ihr ging, «als ich all diese Briefe der Beleidigungen, Drohungen und verschiedenen Verrücktheiten entdeckt habe, die meine Mutter jahrelang zu Hause erhalten hat, als sie dort alleine war. Sie liess sie mich nicht sehen, damit es mir nicht noch schlechter gehen würde.» Wenn sie darüber nachdenke, dann kämen ihr noch heute die Tränen. Sie frage sich dann: «Warum nur? Ich nahm diesen Weg letztlich nur, damit ich Ski fahren und meinen Traum leben kann.»

«Ich bin ein Mensch, eine Tochter, eine Schwester, ich bin auch Ehefrau und Tante, ich bin eine Freundin, Schwiegertochter, Schwägerin und ja, auch eine Sportlerin.» Es tue ihr leid, wenn die Wahrheit zu offensichtlich erscheine, «aber ich habe aus Liebe geheiratet, das ist alles.» Sie glaube, dass die grosse Liebe existiere und als sie die Person kennengelernt habe, bei der sie sich zuhause fühle, die in ihr Innerstes eintrat, da habe sie gewusst, dass das die Person ist.

Und dann räumt Gut auch noch ein Gerücht aus der Welt: «Nein, ich bin nicht schwanger. Ich trinke Wasser, weil ich immer Abstinenzlerin war, ich lebe zwischen Lugano und Udine, weil ich lieber zwei Minuten mehr mit Valon als weniger verbringen will. In meinen freien Tagen springe ich auf ein Flugzeug und komme nach Hause, weil es hunderttausend mal besser ist, als den Tag mit einem Videoanruf zu verbringen. Und nein, zu leben schadet einer Sportler-Karriere nicht, vertraut mir.»

Solange sie noch die Leidenschaft verspüre, werde sie weiter Ski fahren. Aber sie werde immer mehr sein als nur eine Athletin, denn das sei nur ein Teil ihres Lebens. Im Dezember werde sie wieder Weihnachtskekse mit ihrer Mama backen, sie werde ihrem Mann jedes mal in die Arme springen, wenn sie nach Hause komme. Sie werde die Zeichnungen ihres Vaters bestaunen und an freien Tagen einen Wecker stellen, um mit ihrer besten Freundin nach deren Nachtschicht zu frühstücken oder bei ihren Schwiegereltern die Spiele von Valon schauen.

«Das nämlich nennt sich Leben und es sind diese Momente, die für immer in meinem Herzen bleiben. Und ja, vielleicht wirke ich nun etwas menschlicher, denn ich habe zu oft meine Gefühle hinter der Athleten-Fassade versteckt. Gewinnen ist schön, aber der wahre Erfolg ist, mit einem glücklichen Herzen zu glänzen.»

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