In 14 Saisonrennen ist Lara Gut-Behrami, die im Riesenslalom, in der Abfahrt und im Super-G an den Start geht, erst dreimal in die Top-10 gefahren. Das kann den Ansprüchen der 27-Jährigen nicht genügen.
Lara Gut-Behramis sportliches Highlight in dieser Saison ist der 2. Platz beim Heim-Super-G in St. Moritz. Dieser Podestplatz sollte ihr Mut geben für die kommenden Aufgaben. Doch es kam anders. In den letzten sieben Rennen fuhr Gut-Behrami der Konkurrenz hinterher. Ihr bestes Resultat war der 18. Platz im Riesenslalom am Kronplatz – mit 4,50 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Mikaela Shiffrin.
Auch im Super-G, wo sie in der Gesamtwertung nach vier von acht Rennen im 7. Rang klassiert ist, zeigt die Formkurve steil nach unten. Dem 2. und 8. Platz in den ersten beiden Rennen folgte ein 25. Rang. Am Sonntag schied sie – nach den ersten beiden Zwischenzeiten in Führung liegend – aus.
Ein Lächeln, das Fragen aufwirft
Wer die Karriere der 27-Jährigen verfolgt, der weiss, wie sehr ihr das derzeitige schlechte Abschneiden zusetzen muss. Um ihre Lockerheit konnte es schon früher nach einer mässigen Fahrt schnell geschehen sein. Sie war bei Interviews schnell genervt und konnte sich selbst über Olympia-Bronze in der Abfahrt (2014 in Sotschi) nicht freuen. Im Zielraum sagte sie damals: «Eigentlich sollte ich mich über eine Olympia-Medaille doch freuen, trotzdem herrscht auch ein wenig Frust über das verpasste Gold.»
In der Saison 2015/16 gewann sie den Gesamtweltcup, davon ist die fünffache WM-Medaillengewinnerin jetzt meilenweit entfernt. Bei Interviews nach einem Rennen sucht sie nach einem Lächeln – findet es aber nicht.
Wo bleibt die Leidenschaft?
Womöglich belehrt uns Lara Gut bald eines Besseren. Aber wenn man sich in Erinnerung ruft, was sie im Sommer in einem öffentlichen Brief an ihren Ehemann Valon Behrami schrieb, dann stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie möglicherweise ihre Prioritäten zu stark verlagert hat, um sportlich auf höchstem Niveau angreifen zu können.
«In meinen freien Tagen springe ich auf ein Flugzeug und komme nach Hause, weil es hunderttausend mal besser ist, als den Tag mit einem Videoanruf zu verbringen. Und nein, zu leben schadet einer Sportler-Karriere nicht, vertraut mir.» Bisher blieb sie diesen Beweis schuldig.
Weiter schrieb sie: «Gewinnen ist schön, aber der wahre Erfolg ist, mit einem glücklichen Herzen zu glänzen.» Und: Solange sie noch die Leidenschaft verspüre, werde sie weiter Ski fahren. Aber sie werde immer mehr sein als nur eine Athletin, denn das sei nur ein Teil ihres Lebens.
Ob Lara Gut diese Leidenschaft weiterhin verspürt, wenn sich nicht bald der Erfolg einstellt, das wird sich zeigen.
Riesenslalom in Sölden: Rang 14 (+ 3.48 Sekunden)
Riesenslalom in Killington: Rang 19 (+2.53)
Abfahrt in Lake Louise: Rang 14 (+1.82)
2. Abfahrt in Lake Louise: Rang 32 (+2.84)
Super-G in Lake Louise: Rang 8 (+0.98)
Super-G in St. Moritz: Rang 2 (+0.28)
Abfahrt in Gröden: Rang 8 (+1.18)
Super-G Gröden: Rang 25 (+1.30)
Riesenslalom in Courcheval: Rang 24 (+3.44)
Riesenslalom in Semmering: Rang 31 (+1.84 => 2. Lauf verpasst)
Riesenslalom am Kronplatz: Rang 18 (+4.50)
Abfahrt Cortina d’Ampezzo: Rang 23 (+1.49)
2. Abfahrt in Cortina d'Ampezzo: Rang 23 (+2.21)
Super-G in Cortina d'Ampezzo: Ausgeschieden