Erneut nahm ein Weltcup-Rennen in Val Gardena einen überraschenden Ausgang. Der Deutsche Josef Ferstl nutzte im abgebrochenen Super-G die Gunst der Stunde zu seiner Siegpremiere.
Das Wetter spielte nicht mit am Freitag in Val Gardena. Der Super-G musste aufgrund des Nebels mehrfach unterbrochen und schliesslich nach 38 von 80 Fahrern abgebrochen werden.
Als bester Schweizer belegte Beat Feuz Platz 10. Der mit der Nummer 1 gestartete Abfahrts-Weltmeister vergab eine bessere Klassierung mit einem schweren Fehler im Mittelteil der Strecke.
Ferstl siegte mit zwei und zehn Hundertsteln Vorsprung vor den Österreichern Max Franz und Matthias Mayer. Franz hatte im Vorjahr in der Abfahrt in Val Gardena seinen bisher einzigen Weltcup-Sieg gefeiert. Mayer war hier schon zweimal Vierter im Super-G gewesen, unter die ersten drei schaffte er es auf der Saslong zum ersten Mal. Der Olympiasieger hat aber auch schlechte Erinnerungen an den Abstecher ins Grödnertal. Vor zwei Jahren hatte er sich bei einem Sturz in der Abfahrt zwei Brustwirbel gebrochen.
Fast 27 Jahre nach Wasmeier
Das Glück mit den Hundertsteln auf seiner Seite, bessere Bedingungen im Vergleich zu vielen seiner Konkurrenten und zeitraubende Fehler von Favoriten wie Mayer und dem Norweger Kjetil Jansrud - für Ferstl passte an diesem Tag alles zusammen.
Die Siegpremiere nur diesen Faktoren zuzuschreiben, wäre dem Oberbayern allerdings nicht gerecht getan. Er zeigte eine einwandfreie Leistung, mit der er mit Sicherheit auch unter normalen Umständen zu den Besten gehört hätte. 13 Jahre nach Max Rauffer, der damals ebenfalls in Val Gardena und nicht minder überraschend in der Abfahrt triumphiert hat, stellt Deutschland wieder einen Sieger in einem Weltcup-Speedrennen. Schon fast 27 Jahre sind vergangen seit dem letzten Super-G-Sieg, jenem von Markus Wasmeier im März 1991 in Lake Louise in Kanada.
Wie der Vater, so der Sohn
Josef Ferstl darf sich nunmehr wie sein Vater Sepp Weltcup-Sieger nennen. Ferstl senior hatte 1978, damals gemeinsam mit dem gut fünf Jahre später tödlich verunglückten Österreicher Sepp Walcher, und 1979 die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel gewonnen. Bisheriges Bestergebnis des Filius im Weltcup war der 5. Rang im Super-G im letzten Winter in Santa Caterina. Zwei Jahre zuvor hatte er im Veltlin in der Abfahrt den 7. Platz belegt. Santa Caterina steht bei Josef Ferstl auch für einen grossen gesundheitlichen Rückschlag. Im Dezember 2015 hatte er sich dort im Abfahrtstraining einen Kreuzbandriss zugezogen.
Mit dem Sieg setzte Josef Ferstl die erstaunlichen Ergebnisse der deutschen Speed-Fahrer fort. Thomas Dressen hatte vor zwei Wochen mit seinem 3. Rang in der Abfahrt in Beaver Creek in Colorado überrascht, Andreas Sander, der Dritte im Bunde, hat die Selektionskriterien für die Olympischen Spiele im Februar in Pyeongchang ebenfalls bereits erfüllt.
Wende mit Mathias Berthold
Lange war es ruhig geblieben um die Deutschen in den schnellen Disziplinen. Die anhaltende Erfolglosigkeit hatte bei den Verantwortlichen des nationalen Skiverbandes sogar Gedanken freigelegt, auf die Beschickung von eigenen Athleten an Weltcup-Abfahrten und -Super-G zu verzichten. Die Wende zum Guten folgte mit der Rückkehr von Mathias Berthold im Frühjahr 2014. Der Vorarlberger, der bei seinem ersten Engagement im DSV schon erfolgreich in der Frauen-Equipe um Maria Riesch und Viktoria Rebensburg gewirkt hatte, brachte die Speed-Spezialisten wieder auf Vordermann.
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