Mehr als eineinhalb Jahre nach seinem Horrorsturz in Gröden befindet sich Marc Gisin noch immer auf dem langen Weg zurück. Wenn auch nur schleppend – der Abfahrer macht Fortschritte.
Es sind Bilder, die man so nicht sehen will. Am 15. Dezember 2018 kommt Marc Gisin in der traditionellen Weltcup-Abfahrt in Gröden ausgerechnet vor den Kamelbuckeln zu Sturz. Der Schweizer wirbelt förmlich durch die Luft, knallt mit Rücken und Kopf mit voller Wucht auf die eisige Unterlage. Gisin bleibt regungslos liegen.
Gisin erleidet vier Rippenbrüche, Verletzungen an der Lunge, Frakturen an Wirbelsäule, Hüfte und Zähnen sowie eine Gehirnerschütterung. Österreichs Cheftrainer Andreas Puelacher steht an diesem Tag genau auf Höhe der Kamelbuckeln. «So einen Sturz habe ich live noch nie gesehen. Fürchterlich!», erinnert er sich bis heute genau.
Gisin hat bis heute mit dem Folgen des Sturz zu kämpfen, obwohl er bereits in der Vorbereitung zur letzten Saison wieder auf Skiern steht. Aber der Weg zurück ist steinig. In der letzten Saison steht Gisin für die Abfahrten von Lake Louise, Beaver Creek und Val Gardena im Aufgebot von Swiss Ski. Er lässt es aber stets bei Trainingsfahrten bleiben. Im Januar dieses Jahres bricht er das Unterfangen schliesslich ab.
Noch immer fehlt ein «ordentlicher Schritt»
Gisin legt den Fokus auf die neue Saison – und macht in diesem Sommer im Vergleich zum Vorjahr Fortschritte. «Mein Körper hat wieder die Basis erreicht, die ein Skirennfahrer braucht. Im Gegensatz zum Vorjahr macht er jetzt wieder das, was ich will», erklärt Gisin gegenüber dem «Blick».
Auch Abfahrtstrainer Reto Nydegger ist guter Dinge: «Marc fährt derzeit um Welten besser als in der Vorbereitung auf die letzte Saison. Im letzten Sommer ging oft nach zwei, drei Trainingsläufen nichts mehr bei ihm, jetzt kann er das volle Pensum wieder problemlos durchziehen». Ganz über den Berg ist Gisin aber noch nicht. «Er muss jetzt nur noch die letzte Hemmschwelle überwinden, um wieder voll ans Limit gehen zu können», macht Nydegger klar.
Auch Gisin ist sich bewusst: «Mein Vertrauen stellt nach wie vor ein Problem dar. Das ist beim Sturz in Gröden wirklich arg geschädigt worden. An gewissen Tagen merke ich zwar, dass auch diesbezüglich etwas vorangeht. Aber es fehlt eben immer noch ein ordentlicher Schritt, bis ich dort bin, wo ich sein möchte!»