Die Abfahrt in Aspen entwickelt sich schon nach wenigen Fahrern zu einer Lotterie, bevor das Rennen nach 24 Fahrern tatsächlich abgebrochen werden muss. Der Ärger ist den Speed-Spezialisten in der Folge anzumerken.
Das Wetter in Aspen macht den Organisatoren am Freitag gehörig einen Strich durch die Rechnung. Nur die Fahrer mit den ganz tiefen Startnummern finden in der Abfahrt reguläre Bedingungen vor. Spätestens nachdem das Rennen aufgrund des Sturzes eines Pistenarbeiters für einige Minuten unterbrochen werden muss, verkommt die Angelegenheit wegen des Wetterumschwungs zu einer reinen Lotterie.
Zuerst bekommen es die Fahrer aus dem Nichts mit starkem Gegenwind zu tun. Während beispielsweise Vincent Kriechmayr mit Startnummer 7 noch nichts davon abkriegt, ist Topfavorit Aleksander Kilde mit der Startnummer 11 bereits chancenlos auf die schnellsten Zeiten. Als Marco Odermatt das Rennen mit Startnummer 15 in Angriff nimmt, findet der Abfahrts-Weltmeister aufgrund des Nebels zudem prekäre Sichtverhältnisse vor. Später setzt gar noch Schneefall ein.
Odermatt ärgert sich: «Das ist ein Witz»
Die Reaktionen der Fahrer nach der Zieleinfahrt gleichen sich. Odermatt kann sich ein sarkastisches Lächeln nicht verkneifen, Thomas Dressen klatscht ironisch in die Hände, Aleksander Kilde schüttelt nur ungläubig den Kopf und Andreas Sander flucht in die TV-Kamera.
«Ich habe es schon am Start oder gestern Abend gewusst, dass dieses Rennen mit der Startnummer 15 für mich gelaufen ist», schildert Marco Odermatt im SRF-Interview seine Befürchtungen. «Es ist schade für all den Aufwand, den man über das ganze Jahr betreibt – und dann hat man solche Witz-Rennen. Das ist schade für den Sport und schade für die Top-3-Athleten, die sicher eine Top-Leistung gezeigt haben.»
Odermatt verliert bis ins Ziel auf die Bestzeit von Adrian Smiseth Sejersted mehr als zweieinhalb Sekunden. Doch er ist mit seiner Fahrt zufrieden: «Ich habe trotzdem noch viel riskiert, was schlussendlich unnötig war, wenn man wegen des Windes so viel verliert. Andi Sander, der Trainingsschnellste von gestern, verliert vier Sekunden. Das ist ein Witz.»
Eine überschrittene Grenze
Odermatt macht auch klar, dass in jedem Rennen unterschiedliche Bedingungen vorherrschen. «Das ist jedem bewusst, man redet dann vielleicht von Zehntelsekunden. Heute redet man wirklich von Sekunden. Das hat für mich nichts mehr mit einem fairen Rennen zu tun», sagt der 25-Jährige und weist auf das Sicherheitsrisiko hin: «Wenn sich bei diesen Verhältnissen noch jemand verletzt, dann schiessen wir am Ziel vorbei.»
Der von Odermatt erwähnte Andreas Sander pflichtet dem Nidwaldner bei. «Es ist ein Outdoor-Sport, das wissen wir alle. Dass man mal Glück oder Pech hat, ist normal. Aber es gibt unfaire Rennen, es gibt sehr unfaire Rennen und dann gibt es dieses Rennen heute.» Für den Deutschen ist schon früh klar, dass ein Abbruch an diesem Tag die beste Option ist. «Es geht um viel, aber meiner Meinung nach ist die Grenze zum Fairen und zum Sportlichen überschritten.»
Selbst Niels Hintermann, der mit Startnummer 6 zu den Fahrern mit vermeintlichem Wetter-Glück gehört, macht schon kurz nach seiner Fahrt klar: «Wenn es so bleibt, muss ich ganz ehrlich sagen: Das ist massiv unverdient.» Nach 24 Fahrern hat dann auch die Rennjury ein Einsehen, bricht das Rennen ab und erlöst sowohl auch die Fahrer, die noch am Start stehen. Bereits am Samstag ab 19 Uhr folgt mit einer zweiten geplanten Abfahrt ein neuer Versuch.