Nach einem turbulenten 2020 ist Mikaela Shiffrin zwar nicht mehr die grosse Dominatorin im Ski-Weltcup, dennoch zieht die US-Amerikanerin ein positives Fazit zur vergangenen Saison. Auch wenn sie sich über die eine oder andere Kritik ärgert.
Im November gab Mikaela Shiffrin ihr Comeback im Ski-Zirkus. Genau 300 Tage nach ihrem letzten Rennen Ende Januar 2020. Nach dem tragischen Tod ihres Vaters nahm sich die US-Amerikanerin eine Auszeit, die geplante Rückkehr in den Ski-Weltcup verhinderte dann die Coronapandemie. Und letztlich setzte sie auch noch eine Rückenverletzung ausser Gefecht.
Viele fragten sich, wie sich die Gesamtweltcupsiegerin von 2017, 2018 und 2019 nach der langen Pause und den ganzen Strapazen präsentieren wird. Ob sie der Konkurrenz gleich auf Anhieb wieder davonfahren kann. Nun, nach der abgelaufenen Saison kann man festhalten, dass Shiffrin sehr wohl wieder zur Weltspitze gehört. Die Siege musste sie im vergangenen Winter aber immer wieder auch anderen Fahrerinnen überlassen. So auch die grosse Kristallkugel, weil sie sich ausschliesslich auf die technischen Disziplinen konzentrierte.
Zufrieden ist Shiffrin mit ihrer Saison aber allemal, sagt die 26-Jährige gegenüber der «New York Times». Wenn Leute sagen würden, sie hätte enttäuschende Monate hinter sich, ärgere sie das. «So viele Leute haben gesagt: ‹Oh, sie kann es nicht mehr.› Das nervt mich. Ich bin immer noch hier, und ich habe es immer noch drauf», so Shiffrin, die in ihren 20 Rennen in diesem Winter 14-mal aufs Podest fuhr und viermal gewann.
Und weiter: «Es ist wahr, dass ich auch schon bessere Jahre hatte. Aber wenn ich auf die Saison zurückblicke, bin ich stolz. Ich wusste vor dem Comeback nicht, ob ich mental bereit bin und ob es für mich eine WM geben würde. Dann war ich auch noch verletzt, als es wieder losging, und lag im Bett, statt zu trainieren. Es fühlte sich wie eine Aufholjagd an.»
Letztendlich sei sie fast froh, hat nach dem Comeback noch nicht alles so super funktioniert. So habe sie grosse Motivation, vor den Olympischen Spielen 2022 in Peking ihre grossen Stärken wiederzufinden. «Es fehlt einiges. Deshalb ist das eines meiner grössten Ziele – die fehlenden Teile zurückzubekommen.» Sie habe die Vorbereitungen auf die nächste Saison deshalb schon jetzt begonnen und teste in Österreich neue Skier. «Ich freue mich auch schon sehr auf das Vorbereitungstraining», so Shiffrin.
Die Jagd auf den Stenmark-Rekord
Der plötzliche Tod ihres Vaters, der im Februar 2020 bei einem häuslichen Unfall ums Leben kam, habe ihr Leben auf den Kopf gestellt, erzählt die Amerikanerin. «Und dann kam auch noch diese Pandemie. Das ändert deine Perspektive.» Schliesslich sei sie schon seit elf Jahren im Ski-Weltcup und es wäre möglich gewesen, dass sie genug hätte bekommen können. «Aber ich bin glücklich, dass es weitergeht und dass ich Menschen um mich herum habe, die so viel gegeben haben, damit ich gut fahren kann.»
Und schliesslich gibt es da ja auch noch diesen einen Rekord, den Mikaela Shiffrin bestimmt nur allzu gerne knacken würde: den Weltcup-Sieg-Rekord von Ingemar Stenmark. 86 Rennen hat der Schwede in seiner Karriere gewonnen. Lindsey Vonn kommt auf 82, Shiffrin steht mit 69 Siegen auf Rang 3. Shiffrins Kampfansage an sich selbst: «Ich will unbedingt herausfinden, wo ich mich noch verbessern kann. Weil ich noch besser werden will.»