Die Situation zwischen der FIS und insbesondere deren Präsident Johan Eliasch sowie mehreren grossen Verbänden ist komplett verfahren. Aber der Knatsch nimmt inzwischen noch weitere Züge an.
Lange, sehr lange, mochte Johan Eliasch, der seit Juni 2021 gewählte Präsident des Internationalen Ski- und Snowboard-Verbandes, keine Interviews geben. Was die zunehmende Anzahl an Kritikern sagte, interessierte ihn zu Beginn seiner Amtszeit nicht. Vor einigen Wochen hat der schwedisch-britische Milliardär seine Meinung geändert, seither gibt er kommunikativ Gegensteuer und versucht sich in Image-Korrektur.
Doch bei den neusten Ideen, die im Raum stehen, wird das immer schwieriger. So plant Eliasch künftig Skirennen in den Bergen Saudi-Arabiens durchzuführen. Ein Event bei 40 Grad in einer Halle? In einer Zeit, in welcher die Klimabilanz ohnehin schon kein allzu gutes Licht auf den Skizirkus wirft. Eine fragwürdige Idee.
Yule findet klare Worte
Dieser Ansicht ist auch der Schweizer Slalom-Spezialist Daniel Yule. «Ich kann es fast nicht glauben, dass ein so schlauer Mensch und erfolgreicher Unternehmer wie Eliasch auf so dumme Ideen kommt», kommentiert er die Idee im Rahmen der WM. «An dem Tag, an welchem Weltcups in Saudi-Arabien oder Dubai ausgetragen werden, trete ich vom Skisport zurück», zementiert er seine klare Ablehnung gegenüber dem Vorhaben.
Yule hat aber auch eine Ahnung, wieso Eliasch überhaupt mit einem solchen Plan liebäugelt und führt die problematische Tätigkeit für Head ins Feld, welcher der FIS-Präsident noch immer nachgeht. «Es gibt das Gerücht, dass Eliasch nach wie vor einigen Top-Athleten von Head das Gehalt aus der eigenen Tasche bezahlt. Das wäre ungefähr dasselbe, wie wenn Infantino den Lohn von Messi bezahlen würde – undenkbar!»
Dabei hat Eliasch gemäss eigenen Aussagen nur die besten Absichten für die Athleten im Hinterkopf. «Ich will die Fis in den erfolgreichsten, umweltfreundlichsten und besten Sportverband der Welt verwandeln. Das ist meine Vision. Ich will auch, dass die Athleten mehr Geld verdienen. Aktuell verdienen sie im Jahr, was ein Tennisspieler pro Woche bekommt. Wir müssen diese Lücke schliessen.» Dies sagte er in einem Interview mit dem Standard.
Wem gehören die Medienrechte?
Gleichzeitig ist Eliasch momentan noch immer im Konflikt mit mehreren nationalen Verbänden aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Hierbei dreht sich die Frage, wem die Medien- und Werberechte gehören. Eliasch stellt sich auf den Standpunkt, dass die Rechte uneingeschränkt der FIS gehören und «diese damit machen kann, was immer sie mit ihnen machen will». Swiss-Ski, ÖSV und DSV sehen das klar anders. Diese wollen an der historisch gewachsenen Struktur festhalten und die Medienrechte nicht beim Weltverband zentralisieren.
Für eine zentralisierte Vermarktung sei man allerdings sehr wohl, so Urs Lehmann. «Aber auch da», sagt der langjährige Swiss-Ski-Präsident, «wollen wir grosse Nationen, die das in den vergangenen Jahren nicht so schlecht gemacht und unser System aufgebaut haben, natürlich erfahren, wie die FIS das Ganze anpacken will, wie die Verteilung unter den Verbänden aussehen wird.» Das sei ein legitimes Anliegen. «Unser Problem ist jedoch, dass wir noch nie Antworten erhalten haben.»
Genau gleich äusserte sich in der vergangenen Woche in Méribel auch die ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober. Es sei definitiv die FIS «am Zug, ein Konzept zu liefern». Lehmann wie Stadlober betonen zudem immer wieder: «Wir sind bereit für Gespräche.»