Mit dem Rücktritt von Gian Franco Kasper als FIS-Präsident wird einer der wichtigsten Funktionärsposten im Sport frei. Ein Quartett steht bei der Wahl des Nachfolgers momentan im Mittelpunkt.
Der erst fünfte Präsident in der fast 100-jährigen Geschichte der FIS kann zudem damit rechnen, sehr schnell auch als Mitglied in das Internationale Olympische Komitee aufgenommen zu werden. In diesem exklusiven Gremium ist der mit Abstand grösste Wintersportverband nicht mehr mit Stimmrecht vertreten, seit Kasper im Oktober 2018 altershalber ausscheiden musste. Interesse am Präsidium der im bernischen Oberhofen domizilierten FIS haben viele. Namentlich hat sich seit der Bekanntgabe von Kaspers Rücktritt am Samstagnachmittag allerdings noch niemand aus der Deckung gewagt.
Einer, der zumindest in der Vergangenheit sein Interesse an diesem Amt nicht verhehlt hat, ist Urs Lehmann – was beim scheidenden FIS-Boss Kasper jedoch nicht gut ankam. Lehmann ist ehemaliger Abfahrts-Weltmeister (1993) und seit Juni 2008 Präsident von Swiss-Ski. Der 50-jährige, vielsprachige Aargauer hat zudem auch Führungserfahrung in der Privatwirtschaft vorzuweisen. Seit über einem Jahrzehnt ist er Geschäftsführer des Arzneimittel-Herstellers Similasan. Lehmann hat sich zu einer allfälligen Kandidatur noch nicht geäussert. Unklar ist zudem, wie gross sein Nachteil ist, dass die FIS durch Marc Hodler (von 1951 bis 1998) und zuletzt Kasper bereits seit über 68 Jahren von einem Schweizer geführt wird.
Viele Kandidaten
Die ersten zwei FIS-Präsidenten kamen aus Skandinavien. An diese Tradition könnte in erster Linie Mats Arjes anschliessen. Der 52-jährige Schwede, der dem FIS-Vorstand seit 2010 angehört und im letzten Jahr zum Vizepräsidenten aufstieg, wurde in den letzten Jahren regelmässig als Anwärter genannt. Arjes ist Präsident und CEO von Skistar, einem grossen schwedischen Wintersport-Unternehmen, und seit 2018 auch Präsident des Schwedischen Olympischen Komitees.
Eine Kandidatur überlegt sich zudem Michel Vion. Der 60-jährige Franzose, 1982 Weltmeister in der Kombination, ist seit Juni 2010 Präsident des französischen Skiverbands und seither auch wieder zurück im FIS-Vorstand.
Neben diesem Männer-Trio gibt es in der Person von Sarah Lewis eine Anwärterin. Die 54-jährige Britin ist seit fast zwei Jahrzehnten FIS-Generalsekretärin – und damit gleichzeitig in einer schwierigen Position. Kandidiert Lewis, dann könnte sie als unterlegene Konkurrentin unter dem neuen Präsidenten ihren Posten kaum behalten. Gleiches wird ihr wohl passieren, entschlösse sie sich trotz ihrer Ambitionen zum Verzicht, denn der neue Präsident würde sehr wahrscheinlich auch frischen Wind ins oberste FIS-Kader bringen wollen.