Sven Michel beendet seine erste Saison als Nummer 3 im Genfer Curlingteam von Skip Peter De Cruz mit dem 3. Rang an der WM in Lethbridge. Für ihn ist Bronze der Lohn für konstante Leistungen.
Sven Michel, Sie haben mit Ihrem Team den WM-Halbfinal gegen Kanada im Zusatz-End verloren, danach haben Sie dennoch eine Medaille errungen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Ausgang?
Sven Michel: Nach dem Halbfinal waren wir schon sehr enttäuscht. Vor allem, weil es zuletzt so knapp war und weil wir in diesem Match fast alles richtig gemacht hatten. Es war für uns nicht einfach, diese Niederlage zu verdauen. Aber am Ende haben wir doch noch eine Medaille gewonnen, und das ist sehr schön. Es ist sicher auch ein Lohn.
Im Halbfinal hatten Sie nicht nur den starken Gegner Kanada gegen sich, sondern auch das Publikum. Wie haben Sie diese besondere Partie erlebt?
Es war klar, dass die Kanadier das ganze Publikum im Rücken haben würden. Darauf muss man sich einfach gefasst machen. Die Arena war voll, und es war wirklich sehr laut. Trotzdem war das Publikum jederzeit fair. Die meisten Zuschauer verstehen ja das Curling. Sie feuern die eigene Mannschaft an, ohne gegen den Gegner zu sein.
Im Spiel um Platz 3 waren Sie zuerst noch 1:3 im Rückstand, Sie fingen von den Japanern ein Dreierhaus ein. Dachten Sie in dem Moment, dass Sie dieses Spiel auch noch verlieren und leer ausgehen würden?
Wir gerieten tatsächlich am Anfang unter Druck, und nach fünf Ends sah es nicht so gut aus. Aber mit dem tollen Viererhaus im 7. End hat alles gedreht. Jetzt sind wir auf jeden Fall sehr glücklich, dass wir die Medaille noch gewonnen haben.
Im November wurden Sie an den Europameisterschaften in Tallinn Sechste. Fünf Monate später haben Sie sich am wichtigeren Wettkampf auf den 3. Platz gesteigert. Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen ihren Leistungen an den beiden Turnieren?
Wir sind jetzt besser untereinander eingespielt als damals. Seither sind wir eindeutig weitergekommen. In Tallinn hatten wir ebenfalls einzelne gute Spiele wie jetzt. Aber es fehlte die Konstanz. Jetzt in Lethbridge hatten wir nicht mehr dieses Auf und Ab. Schlechte Spiele hatten wir hier nicht, vielleicht noch einzelne schwächere Phasen, zum Beispiel in der ersten Hälfte im Match gegen Italien (5:6-Niederlage nach Zusatz-End).
Sie kamen auf diese Saison neu zum Genfer Team, als Nachfolger von Claudio Pätz für die dritte Position.
Ich wurde sehr, sehr gut aufgenommen. Und es macht mir viel Spass, in diesem Team zu spielen.
Als Skip von Adelboden wurden Sie 2013 Europameister. Hat sich das Spitzencurling seither noch entwickelt?
Ja, das Niveau ist fast von Jahr zu Jahr gestiegen. Auch im Material ist das eine oder andere dazugekommen. In Lethbridge war das allgemeine Niveau sehr hoch.
Wenn Sie weiter an den grossen Meisterschaften dabei sein wollen, müssen Sie sich ja immer auch zuerst gegen die Konkurrenz in der Schweiz durchsetzen. Wie beurteilen Sie ihre Gegner in der Schweiz, zum Beispiel das junge Berner Team von Skip Yannick Schwaller?
Wir müssen auch national immer kämpfen, es wird einem nichts geschenkt. Das haben wir an der letzten Schweizer Meisterschaft gesehen. Das Team von Yannick Schwaller hat sich stark verbessert. Es ist in dieser Saison praktisch schon zu einem Topteam gereift.