Vor einem Jahr ist der Franzose David Poisson in einem Abfahrts-Training tödlich verunglückt, weil die Piste nicht genügend gesichert war. Doch seither hat sich offenbar kaum etwas verändert.
Beat Feuz sagt, dass er seit dem Unfall eine erhöhte Sensibilität beim Thema Sicherheit spüre, geändert habe sich aber nichts. «So geschmacklos es klingt, aber man muss das verdrängen können», meint der Schweizer «Kugelblitz» im «Tages Anzeiger». Bei Carlo Janka klingt es ähnlich: «Der Athlet wird so erzogen, über diese Dinge hinwegzusehen.» Aus Fahrer-Sicht sind solche Aussagen verständlich – würden sie andere Gedanken zulassen, sie könnten ihren Beruf nicht weiter ausführen.
Patrick Küng: «Wo bleibt da die Sicherheit?»
Patrick Küng war Markenkollege des im vergangenen Jahr tödlich verunglückten Poisson, bereits 2002 verlor er mit Werner Elmer einen Jugendfreund – Elmer verunglückte in einem FIS-Rennen. Küng sagt: «Wir trainieren täglich auf Pisten, die unzureichend gesichert sind. Auf den Gletschern besteht die Gefahr durch Gletscherspalten. Wo bleibt da die Sicherheit?» Tom Stauffer, Chefcoach der Schweizer, gibt zu, dass die Sicherheitsvorkehrungen bei den Trainingseinheiten nicht dem Standard im Weltcup entspreche.
Das Risiko fährt immer mit
Hannes Trinkl, er ist bei der FIS für die Speedwettbewerbe verantwortlich, weiss, dass sich eine Trainingsstrecke nicht wie ein Weltcuprennen sichern lässt. Der Weltmeister von 2001 empfiehlt, dass man auf breite Pisten ausweicht, denn dort könne die Sicherheit gewährleistet werden, «einige Unfälle wären vermeidbar». Er falle jeden Tag ohne Zwischenfälle erleichtert ins Bett. Warum tut er sich das an, mag er seinen Job überhaupt? «Manchmal denke ich: ‘Warum tue ich mir das an?’ Dann folgt ein schönes Rennen, und ich bin euphorisiert. Ich gehe emotional über hohe Gipfel und durch tiefe Täler», so Trinkl.
Da geht es ihm wohl genau gleich, wie den Athleten auch. Etwas darf bei der ganzen Thematik nicht vergessen gehen. Das Risiko wird immer mitfahren, ganz unabhängig von den Sicherheitsvorkehrungen, die die Piste umranden. Wer mit weit über 100 Stundenkilometern den Berg runterdonnert, bis zu 60 Meter weite Sprünge bewältigen muss, unter Umständen bei miserablen Sichtverhältnissen und ohne grossen Schutz, der lebt per se gefährlich. Patrick Küng sagt: «Der Realität darf man sich nicht verschliessen.»
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