Slalom Kranjska Gora Zenhäusern: «Keine Ahnung, wo ich da durchgefahren bin»

lbe

10.3.2019

Ramon Zenhäusern packte im zweiten Lauf sein ganzes Können aus.
Ramon Zenhäusern packte im zweiten Lauf sein ganzes Können aus.
Bild: Keystone

Ramon Zenhäusern deklassiert in Kranjska Gora die gesamte Slalom-Konkurrenz um über eine Sekunde. Im Ziel suchen Kontrahenten und der Walliser selbst nach Erklärungen für den Exploit.

Was Ramon Zenhäusern im zweiten Slalom-Lauf von Kranjsa Gora zeigt, ist schlichtweg sensationell. Nach dem ersten Durchgang noch Siebter, zaubert der 26-Jährige einen Traumlauf in den Schnee und stellt die unangetastete Laufbestzeit auf. Überflieger Hirscher, der gleich nach Zenhäusern fährt, verliert bei einer Fahrzeit von knapp 50 Sekunden deren 1,26. Der formstarke Henrik Kristoffersen büsst gar über 2 Sekunden ein.

Erfreuliche Randnotiz: Von den 30 in den zweiten Lauf gestarteten Fahrern halten nur deren zwei einigermassen mit Zenhäusern mit. Sandro Simonet (15.) und Reto Schmidiger (20.) verlieren auf die Laufbestzeit als einzige Athleten weniger als eine Sekunde.

Im Zielraum sucht Zenhäusern nach Worten. «Das ist unglaublich. Ich weiss auch nicht, was ich gemacht habe. Es ist wirklich ein ‹uhüere› Vorsprung. Keine Ahnung, wo ich da durchgefahren bin», sagt der 2-Meter-Hüne gegenüber «SRF». Die gleiche Frage beschäftigte auch Teamkollege Daniel Yule, der trotz Rückenproblemen auf den starken fünften Platz fuhr. «Ich muss den Lauf von Ramon nochmals genau anschauen, weil er hat sicher irgendwo zwei Tore ausgelassen. So schnell wie der gefahren ist.»

«Pfeifengrad» gesteckter Lauf

Vor einem Jahr feierte Zenhäusern in Kranjska Gora hinter den Dominatoren Hirscher und Kristoffersen seinen ersten Podestplatz im Slalom-Weltcup, nun steht er am selben Ort mit den gleichen Namen erneut auf dem Podest – aber zuoberst. «Ich glaube, ich sollte hier leben. Ich fühle mich so wohl hier», sagt der Walliser und findet dann doch noch eine Erklärung für den sensationellen Auftritt.

«Letztes Jahr drehte der zweite Lauf viel stärker. Heute war der zweite Lauf wirklich ‹pfeifengrad› gesteckt. Darum musste ich das Herz in die Hand nehmen und riskieren. Wenn es so gerade hinunter geht, hast du schnell die Tendenz, etwas auszuschwingen und ein bisschen sicher zu fahren.» Das ist ihm heute nicht passiert. «Ich habe mich getraut, ‹pfeifengrad› runter zu fahren.»

Hirscher zieht den Hut

Auch Marcel Hirscher war nach dem Rennen schwer beeindruckt vom Schweizer. «Ich kann nur den Hut ziehen. Es war ein Wahnsinn, was der Zenhäusern da geboten hat, wirklich sehr beeindruckend.» Als Wahnsinn lässt sich jedoch auch die Karriere des Österreichers beschreiben. Hirscher stellte mit seinem dritten Platz sicher, dass er zum achten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewinnt. «Ich glaub, dieser Rekord ist der wichtigste meiner Karriere. Das ist der Rekord, der mindestens noch acht Jahre halten wird und der für mich am meisten Gewicht hat.»

Marcel Hirscher sichert sich dank dem dritten Platz im Slalom zum achten (!) Mal in Folge den Gewinn des Gesamt-Weltcups.
Marcel Hirscher sichert sich dank dem dritten Platz im Slalom zum achten (!) Mal in Folge den Gewinn des Gesamt-Weltcups.
Bild: Keystone

Ob Hirscher nächste Saison versuchen wird, seine Serie auszubauen, steht derzeit allerdings in den Sternen. Auf die Frage, ob er dem Profi-Skisport erhalten bleibe, sagt der 30-Jährige: «Das kann ich hier und jetzt nicht beantworten. Es wird die bisher schwierigste Entscheidung in meinem Leben. Es ist mehr wie Leidenschaft, es ist eigentlich mein Leben.»

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