Warnung für Odermatt und Gut-Behrami Als Didier Cuche wegen eines Teamkollegen im letzten Rennen 99 Punkte verspielte

Sandro Zappella

21.3.2024

Didier Cuche muss mitansehen, wie Hannes Reichelt die Super-G-Kugel küsst.
Didier Cuche muss mitansehen, wie Hannes Reichelt die Super-G-Kugel küsst.
KEYSTONE

Am 13. März 2008 verspielt Didier Cuche im letzten Super-G der Saison 99 Punkte Vorsprung und muss die Kristallkugel Hannes Reichelt überlassen. Auch wegen eines Teamkollegen, der sich nicht an die Anweisungen hält.

Sandro Zappella

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  • Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt dürfen von je zwei weiteren Kristallkugeln träumen. Beide gehen mit komfortablen Vorsprüngen in die letzten Rennen der Saison.
  • Im März 2008 ging Didier Cuche gar mit 99 Punkten Reserve in den letzten Super-G der Saison. Doch der Schweizer wurde noch von Konkurrent Hannes Reichelt überholt.
  • Ausgerechnet Teamkollege Daniel Albrecht war damals dafür verantwortlich, dass Cuche kurz vor Rennende noch aus den Top 15 fiel und damit den Sieg in der Disziplinenwertung verpasste.

Die Schweizer Speed-Fahrer gehen mit grossen Vorsprüngen ins Weltcup-Finale in Saalbach. Lara Gut-Behrami und Marco Odermatt können beide noch die Kristallkugeln in Super-G und Abfahrt gewinnen und haben dabei eine schöne Punkte-Reserve.

Gut-Behramis Vorsprung im Super-G: 69 Punkte.

Gut-Behramis Vorsprung in der Abfahrt: 68 Punkte.

Odermatts Vorsprung im Super-G: 81 Punkte.

Odermatts Vorsprung in der Abfahrt: 42 Punkte.

Im Riesenslalom konnte Gut-Behrami taktieren, holte sich im letzten Rennen trotz des Sieges von Konkurrentin Federica Brignone mit Rang 10 die benötigten Punkte und sicherte sich so die kleine Kristallkugel.

Im Riesenslalom funktionierte das vorsichtige Fahren wunderbar, vor allem auch, weil Gut-Behrami zwei Läufe hatte, um zu taktieren. So hätte sie zu viel Vorsicht aus dem ersten Lauf im zweiten Durchgang noch korrigieren können. In den Speed-Disziplinen gibt es allerdings nur je einen Lauf, wird dieser verbremst, könnte das Rennen und damit die Kristallkugel futsch sein. 

«Ich bin der Trottel»

Für Gut-Behrami und Odermatt gibt es ein warnendes Beispiel aus dem eigenen Land: Didier Cuche. In der Saison 2007/08 ging er mit 99 Punkten Vorsprung auf Hannes Reichelt in den letzten Super-G der Saison. Das einzige Szenario, in dem der Österreicher die kleine Kristallkugel holen konnte, war ein eigener Sieg und eine Klassierung von Didier Cuche ausserhalb der Top 15. 

Und genau so kam es. Dider Cuche fuhr zu verhalten, rangierte sich am Schluss nur auf Rang 16, was ihm keine Punkte einbrachte. Nach dem Rennen bezeichnet sich Cuche sogar selbst als Trottel. Freude herrscht dafür bei Hannes Reichelt: «Die Chancen, die Kugel zu gewinnen, standen bestenfalls bei fünf Prozent.»

Vom Teamkollegen verdrängt

Es ging bei Hannes Reichelt tatsächlich alles auf, an diesem 13. März 2008 in Bormio. Der Österreicher gewinnt das Rennen und ist dabei gerade mal eine einzige Hundertstelsekunde schneller als Didier Défago. Reichelt hat seinen Teil – das Rennen zu gewinnen – schon mal erfüllt. Nun liegt es an Cuche, in die Top 15 zu fahren, um sich die kleine Kristallkugel zu sichern. Doch der Schweizer, mit Startnummer 21 unterwegs, fährt zu vorsichtig. Zwischenrang 12, jetzt beginnt das grosse Zittern. Cuche fällt immer weiter zurück, bis er schliesslich auf Rang 15 liegt. Wenn noch einer vor ihn fährt, verliert er die Kristallkugel. 

Es sind aber nur noch zwei Fahrer oben. Mit Nummer 27 Riesenslalom-Spezialist Ted Ligety, der im Super-G keine Gefahr ist. Und mit Nummer 26 Daniel Albrecht. Ein Schweizer Teamkollege. Die Schweizer Trainer haben Albrecht längst hochgefunkt, es langsam angehen zu lassen, um Cuche den Gewinn der Kugel nicht zu vermasseln. Doch Albrecht hört nicht, fährt mit einer Sekunde Rückstand auf den 10. Rang. Cuche ist nur noch auf Platz 16, Reichelt jubelt über die Super-G-Kugel.

Der damalige Schweizer Cheftrainer Martin Rufener kann es nicht fassen: «Dani muss begreifen, dass es im Verlauf einer Karriere Momente gibt, in denen man etwas für sein Team tun muss. Plan B war lanciert, er wusste, dass er bremsen sollte.»

Cuche macht Albrecht jedoch keinen Vorwurf, gibt sich selbst die Schuld dafür, zu langsam gefahren zu sein. «Skifahren ist ein Einzelsport. Ich allein bin der Trottel. Wenn es aufgegangen wäre, wäre ich der Held gewesen.»

Der Fall Didier Cuche aus der Saison 2008 dürfte ein Warnsignal für Gut-Behrami und Odermatt sein. Sie sind beide in einer vorzüglichen Ausgangslage. Verbremsen sie ihre Läufe nicht, darf die Schweiz von vier weiteren Kristallkugeln träumen.