«Gibt keine Entschuldigung» Britische Weltcupfahrerin kritisiert Skiverband FIS scharf

lbe

6.2.2024

Charlie Guest im WM-Slalom 2023 in Are im Einsatz.
Charlie Guest im WM-Slalom 2023 in Are im Einsatz.
Bild: Imago

Die britische Technikerin Charlie Guest kritisiert die FIS in einem öffentlich gemachten Brief scharf, weil es an der Junioren-WM für zwei Frauen-Rennen keine Live-Übertragung gibt. Guest erhält prominente Unterstützung, die FIS entschuldigt sich.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • An den Junioren-Weltmeisterschaften wurden alle Rennen per Live-Stream übertragen – bis auf den Slalom und den Riesenslalom der Frauen.
  • Das verärgert die britische Technikerin Charlie Guest, die einen Brief an die FIS auf Instagram veröffentlicht und darin klarmacht: «Es gibt keine Entschuldigung für das, was in dieser Woche geschehen ist.» 
  • Guest erhält zahlreiche Reaktionen, ehemalige und aktive Berufskolleginnen loben die Schottin für ihren Mut. Auch die FIS reagiert und entschuldigt sich.

Am vergangenen Wochenende gingen die Junioren-Skiweltmeisterschaften mit den Technik-Rennen bei Männern und Frauen zu Ende. Noch einmal schlug die Schweiz zu: Lenz Hächler wurde Slalom-Weltmeister, Anuk Brändli holte Slalom-Silber und Stefanie Grob wurde im Riesenslalom ebenfalls Zweite.

Wer die Talente allerdings im Live-Stream mitverfolgen wollte, konnte das nur bei den beiden Männer-Rennen tun. Riesenslalom und Slalom der Frauen wurden hingegen nicht gestreamt. Das ärgert Charlie Guest, eine britische Technik-Spezialistin, gewaltig.

Die 30-Jährige, die 2013 ihr Weltcup-Debüt gab und im Slalom einen 13. Rang in Schladming 2022 als Bestresultat vorzuweisen hat, veröffentlicht auf Instagram einen zweiseitigen Brief, der an die FIS adressiert ist. «Im Verlauf der Meisterschaft hatten wir fantastischen Zugang zu praktisch allen Rennen über den Live-Stream. Legendäre Kommentatorenstimmen und hervorragende Kameraarbeit verliehen einem solchen Ereignis das gebührende Spektakel», hat Guest auch lobende Worte für die Organisatoren.

«Eine schädliche Botschaft»

Dass aber die beiden Technik-Rennen der Frauen – im Gegensatz zu jenen der Männer – nicht gezeigt werden, kann die Schottin nicht verstehen. Diese Entscheidung – ob vom örtlichen OK oder der FIS getroffen – habe «eine schädliche Botschaft an alpine Rennfahrerinnen aller Altersgruppen gesendet. Und diese Botschaft lautet: Dass Athletinnen nicht geschätzt werden. Dass Athletinnen keinen Anspruch darauf haben, im Rampenlicht zu stehen. Dass unabhängig von deinem Können, deiner Entschlossenheit und Hingabe deine Karriere und Ergebnisse irrelevant und unwichtig sind.»

Zudem macht Guest darauf aufmerksam, dass eine solche Plattform vor allem in dieser Phase der Karriere von grosser Bedeutung ist. «Die entzogene Präsenz dieser Athletinnen bedeutet zweifellos einen Verlust an kommerziellem Wert, der für Sportlerinnen von entscheidender Bedeutung ist», schreibt Guest, die von der FIS gar eine Entschuldigung fordert: «Handlungen von schierer Ungleichheit in dem Ausmass, das wir gerade erlebt haben, sind in keiner Weise akzeptabel. (…) Sie tragen nur dazu bei, unserem Sport zu schaden. Es gibt keine Entschuldigung für das, was in dieser Woche geschehen ist.»

Zahlreiche Reaktionen und eine Entschuldigung der FIS

Guest erhält auf ihr deutliches Statement zahlreiche Reaktionen. Mikaela Shiffrin teilt ihren Beitrag, Lindsey Vonn kommentiert: «Vielen Dank, dass du aufgestanden bist und etwas gesagt hast! Das erfordert Mut! Es ist nicht die FIS, sondern tatsächlich das LOK (Lokale Organisationskomitee), das darüber entscheidet, was übertragen wird. Ich werde das weiterverfolgen.» Auch die zurückgetretene Anna Veith meldet sich zu Wort: «Gut gesagt, Charlie! Wir brauchen starke Frauen wie dich. Danke!» Und Aline Danioth schreibt: «Schön gesagt, Charlie!»

Auch die einstige Speed-Queen Lindsey Vonn kommentierte den Beitrag von Guest.
Auch die einstige Speed-Queen Lindsey Vonn kommentierte den Beitrag von Guest.
Bild: Instagram.com/charlieguesty/

Die FIS reagiert ebenfalls und entschuldigt sich: «Wir erkennen an, dass dies nicht im Einklang mit den Werten der FIS hinsichtlich gleicher Chancen und Geschlechterausgewogenheit steht. Bei der FIS hätten wir uns stärker dafür einsetzen sollen, den Frauen die gleichen Möglichkeiten zur Präsentation zu bieten wie den Männern. Wir nehmen dein Feedback als Erinnerung daran, uns weiterhin für eine beschleunigte Förderung der weiblichen Beteiligung einzusetzen.»