Fluor-Verbot im Ski-Weltcup Vorteil statt Disqualifikation: Wie die Schweiz die Konkurrenz im Labor abhängen will

Sandro Zappella & Ronja Zeller, St. Moritz

12.12.2023

Wie Swiss Ski die Konkurrenz im Labor abhängen will

Wie Swiss Ski die Konkurrenz im Labor abhängen will

Seit dieser Saison ist fluorhaltiger Wachs im Ski-Weltcup verboten. Bei Swiss Ski entwickelt man derweil im Labor eine eigene Wachsmischung, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

11.12.2023

Seit dieser Saison ist fluorhaltiger Wachs im Ski-Weltcup verboten. Bei Swiss Ski tüftelt man derweil im Labor weiter an der eigenen Wachsmischung, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Sandro Zappella & Ronja Zeller, St. Moritz

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im Ski-Weltcup ist der Gebrauch von fluorhaltigem Wachs verboten und kann zur Disqualifikation führen.
  • Bei Swiss Ski säubert man die Ski deshalb gründlich und hat zudem ein eigenes Messgerät, um kein Risiko einzugehen.
  • Da fluorhaltiger Wachs bei gewissen Bedingungen deutlich effektiver ist, forscht man im Labor, um die perfekte Wachsmischung zu finden.

«Es ist eigentlich ganz klar verboten, man darf kein Fluor-Produkt mehr anwenden», erklärt Dani Züger, Leiter vom Technologiezentrum von Swiss Ski. Im Sommer entschied der internationale Ski-Verband (FIS), den umweltschädlichen, fluorhaltigen Wachs zu verbieten. 

Mit diesem neuen Reglement stellt die FIS die Service-Männer im Ski-Weltcup vor eine grosse Herausforderung. «Vor allem auch für die Serviceleute, die seit 20 Jahren dabei sind. Weil die hatten so viel Erfahrung mit Fluor-Wachs. Die mussten sich umstellen», so Züger.

Die neuen Produkte ohne Fluor seien sehr schwierig anzuwenden. «Der Einsatzbereich ist viel kleiner geworden. Man muss die Schneetemperaturen und Schneefeuchtigkeit sehr genau kennen, damit man nicht verwachst. Beim Fluor vorher konnte man das etwas überdecken. Dort war es nicht so heikel.» Im alpinen Ski-Bereich sei zu 80 bis 85 Prozent mit Fluor-Wachs gearbeitet worden.

Ein erstes bekanntes Opfer im Sommer

Die Zeiten des Fluor bei der Ski-Präparation sind nun aber vorbei. Und wie ernst es die FIS meint, unterstrich sie gleich beim ersten Rennen der Saison in Sölden. Dort überschritt der Ski der Norwegerin Ragnhild Mowinckel den erlaubten Wert, die 31-Jährige wurde nach dem ersten Lauf disqualifiziert. Die Bilder der weinenden Mowinckel gingen um die Welt.

Es konnte befürchtet werden, dass sich Fluor-Disqualifikationen durch die Saison ziehen und den Weltcup überschatten. Dem war jedoch nicht so, die Disqualifikation von Mowinckel blieb bisher die einzige.

Alte Rennski als grosse Gefahr

Bei Swiss Ski ist das Thema aber dennoch allgegenwärtig. Zwar wird Fluor nicht mehr verwendet, es besteht aber dennoch die Gefahr, dass die Ski noch Fluor-Spuren haben. Züger erklärt, weshalb: «Es geht darum, dass die Serviceleute ihre alten Rennski, die viel mit Fluor gewachsen wurden, testen, ob diese genug gereinigt wurden.»

Man musste deshalb über den Sommer die alten Rennski, die noch viel Fluor im Belag hatten, auswachsen. «Das heisst, immer wieder mit Non-Fluor-Wachs wachsen und abziehen, um quasi den Fluorgehalt im Belag herauszuholen und diesen auf null zu bringen.» So wird verhindert, dass die Ski noch Rückstände aufweisen, die zu einer Disqualifikation führen würden.

Um auf Nummer sicher zu gehen, hat Swiss Ski selbst ein Messgerät. «Wir nehmen das immer ins Hotel mit, wo die Serviceleute sind. Jeder Servicemann kommt bei mir vorbei, bringt seinen Ski, den er am nächsten Tag einsetzen möchte, und wir kontrollieren ihn nochmal schnell», so Züger, der für alle Pool-Serviceleute, die von Swiss Ski angestellt sind, zuständig ist.

Daniel Züger zeigt, wie sein Messgerät funktioniert.
Daniel Züger zeigt, wie sein Messgerät funktioniert.
Keystone

Ein Problem bleibt aber noch: Wie ersetzt man nun den Fluor-Wachs? Denn Swiss Ski verwendet seit drei Jahren einen eigens entwickelten Wachs: «Auch wir haben Fluor-Wachs produziert in den letzten Jahren», so Züger der gleich vorrechnet, was das fehlende Fluor ausmachen kann: «Wenn es jetzt wirklich die Fluorverhältnisse sind, nasser Schnee, auch noch mit Schmutz, dann macht das auf eine Minute und zwanzig Sekunden etwa einen Unterschied von vier Zehnteln.» 

Damit die Schweiz auch in Zukunft ohne Fluor konkurrenzfähig ist, wird weiter fleissig geforscht: «Wir haben ein eigenes Labor. Ein Chemiker entwickelt dort Spezial-Mischungen, um einen Vorteil gegenüber den anderen Nationen rauszuholen.»