Neuer blue Sport Experte Alain Sutter: «Nach St.-Gallen-Abgang brauchte ich viel Schlaf» 

Andreas Böni

22.8.2024

blue Sport Experte Alain Sutter über St.Gallen-Aus und Hoeness-Spitze

blue Sport Experte Alain Sutter über St.Gallen-Aus und Hoeness-Spitze

Alain Sutter ergänzt das hochkarätige Expertenteam von blue Sport und spricht im ausführlichen Interview über das Aus beim FC St.Gallen, den Schlagabtausch mit Uli Hoeness und seine zukünftigen Pläne.

21.08.2024

Er spielte für Bayern München und ist eine Legende in der Nati: Nun wird Alain Sutter (56) Experte bei blue Sport in der Champions League. Was er über einen legendären Schlagabtausch mit Uli Hoeness sagt und wie er seine Freistellung beim FC St.Gallen verdaut hat.

Andreas Böni

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Zum Start der Champions League verstärkt sich blue Sport mit einem prominenten Neuzugang: Alain Sutter ergänzt das hochkarätige Expertenteam.
  • Im exklusiven Interview spricht Sutter über die schwierige Zeit nach seiner Freistellung beim FC St.Gallen und zukünftige Ziele. Zudem verrät der 56-Jährige, welche Mannschaft für ihn der Favorit auf den Champions-League-Triumph ist.

Alain Sutter, Sie werden neuer Champions-League-Experte von blue Sport. Was kann man von Ihnen erwarten?

Alain Sutter: Sicher, dass ich mit sehr viel Enthusiasmus wieder dabei sein werde. Ich freue mich, wieder in dieses Metier einzusteigen. Ich habe es 14 Jahre lang bei SRF gemacht und jetzt seit fast sieben Jahren nicht mehr. Ich freue mich sehr, Teil von Eurem Team zu sein.

Wie haben Sie blue Sport als Exponent im Fussball von aussen wahrgenommen?

Ich habe sehr viel Fussball geschaut bei euch. Ich habe blue Sport immer als sehr bereichernd und auch sehr locker wahrgenommen. Ihr berichtet in einer guten Art und Weise, fachlich sehr fundiert, aber trotzdem in einer entspannten, lockeren Atmosphäre. 

Was sind die internationalen Teams, die Sie packen?

Es sind schon die ganz Grossen, die für mich prägend sind, was die Art und Weise des Fussballs anbelangt. Manchester City unter Pep Guardiola, Liverpool unter Jürgen Klopp, sicher auch Leverkusen mit Xabi Alonso. Real Madrid ist eine Mannschaft, die fussballerisch nicht so prägend ist – aber Real spielt einfach schön und brutal erfolgreich. 

Wer ist Ihr Favorit auf den Champions-League-Sieg?

Es sind die üblichen Verdächtigen. Aber für mich ist und bleibt Manchester City die Mannschaft, die man schlagen muss. Der Titel läuft über sie.

Wie verfolgen Sie Ihren Ex-Klub Bayern München?

Es ist spannend, wie sich der Klub entwickelt hat, in welche Richtung es geht. Wie bei jedem Verein gibt es Aufs und Abs, aber die Aufs und Abs bei Bayern München sind dann schon auf einem sehr, sehr hohen Niveau.

Die handelnden Personen von damals, Uli Hoeness oder Karl-Heinz Rummenigge, haben auch heute noch etwas zu sagen.

Grundsätzlich sind solche Übergangsphasen am schwierigsten für einen Verein. Phasen, in der die Leute, die so lange prägend waren, ihren Posten aufgegeben haben, aber trotzdem noch dabei sind, während die Neuen kommen und frei gestalten sowie ihre eigenen Ideen einbringen wollen. Wenn die alte Garde trotzdem noch involviert ist, das ist nicht ganz so einfach. Das sieht man immer wieder bei Vereinen, dass es in dieser Phase des Umbruchs meistens ein bisschen harzt.

Für einen Max Eberl ist es ja nicht so einfach, wenn du einen Uli Hoeness hast, der Interviews gibt, die ihn unter Druck setzen.

Das ist ein Teil, der dann dazugehört. Bayern München ist dank Uli Hoeness dort, wo man ist. Er hat unglaubliche Arbeit abgeliefert und ein grosses Know-how. Er ist zudem beliebt bei den Journalisten. Man lädt ihn gerne ein, weil er einfach sagt, was er denkt. Das ist eine Gegebenheit, von der ich 100-prozentig überzeugt bin, dass Max gewusst hat, auf was er sich einlässt. Er weiss, dass Uli Hoeness sagt, was er denkt.

Das kennen Sie auch. Sie lieferten sich mit ihm einen legendären Schlagabtausch. Uli Hoeness kritisierte einmal Ihre Ernährung: «Sutter muss nur mal ab und zu auf sein Müsli verzichten und sich einen ordentlichen Schweinebraten einverleiben.» Sie konterten: «Wie man aussieht, wenn man zu viel Schweinebraten isst, sieht man an Herrn Hoeness.» Wie oft wurden Sie darauf angesprochen?

Sehr oft. Ich bin auch einer, der sagt, was er denkt. Aber es ist auch so, dass ich, als ich das gesagt habe, nachher zu Uli Hoeness bin und gesagt habe, dass das nicht die schlauste Antwort war und es mir leid tut. Das war dann auch zwischen uns nie ein Problem. Das war dann auch vorbei. Aber das ist ein Teil, der zu mir gehört hat und immer noch gehört, dass ich sage, was ich denke.

Haben Sie sich damals wirklich so extrem ernährt?

Man muss den Kontext sehen. Es war extrem für das Umfeld. Aber ich habe mich so ernährt, wie sich heute praktisch jeder Profisportler, auch Fussballer, ernähren. Ich war einfach der Zeit ein Stück weit voraus. Für diese Zeit war es vielleicht extrem. Ich habe ganz, ganz viele Sachen ausprobiert. Ich habe mich sehr interessiert und auch informiert über die Ernährung. Das war damals noch kein grosses Thema. Ich hatte auch keine Ernährungsberater oder Leute, die mir wirklich helfen konnten.

Was haben Sie denn gegessen?

Ich hatte nie eine spezielle Richtung, sondern habe immer wieder verschiedene Dinge ausprobiert. Um die Performance zu steigern. Denn mir war relativ schnell bewusst, dass mein Körper mein Kapital ist und ich gut auf ihn schauen muss. Ich hatte keine Konstitution wie ein Elefant, wie es andere Fussballer hatten, die machen konnten, was sie wollten. Bei mir haben Schlaf, Regeneration und Ernährung immer viel ausgemacht.

Wenn man so eine Aussage von Uli Hoeness in der Zeitung liest, ist das schon ein Schock, als relativ junger Spieler, oder?

Nein, ich habe das nicht in der Zeitung gelesen, sondern Uli hat es Journalisten gesagt. Und die haben mich dann im Interview darauf angesprochen – und bekamen eine spontane Antwort. Es war nicht so, dass ich es irgendwo gelesen habe und lange überlegt habe, bis mir dieser Spruch in den Sinn kam. Sondern es war ein ganz spontaner Spruch zu diesem Zeitpunkt.

Reden wir über die letzte Zeit. Vor ein paar Monaten wurden Sie beim FC St.Gallen entlassen. Wie haben Sie es verdaut?

Nun, ich bin freigestellt und nicht entlassen worden. Aber es war ein Schock. Ich habe das schon ein paar Mal gesagt, es kam überraschend. Ich habe sechs Jahre lang viel Herzblut gegeben. Wir waren sehr erfolgreich, wir waren zu diesem Zeitpunkt auch auf dem zweiten Rang. Es gibt viele Leute beim FC St.Gallen, die mir ans Herz gewachsen sind, die ich gerne hatte. Ich ging jeden Tag sehr gerne in den Kybunpark, um zu arbeiten. Es hat eine Zeit gebraucht, um das Ganze zu verdauen. Die sechs Jahre waren sehr intensiv. Das habe ich im Nachhinein auch gemerkt. Ich habe viel Schlaf gebraucht. Von daher ist das ein Prozess. Ich weiss es nicht, ob er abgeschlossen ist, aber es ist sicher so, dass ich es akzeptiert habe. Ich schaue mittlerweile auch vorwärts und freue mich auf neue Aufgaben, die auf mich warten.

Brauchten Sie erst Abstand vom Fussball?

Nein, ich habe alles eigentlich ganz normal weiterverfolgt. Fussball interessiert mich. Es waren mehr innere Prozesse, die stattgefunden haben, ganz persönliche Prozesse, die mit dem Fussball selber eigentlich überhaupt nichts zu tun haben.

St.Gallen-Spiele können Sie sich anschauen?

Ja, ja, ganz normal. Es ist ja auch spannend für mich, es weiter zu verfolgen. Ich habe immer gesagt, dass man die Arbeit, die ich mache, oder die von den Leuten gemacht wird, eigentlich erst im Nachhinein beurteilen kann. Für mich war es spannend, zu sehen, wie stabil das ist, was ich aufgebaut habe. Von dem her interessiert es mich natürlich schon sehr, wie es in St.Gallen weitergeht. Das ist ganz normal.

Geht es von den Emotionen her?

Ja, selbstverständlich. Ich kenne dort praktisch alle. Die Einzigen, die neu sind, sind der Sportchef und das Trainerteam. Emotional habe ich da null Probleme. 

Was wollen Sie denn als Nächstes machen? Suchen Sie eine neue Aufgabe als Sportchef?

Willst Du Gott zum Lachen bringen? Dann erzähl ihm von deinen Plänen ... Das Ziel ist von mir ganz klar, nochmal im Fussball tätig zu sein, in dieser Position tätig zu sein. Ich habe in diesem Job in sechs Jahren das Gefühl bekommen, dass ich dort am richtigen Ort bin und dass ich die Qualitäten, die man für so einen Job braucht, habe. In der St.Gallen-Zeit war es sehr erfolgreich, ob das sportlich oder wirtschaftlich war. Ich kann das in die Waagschale werfen und beim einen oder anderen Projekt dabei sein. Wie es rauskommt, steht in den Sternen. 

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